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International
24.05.2019, 06:4424.05.2019, 07:19
Zwei Tage vor dem Haupttag der
Europawahl gehen weltweit erneut Menschen für eine bessere
Klimapolitik auf die Straße. Bei der zweiten Auflage ihres
Großprotests planen die Organisatoren des Netzwerks Fridays for
Future an diesem Freitag Kundgebungen an mehr als 1600 Orten in über
120 Ländern. Mindestens 218 deutsche Städte von Flensburg bis nach
Lindau im Bodensee sind dabei, so viele wie in keinem anderen Land.
Allein zur Demonstration vor dem Brandenburger Tor in Berlin sind nach Polizeiangaben 10.000 Teilnehmer angemeldet. Auch in der Hamburger Innenstadt werden rund 10.000 Demonstranten erwartet.
Nach dem Vorbild der Schwedin Greta Thunberg gehen Schüler und junge Studierende seit Monaten freitags –während der Schulzeit – für mehr Klimaschutz auf die Straße. Dass die Proteste während der Unterrichtszeit stattfinden, hat in Deutschland zu einer Debatte geführt. Mittlerweile haben sich aber auch Eltern, Wissenschaftler und andere den Demonstrationen angeschlossen.
Nun findet der Klimaprotest zum zweiten Mal im Großformat statt.
An der ersten Auflage am 15. März hatten sich nach Angaben der
Veranstalter weltweit etwa 1,9 Millionen Menschen beteiligt, wie aus
einer Liste von Fridays for Future hervorgeht.
Der zweite Klimaprotesttag wurde akribisch vorbereitet, wie
Thunberg, die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer und Mitstreiter aus
aller Welt in einem Gastbeitrag in der "Süddeutschen Zeitung"
schrieben:
"Wir haben zahllose Stunden organisiert und mobilisiert, in denen wir auch einfach mit unseren Freunden herumhängen oder für die Schule hätten lernen können."
Sie riefen Erwachsene auf, sich den
jungen Demonstranten anzuschließen.
Fridays for Future fordert, dass die Politik beim Thema Klima auf
die Wissenschaft hört, die Ziele des Pariser Weltklimaabkommens
einhält und mit entschiedenen Maßnahmen dazu beiträgt, die
Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen. Schon heute ist es auf
der Erde etwa ein Grad Celsius wärmer als vor der Industriellen
Revolution.
Der zweite sogenannte globale Klimastreik nahm wegen der
Zeitverschiebung seinen Anfang in Neuseeland. Nach asiatischen
Ländern wie Indien und Indonesien wird dann auch in allen 28
EU-Staaten sowie in mehreren afrikanischen Staaten demonstriert, ehe
Nord-, Mittel- und Südamerika dran sind.
Der Bewegung geht es diesmal unter anderem um die Europawahl.
Thunberg, die als 16-Jährige wie viele Anhänger der Bewegung noch
nicht wahlberechtigt ist, rief junge Stimmberechtigte zum Urnengang
auf. Wer auf die Klima- und Umweltkrise aufmerksam machen wolle und
sich um die künftigen Lebensbedingungen sorge, für den sei die
Stimmabgabe eines der wirksamsten Mittel, sagt sie in ihrer Instagram-Story:
"Das hier ist deine Chance, als junger europäischer Staatsbürger dabei Mitsprache zu haben, welche Angelegenheiten in den nächsten fünf Jahren Priorität in der EU haben werden."
Fridays for Future schrieb dazu: "Nutzt eure Stimme, wenn ihr
eine habt, weil wir Millionen junge Leute sind, die keine haben."
Grünen-Politiker in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und
Brüssel wollen mit der Initiative Politics for Future eine
überparteiliche Allianz für mehr Klimaschutz bilden. Sie soll eine
politische Antwort auf die Forderungen von Fridays for Future geben.
Die Politik müsse den jungen Menschen "endlich zeigen, dass sie die
Herausforderung gemeinsam und europäisch annimmt", sagte die
Mitgründerin Lisa Badum, klimapolitische Sprecherin der Grünen im
Bundestag, der Deutschen Presse-Agentur. Die Klimaaktivistin Neubauer
ist zwar Grünen-Mitglied, kritisiert aber deren klimapolitische Ziele
als nicht ehrgeizig genug.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat unterdessen eine
entschlossenere Klimapolitik der Bundesregierung gefordert. "Wir
brauchen Entscheidungen, in der Klimapolitik wie anderswo", sagte er
dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Deutschland habe
sich bereits unter der Ägide von Angela Merkel als Umweltministerin
in den 1990er Jahren in Kyoto zu Klimazielen verpflichtet.
"Es geht nicht, dass man Vereinbarungen trifft, und sie dann
nicht erfüllt. Ich kann verstehen, dass junge Leute das nicht
akzeptieren", sagte Schäuble.
"Es ist gut, dass junge Leute Druck machen. Das ist ein Mut machendes Zeichen und es kann für Bewegung sorgen."
Wolfgang Schäuble.
Die Regierung dürfe in der Klimapolitik auch nicht vor
Entscheidungen zurückschrecken, die als Belastung aufgefasst werden
könnten.
(hd/dpa)
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