Die erste Mars-Mission der Vereinigten Arabischen Emirate ist erfolgreich gestartet. Nach zweimaligem Aufschub wegen schlechten Wetters hob die japanische Rakete mit der Sonde "Al-Amal" ("Hoffnung") an Bord in der Nacht zum Montag um 23.58 Uhr MESZ vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima ab. Fast genau eine Stunde nach dem Start koppelte sich die Sonde dann von der Trägerrakete ab – was Applaus im japanischen Kontrollzentrum auslöste.
Nach den Plänen der Emirate soll die Sonde im Februar 2021 mit der Umrundung des Roten Planeten beginnen. Insgesamt soll sie ihn ein ganzes Mars-Jahr lang umkreisen, was 687 Tagen auf der Erde entspricht. Dabei soll die Sonde ein umfassendes Bild von der Atmosphäre des Planeten und seiner meteorologischen Dynamik liefern. Wegen der derzeit günstigen Lage des Mars zur Erde planen auch die USA und China noch für diesen Monat den Start eigener Mars-Missionen.
In den Emiraten löste der erfolgreiche Start der Mars-Mission großen Enthusiasmus aus. Es sei ein "unbeschreibliches Gefühl" gewesen, den Start zu verfolgen, sagte die stellvertretende Projektleiterin Sarah Al-Amiri. "Dies ist die Zukunft der Vereinigten Arabischen Emirate", sagte sie dem Sender Dubai TV.
Die Mars-Mission wird in dem arabischen Land als großes patriotisches Ereignis zelebriert. Stunden vor dem Start wurde in Dubai der Burdsch Chalifa – der höchste Wolkenkratzer der Welt – in einem symbolischen Countdown angestrahlt. Die Regierung der Emirate bezeichnete den Start der Mars-Sonde im Internetdienst Twitter als "Botschaft des Stolzes, der Hoffnung und des Friedens an die arabische Region".
Bisher gelangen nur den USA, Indien, der früheren Sowjetunion und der Europäischen Weltraumagentur (ESA) Mars-Missionen. Die Emirate stecken einen immer größeren Anteil ihrer Erdöleinnahmen in neue Technologien und Weltraumprojekte. So schickte das Land im September einen ersten Astronauten ins All. Auch betreibt es ein erfolgreiches Satellitenprogramm.
Die Reise der Mars-Sonde betrachten die Emirate als Vorstufe zu einem noch viel ehrgeizigeren Ziel: der Errichtung einer Siedlung auf dem Mars bis etwa zum Jahr 2117. Im Unterschied zu den für die nächste Zeit geplanten Missionen der USA und China soll die arabische Sonde aber nicht auf dem Roten Planeten landen.
Die Missionen wollen sich die Tatsache zunutze machen, dass die Entfernung zwischen Erde und Mars mit rund 55 Millionen Kilometern derzeit am geringsten ist. So nah kommt der Rote Planet der Erde nur alle 26 Monate.
China will seinen kleinen ferngesteuerten Mars-Rover bis zum kommenden Wochenende auf die Reise schicken und damit erstmals den Mars erreichen. Sein Name "Tianwen" bedeutet "Fragen an den Himmel".
Das ehrgeizigste Vorhaben verfolgt die US-Weltraumbehörde Nasa. Ihr Rover soll ein ganzes Mars-Jahr auf dem Planeten verbringen und trägt daher den Namen "Perseverance" - "Ausdauer". Durch das Sammeln von Gesteins- und Bodenproben im bislang unerforschten Jezero-Krater soll die Mission Rückschlüsse auf mögliche frühere Lebensformen auf dem Mars ermöglichen.
Die russisch-europäische Mission "ExoMars" wurde hingegen wegen technischer Schwierigkeiten und der Corona-Pandemie von diesem Sommer auf das Jahr 2022 verschoben. Auch Indien bereitet eine weitere Mars-Mission vor, Japan will 2024 eine Sonde zum Mars-Mond Phobos schicken.
(lin/afp)