Eine Frau geht an einem eingestürzten Gebäude in Jeremie vorbei.Bild: AP / Matias Delacroix
International
19.08.2021, 10:5919.08.2021, 12:07
Die Zahl der bestätigten Todesopfer des Erdbebens
in Haiti vom Samstag ist um fast 250 auf 2189 gestiegen. Weitere 332
Menschen wurden vermisst, wie die haitianische Zivilschutzbehörde am
Mittwochabend mitteilte. Mindestens 12.268 Menschen seien
bei dem Beben der Stärke 7.2 am Samstag verletzt worden.
Dringend benötigte Hilfe erreichte die betroffene Region nur
schleppend. Nach örtlichen Medienberichten gab es Gegenden, in denen
die Überlebenden des Bebens verzweifelt auf Unterstützung warteten.
In der betroffenen Region im Südwesten des Karibikstaates fehlte es
am Nötigsten.
Die Region leidet unter Bandenkriegen
Wie die Regierung mitteilte, fuhren am Mittwoch mehr als zehn
Lastwagen mit Hilfsgütern dorthin. Zuvor war nach UN-Angaben
ausgehandelt worden, dass Hilfskonvois die Hauptstraße zwischen der
Hauptstadt Port-au-Prince und dem Süden des Karibikstaates befahren
dürfen, die von Banden kontrolliert wird. Deren Kämpfe um Territorium
legen Teile von Port-au-Prince immer wieder lahm und trieben laut UN
allein im Juni rund 15.000 Menschen in die Flucht.
Die Direktorin der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (Paho),
Carissa Etienne, teilte mit, die Gesundheitseinrichtungen im
Erdbebengebiet seien überlastet, 20 von ihnen seien durch das Beben
beschädigt und vier zerstört worden. Der Bedarf an medizinischem
Personal, Medizin, Ausrüstung und Patiententransport sei immens.
Etienne rief die internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf. Haitis
ohnehin stark unterfinanziertes Gesundheitssystem war schon vor dem
Beben aufgrund der sich zuletzt verschlimmernden Corona-Pandemie
überstrapaziert gewesen.
Der Tropensturm "Grace" ist in Haiti eingetroffen
Der Chef des Zivilschutzes, Jerry Chandler, räumte im Radiosender
Magik9 Verzögerungen bei der Verteilung von Hilfsgütern ein, wie die
Zeitung "Le Nouvelliste" berichtete. Er begründete dies demnach mit
der schwierigen Organisation, die durch den Durchzug des Tropensturms
"Grace" in der Nacht zum Dienstag zusätzlich erschwert worden sei.
Dieser hatte mancherorts Überschwemmungen verursacht und zahlreichen
Überlebenden zugesetzt, die im Freien schliefen.
Das Beben hatte sich am Samstagmorgen nahe der Gemeinde
Saint-Louis-du-Sud in einer Tiefe von rund zehn Kilometern ereignet.
Nach Angaben des Zivilschutzes wurden knapp 53.000 Häuser zerstört
und gut 77.000 beschädigt. Laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef waren
1,2 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen.
Bei dem letzten großen Erdbeben kamen rund 220.000 Menschen um
Es traf ein Land, in dem viele Menschen in bitterer Armut leben und
das für Naturkatastrophen besonders anfällig ist. Die Erdbebenregion
wurde im Jahr 2016 von Hurrikan "Matthew" verwüstet – mehr als 500
Menschen starben. Bei einem Erdstoß der Stärke 7,0 im Januar 2010,
dessen Zentrum nahe der dicht besiedelten Hauptstadt lag, waren mehr
als 220.000 Menschen ums Leben gekommen. Ein großer Teil der für den
Wiederaufbau bestimmten Mittel kam bei der Bevölkerung nicht an,
unter anderem wegen Korruption und Verschwendung. Das Land erlebt
außerdem eine tiefe politische Krise, die sich durch die Ermordung
des Präsidenten Jovenel Moïse am 7. Juli noch verschärft hat.
(lfr/dpa)
Rolf Mützenich ist der Fraktionschef der SPD. In zahlreichen Debatten spricht er für seine Partei im Bundestag. Mützenich ist bekannt für seine Friedenspolitik, gleichzeitig half er aber auch bei der Durchsetzung des Sondervermögens für die Bundeswehr.