Joe Biden bei seinem Auftritt in einer Kirche in Kenosha.Bild: AP / Carolyn Kaster
International
Der demokratische Präsidentschaftskandidat
Joe Biden hat in der von Protesten erschütterten Stadt Kenosha ein
konsequentes Vorgehen gegen Rassismus in den USA versprochen. "Der
tief sitzende Rassismus ist institutionalisiert in den USA, er
existiert immer noch, schon seit 400 Jahren", sagte Biden am
Donnerstag. Jetzt sei die Chance, dagegen anzugehen.
Er werde für die vollständige Gleichberechtigung der Schwarzen kämpfen, kündigte Biden an. Trump hingegen, so Biden, würde durch Äußerungen "Hass und Rassismus legitimieren".
Die Proteste in Kenosha, die zum Teil von Ausschreitungen
begleitet wurden, waren von sieben Schüssen in den Rücken eines
schwarzen Amerikaners bei einem Polizeieinsatz ausgelöst worden. Der
29-jährige Familienvater Jacob Blake überlebte schwer verletzt.
Zwei Tage vor Biden hatte US-Präsident Donald Trump die Stadt
besucht. Er traf sich mit Vertretern von Sicherheitskräften und
verurteilte die Krawalle, bei denen Gebäude und Autos brannten als
anti-amerikanisch und inländischen Terrorismus. Auf das Vorgehen der
Polizei als Ausgangspunkt der Proteste ging er nicht ein. Auf Anfrage
eines Reporters sagte Trump auch, dass es in den USA aus seiner Sicht
keinen systematischen Rassismus gebe.
Biden trifft Familie von Opfer von Polizeischüssen
Biden, der Vize von Präsident Barack Obama war und bei der
schwarzen Bevölkerung populär ist, versprach hingegen, die "Ursünde"
Amerikas anzugehen: "Es ist die Ursünde der Sklaverei und all ihre
Überreste." Das Land sei bereit dafür, zeigte sich Biden überzeugt.
Und wenn nicht, sei das etwas, wofür es sich zu kämpfen lohne, selbst
wenn man verlieren sollte.
Vor dem Auftritt in Kenosha traf sich Biden mit Blakes Familie.
Das Gespräch mit seinem Vater und Schwestern dauerte nach Angaben von
deren Anwalt rund eineinhalb Stunden. Auch Blake habe sich aus dem
Krankenhaus zugeschaltet, sagte Biden. "Er sprach davon, wie er sich
durch nichts besiegen lassen wird. Wie er nicht aufgeben wird, egal,
ob er wieder laufen kann oder nicht."
Blake ist nach den Schüssen, die seine Wirbelsäule verletzten,
von der Hüfte abwärts gelähmt. Auf dem Video eines Augenzeugen war zu
sehen, wie Blake bei dem Polizeieinsatz um ein Auto geht, während ihm
zwei Polizisten mit gezogenen Waffen folgen. Eine davon ist auf
seinen Rücken gerichtet. Nachdem Blake die Fahrertür öffnet und sich
hineinbeugt, ist zu sehen, wie einer der Polizisten ihn am Shirt
packt und sieben Mal schießt.
Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates
Wisconsin, die in dem Fall ermittelt, wurde im Auto auf dem Boden der
Fahrerseite ein Messer gefunden. Die Ermittler machten bisher aber
keine weiteren Angaben dazu, ob das Messer eine Rolle in dem
Geschehen spielte. Die Polizisten hätten zuvor versucht, Blake mit
einem Elektroschocker zu betäuben, das sei aber misslungen, hieß es.
Justizminister William Barr hatte am Mittwoch in einem TV-Interview -
ohne weitere Details zu erwähnen - gesagt, Blake sei dabei gewesen,
eine Straftat zu begehen und sei bewaffnet gewesen. Auf dem Video ist
keine Waffe in seiner Hand zu erkennen, solange er zu sehen ist.
Biden sagte vor der Reise nach Kenosha, der Polizist, der auf
Blake geschossen habe, sollte seiner Ansicht nach angeklagt werden -
auch wenn letztlich die Ermittlungen ihren Weg gehen
müssten.
(dpa-afxp)
Seit Dienstag ist es offiziell: Friedrich Merz ist der Kanzlerkandidat der Union. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz verkündete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, dass er zugunsten von Merz auf eine Kandidatur verzichten werde: "Die K-Frage ist entschieden. Friedrich Merz macht's. Ich bin damit fein und unterstütze es ausdrücklich."