Ausländische Hilfe für in Griechenland untergebrachte Migranten wird einem Medienbericht zufolge erheblich durch örtliche Behörden erschwert. Wie die "Welt am Sonntag" berichtet, sei im März wegen "politischer Probleme" ein Projekt des Technischen Hilfswerks (THW) gescheitert. Im Auftrag der Bundesregierung sollte demnach die Wasserversorgung auf Ägäis-Insel Samos verbessert werden.
Im THW-Bericht an das Bundesinnenministerium hieß es zum Scheitern des Vorhabens: "Die vordergründig technischen Probleme (nicht ausreichend Wasser im neuen Camp) entpuppen sich bei näherer Betrachtung als politisches Problem (zum Beispiel Abklemmen der Hauptwasserleitung zum neuen Camp) und können daher auch nicht technisch, sondern nur politisch gelöst werden." Laut dem THW wurde die Hauptwasserleitung zum Flüchtlingslager durch eine Gemeindeverwaltung aufgrund von Protesten der Bevölkerung abgeklemmt.
Zudem habe es Hinweise auf einen Brunnen in der Nähe gegeben, den das THW aber nicht auffinden konnte, weil den Inselverwaltungen "dessen genaue Lage angeblich unbekannt ist". Auch seien die Möglichkeiten aus den Infrastrukturprojekten der EU nicht ausreichend genutzt worden. Von zur Verfügung gestellten 310 Millionen Euro seien nur 70 Millionen abgeflossen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf den THW-Bericht.
Für das bis heute nicht umgesetzte Wasserprojekt auf Samos war ein Finanzierungsbetrag von bis zu 500.000 Euro vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Aussicht gestellt worden.
Gleichzeitig sind innerhalb der Insel Lesbos etwa 300 Migranten in ein neues Zeltlager eingezogen. Bei den meisten handelt es sich um Familien, wie der staatliche griechische Rundfunk ERT am Sonntag berichtete. Vor ihrer Aufnahme ins neue Lager mussten alle einen Coronavirus-Schnelltest machen. Dabei sei bei sieben Flüchtlingen das Virus entdeckt worden, berichtete der Sender unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Alle sieben seien zur Isolation in einen abgelegenen Teil des Zeltlagers von Kara Tepe gebracht worden.
Viele der Flüchtlinge wollen jedoch nicht länger auf Lesbos bleiben, sondern vor allem nach Deutschland. Hier wird weiter über die Aufnahme von obdachlosen Flüchtlingen aus Moria diskutiert. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Freitag die Unterbringung von bis zu 150 Minderjährigen aus dem Lager angekündigt.
Die Lage auf der Insel war auch am Sonntag höchst angespannt. Mehrere Tausende Migranten harren auf den Straßen aus. Es könnte Wochen dauern, bis nach dem Brand am vergangenen Mittwoch alle Menschen wieder ein Dach über dem Kopf bekommen. Die Behörden suchen nach weiteren Orten, wo Zeltlager eingerichtet werden können.
Im Laufe des Samstags war es immer wieder zu spontanen Demonstrationen und in der Folge auch zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen und Polizei gekommen. Migranten warfen mit Steinen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Das Flüchtlingslager Moria war nach Unruhen und Brandstiftungen fast völlig abgebrannt. Über Nacht wurden dadurch etwa 12.000 Menschen obdachlos.
(lau/dpa/afp)