Nach einem Angriff bewaffneter Männer auf eine Schule im Norden Nigerias werden 333 offenbar verschleppte Schuljungen vermisst. Dies sagte am Sonntag der Gouverneur der Region Katsina, Minu Masari, nach einem Treffen mit Sicherheitskräften. Ziel der Attacke am Freitag war die staatliche Oberschule in der Stadt Kankara, die insgesamt 839 Schüler besuchen.
Bei dem Angriff schossen die unbekannten Angreifer mit automatischen Waffen um sich, wie Polizeisprecher Gambo Isah am Wochenende sagte. Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass zahlreiche Kinder verschleppt wurden. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.
Verteidigungsminister und Generalmajor Bashir Salihi-Magash versicherte, die Armee werde die Täter jagen und die Schuljungen befreien. Man habe bereits Informationen über deren Aufenthaltsort.
Im Jahr 2014 hatte die Entführung von 276 Schulmädchen im Norden Nigerias durch die Islamisten-Gruppe Boko Haram für weltweites Aufsehen gesorgt. Von ihnen werden noch heute rund 100 vermisst. Wer im aktuellen Fall hinter der Tat steckt, blieb zunächst unklar. Es könnte sich ersten Ermittlungen zufolge auch um Kriminelle handeln, die Lösegeld erpressen wollen.
Die Zeitung "Punch" berichtete von Protestaktionen in Katsina am Sonntag, die sich auch gegen die Regierung richteten. Demonstranten hätten "Wir wollen unsere Kinder zurück" und "Wir wollen Sicherheit in Kankara" gerufen.
Der Regionaldirektor West- und Mittelafrika des Kinderhilfswerks Unicef, Marie-Pierre Poirier, verurteilte die Entführung und forderte die "sofortige und bedingungslose Freilassung aller Kinder und ihre Rückkehr in ihre Familien". Unicef sei sehr beunruhigt über den Fall, der erneut die verbreitete schwere Verletzung der Kinderrechte in Nordnigeria aufzeige. Er würdigte in einer Erklärung die Bemühungen der Regierung Nigerias, die vermissten Kinder sicher heimzuholen.
(mse/dpa)