Während der Studie zu einem Corona-Impfstoff des Pharmakonzerns Astrazeneca in Brasilien ist ein Proband gestorben.Bild: dpa / Marcus Brandt
International
22.10.2020, 07:3422.10.2020, 08:06
Während der Studie zu einem Corona-Impfstoff
des Pharmakonzerns Astrazeneca in Brasilien ist ein
Proband gestorben. Das bestätigte die brasilianische
Überwachungsbehörde für Gesundheit, Anvisa, der Deutschen
Presse-Agentur am Mittwoch. Die Todesursache war zunächst unklar.
Den Impfstoff hatte der britisch-schwedische Konzern in
Zusammenarbeit mit der Universität Oxford entwickelt. Nach eigenen
Angaben war die Anvisa bereits am Montag über den Todesfall
informiert worden. Die Empfehlung laute, die Tests fortzusetzen. Der
Fall werde derzeit geprüft, Daten über Freiwillige müssten
vertraulich behandelt werden.
Tausende Brasiliener haben Impfung bekommen
Die Anvisa hat fast ein halbes Dutzend Tests dieser Art erlaubt,
Tausende Freiwillige in Brasilien haben in den vergangenen Wochen
eine Impfung bekommen. In dem mit rund 210 Millionen Einwohnern
bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas breitet sich das Virus
immer noch aus, zugleich verfügt Brasilien über hervorragende
Forschungseinrichtungen.
Bei dem Toten handelt es sich dem Fernsehsender CNN Brasil
zufolge um einen 28 Jahre alten Mann aus Rio, der wegen
Komplikationen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sei. Die
brasilianische Zeitung "O Globo" berichtete unter Berufung auf
ungenannte Quellen, der betreffende Freiwillige habe nicht den
Impfstoff, sondern ein Placebo bekommen. Offiziell äußerten sich dazu
zunächst weder das Labor noch die Testzentren oder die Anvisa.
AstraZeneca wollte einen Einzelfall in einer laufenden Studie
auch auf dpa-Anfrage zunächst nicht konkret kommentieren, verwies
aber darauf, dass alle erforderlichen Überprüfungsverfahren
eingehalten worden seien. In einer Erklärung des Instituto D'Or
(Idor), das die Studie in Rio de Janeiro und Salvador koordiniert,
hieß es: "Die rigorose Analyse der bisher gesammelten Daten hat keine
Zweifel an der Sicherheit der Studie aufkommen lassen, und ihre
Fortführung wird empfohlen." Auf Nachfrage der dpa antwortete das
Idor, dass die Studie bisher nicht unterbrochen worden sei.
EU hat bereits Rahmenvertrag über Lieferung von Impfdosen geschlossen
AstraZeneca hatte die klinische Studie für seinen
vielversprechenden Corona-Impfstoff im September vorübergehend
gestoppt - offenbar nicht zum ersten Mal. Das Vakzin AZD1222 zählte
bis dahin zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen
Corona-Impfstoffen. Sollte sich ein Zusammenhang des Todes des
Freiwilligen mit dem Impfstoff herausstellen, wäre dies ein schwerer
Schlag für das Projekt.
Der Impfstoff wird derzeit von der europäischen
Arzneimittel-Behörde EMA in einem sogenannten
Rolling-Review-Verfahren geprüft. Bei diesem Verfahren werden Daten
aus der klinischen Prüfung fortlaufend eingereicht und bewertet. Mit
AstraZeneca hat die EU bereits einen Rahmenvertrag über die Lieferung
von Impfdosen geschlossen. Laut dem Bundesgesundheitsministerium
entfallen 54 Millionen Impfstoffdosen auf Deutschland. Das würde nach
Angaben von Ressortchef Jens Spahn zunächst für rund 27 Millionen
Menschen hierzulande reichen.
(mse/dpa)
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