
Charles MIchel, Präsident des Europäischen Rats, spricht beim Video-Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs. Topthema war am Donnerstag erneut die Corona-Krise.Bild: dpa / Yves Herman
International
Immerhin 62 Millionen Menschen in der EU sind inzwischen geimpft – aber andere sind deutlich schneller. Jetzt soll es wirklich vorangehen. Aber ganz ohne Streit geht es beim Gipfel nicht.
25.03.2021, 21:0325.03.2021, 21:06
Die zähe Corona-Impfkampagne in der Europäischen
Union könnte nun endlich Fahrt aufnehmen. In den nächsten drei
Monaten soll dreimal so viel Impfstoff kommen wie seit Jahresbeginn,
wie Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Donnerstag beim
EU-Videogipfel darlegte. Produktion, Lieferung und Abgabe sollen
weiter hochgefahren werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte
sich erneut hinter diesen europäischen Weg. Streit gab es zwischen
den 27 Staaten aber über die interne Verteilung der Impfstoffe.
Österreichs Kanzler Sebastian Kurz beharrte bei der Videokonferenz
darauf, dass einige EU-Staaten zusätzlichen Corona-Impfstoff bekommen
sollen. Zusammen mit fünf weiteren EU-Staaten beklagt Kurz eine
ungleiche Verteilung. Sie kommt dadurch zustande, dass nicht alle
EU-Staaten die ihnen nach Bevölkerungszahl zustehenden Mengen von
allen Herstellern gekauft hatten. Die Lieferschwierigkeiten von
Astrazeneca werfen einige Staaten zurück.
Stundenlanger Streit um Impfstoff-Verteilung
Eine vorgezogene Lieferung von zehn Millionen Dosen des Herstellers
Biontech/Pfizer könnte einige Löcher stopfen. Doch gelang vor dem
Gipfel keine Einigung über die Aufteilung. In der Videokonferenz
wurde nach Angaben von Teilnehmern "hart argumentiert". Kurz hatte
vorab gesagt, wenn es keine Lösung gebe, könne das einen Schaden für
die EU nach sich ziehen, "wie wir es schon lange nicht erlebt haben".
Der Streit zog sich über Stunden hin.
Insgesamt sind überall in der EU die Impfstoffe noch zu knapp, um
steigenden Infektionszahlen in der dritten Corona-Welle Paroli zu
bieten. Von den knapp 450 Millionen EU-Bürgern sind bisher 62
Millionen mindestens einmal gegen Corona geimpft worden, 18.2
Millionen Menschen zweimal. Die EU-Staaten erhielten von den
Pharmakonzernen bisher rund 88 Millionen Impfdosen. Bis 31. März
sollen es rund 100 Millionen Dosen sein. Für die Monate April bis
Juni hätten die Pharmakonzerne dann 360 Millionen zugesagt, sagte von
der Leyen.
Bedenken gegen Export-Verschärfung bei einigen Mitgliedsländern
Die Kommissionschefin legte auch dar, dass trotz des Impfstoffmangels
in der EU erhebliche Mengen exportiert wurden: Seit 1. Dezember waren
es 77 Millionen Dosen, davon gingen nach Angaben aus EU-Kreisen
allein 21 Millionen Dosen an Großbritannien. Von der Leyen nutzte die
Zahlen, um bei den Staats- und Regierungschefs um Unterstützung für
verschärfte Exportkontrollen zu werben. Einige Staaten haben jedoch
Bedenken, dass EU-Maßnahmen Lieferketten beschädigen könnten.
Gipfelteilnehmer hätten darauf gedrungen, mit größter Vorsicht und
nach Rücksprache mit Herstellern und EU-Staaten vorzugehen, hieß es.
Bundeskanzlerin Merkel hatte morgens in einer Regierungserklärung im
Bundestag darauf hingewiesen, dass Großbritannien und die USA derzeit
nur für sich selbst Impfstoffe produzierten. Deshalb sei die EU auf
längere Sicht auf die eigene Produktion angewiesen, sagte die
CDU-Politikerin. Sie bekannte sich zur Impfstoffversorgung "für die
Welt". Sonst werde Europa immer wieder mit neuen Mutationen des Virus
konfrontiert werden.
Merkel verteidigt europäischen Weg
Merkel verteidigte erneut den europäischen Weg. "Bei allen
Beschwerlichkeiten glaube ich, dass sich in der Pandemie wieder
gezeigt hat, dass es gut ist, dass wir diese Europäische Union
haben." Ausdrücklich nannte sie auch die Impfstoffbeschaffung. "Es
war richtig, auf die gemeinsame Beschaffung und Zulassung von
Impfstoffen durch die Europäische Union zu setzen." Hätten einzelne
Staaten Impfstoff und andere nicht, würde dies "den Binnenmarkt in
seinen Grundfesten erschüttern", sagte Merkel.
EU bleibt bei Plänen zu "grünem" Corona-Zertifikat
Mit Volldampf will die EU die Pläne für ein "digitales grünes
Zertifikat" umsetzen, mit dem künftig in ganz Europa Impfungen, Tests
oder eine überstandene Covid-Erkrankung nachgewiesen werden können,
wie aus dem Entwurf der Gipfelerklärung hervorging. Das Zertifikat
gilt als ein Weg, wieder mehr Reisen in Europa zuzulassen.
Deutschland unterstützt das Ziel, dass die Technik bis 1. Juni steht.
(andi/dpa)
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