Als Strafe für den Angriffskrieg gegen die Ukraine sanktioniert der Westen Russland auf nahezu allen Ebenen. Der Boykott betrifft russische Unternehmen und Banken, aber auch Sportlerinnen und Künstler. Russlands Präsident Wladimir Putin hat diese Situation jetzt bei einer Videokonferenz mit russischen Kulturschaffenden verurteilt – und einen Vergleich gezogen, der der britischen Autorin Joanne K. Rowling – bekannt für ihre "Harry Potter"-Bücher – überhaupt nicht passt.
Putin warf dem Westen vor, einen Feldzug gegen die russische Kultur im Stil der Nazis zu führen. "Das letzte Mal, dass eine solch massive Kampagne zur Vernichtung anstößiger Literatur geführt wurde, war vor fast 90 Jahren von den Nationalsozialisten in Deutschland", sagte Putin bei dem virtuellen Treffen am Freitag. Der Westen versuche, "ein ganzes tausendjähriges Land, unser Volk zu canceln", so der Kreml-Chef.
Als Beispiel für die "Cancel-Kultur des Westens" führte Putin dann Rowling an. Der "Harry Potter"-Autorin sei es ähnlich ergangen wie Russland. Zum Hintergrund: Weil sich J.K. Rowling gegen die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von Transfrauen mit anderen Frauen ausgesprochen hatte, riefen Kritiker dazu auf, die Autorin zu boykottieren.
Rowling wollte Putins Vergleich aber nicht auf sich sitzen lassen. Kritik an westlicher "Cancel-Kultur" solle nicht von jenen geäußert werden, die "derzeit Zivilisten wegen ihres Widerstands abschlachten oder ihre Kritiker einsperren und vergiften", schrieb sie bei Twitter und verlinkte einen BBC-Bericht über den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny.
Die Schriftstellerin versah ihren Tweet mit dem Hashtag #IStandWithUkraine. Sie hatte seit Kriegsbeginn bei Twitter immer wieder zum Spenden an die Opfer des Krieges aufgerufen und zudem angekündigt, eine Million Pfund (umgerechnet circa 1,2 Millionen Euro) für Hilfsgüter für ukrainische Kinder zu spenden.
(nik/mit Material von dpa)