
Benjamin Netanjahu und Donald Trump (r.)Bild: dpa/Ron Sachs
International
24.01.2020, 14:5324.01.2020, 14:53
US-Präsident Donald Trump hat in
Aussicht gestellt, seinen seit langem erwarteten Friedensplan für den
Nahen Osten binnen weniger Tage vorzustellen. Voraussichtlich werde
das noch vor dem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin
Netanjahu und dessen Herausforderer Benny Gantz am Dienstag
passieren, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) nach Angaben von
mitreisenden Journalisten an Bord der Regierungsmaschine Air Force
One auf dem Weg nach Florida. "Wir werden ihn wahrscheinlich kurz
davor veröffentlichen."
Überraschendes Treffen
US-Vizepräsident Mike Pence hatte zuvor bei einem Treffen mit
Netanjahu in Jerusalem bestätigt, dass Trump Netanjahu und Gantz
überraschend zu Gesprächen ins Weiße Haus eingeladen habe. Bei dem
Treffen am Dienstag in Washington solle es um "regionale Themen sowie
die Aussicht auf Frieden hier im Heiligen Land" gehen, sagte Pence.
Trump sagte den Angaben nach an Bord des Regierungsfliegers, er
glaube, der Friedensplan könne funktionieren. Man habe auch "kurz"
mit den Palästinensern darüber gesprochen. Weitere Gespräche sollten
folgen.
"Ich bin sicher, sie werden vielleicht zuerst negativ reagieren, aber es ist tatsächlich sehr positiv für sie"
Donald Trump über den Friedensplan
"Es ist ein großartiger Plan. Es ist ein Plan, der wirklich
funktionieren würde." Er wünsche sich sehr, diesen "Deal" zu machen,
von dem viele sagten, es sei der schwierigste überhaupt. "Ich liebe
es, Deals zu machen."
Das sehe der Plan vor
Der israelische TV-Sender Channel 13 berichtete, Trumps
Friedensplan sei so proisraelisch wie kein anderer in der
Vergangenheit. Es wird damit gerechnet, dass die Palästinenser ihn
sofort zurückweisen. Der Plan sehe unter anderem die Einrichtung
eines unabhängigen Palästinenserstaates auf 85 bis 95 Prozent des
Westjordanlands vor, berichtete der Sender. Das restliche Gebiet
solle von Israel annektiert werden. Israel werde jedoch die
Sicherheitskontrolle im gesamten Westjordanland behalten, hieß es.
Einige Viertel im Ostteil Jerusalems sollten die Hauptstadt der
Palästinenser bilden. Die israelischen Siedlungen sollten nicht
geräumt werden, aber rund 8000 Siedler in von Israel nicht
genehmigten Siedlungs-Außenposten müssten diese verlassen, hieß es.
Worum geht im Konflikt?
Israel hatte 1967 während des Sechstagekriegs unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler in mehr als 200 Siedlungen.
Aus dem damals ebenfalls eroberten Gazastreifen ist Israel abgezogen. Die Palästinenser wollen im Westjordanland und dem Gazastreifen einen unabhängigen Staat mit der Hauptstadt Ost-Jerusalem ausrufen.
Trumps Regierung hat bereits eine Reihe einseitig proisraelischer
Entscheidungen getroffen. So erkannte sie in einem einseitigen
Schritt den israelischen Anspruch auf die besetzten Golanhöhen ebenso
an wie Jerusalem als Israels Hauptstadt. Die USA verlegten ihre
Botschaft dorthin.
Die Palästinenserführung wirft der US-Regierung vor, sie sei in
dem Konflikt proisraelisch. Sie hat Trumps-Friedensplan deshalb schon
vorab abgelehnt. Nabil Abu Rudeinah, Sprecher von
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, erklärte am Donnerstag als
Reaktion auf das geplante Treffen nächste Woche in Washington: Falls
Trumps Deal die bereits abgelehnten Bedingungen enthalte, würden die
Palästinenser eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um ihre legitimen
Rechte zu wahren. Israel müsse seiner vollen Verantwortung als
Besatzungsmacht nachkommen.
Trump lädt Netanjahu und Gantz gut einen Monat vor einer dritten
israelischen Parlamentswahl binnen eines Jahres ein. Diese ist für
den 2. März angesetzt. Nach Wahlen im April und September vergangenen
Jahres war wegen einer Pattsituation zwischen dem rechts-religiösen
und dem Mitte-Links-Lager keine Regierungsbildung gelungen. Der
rechtskonservative Netanjahu (Likud) war zweimal bei dem Versuch
gescheitert, eine Koalition zu schmieden.
Trump selbst sagte zu dem Treffen in der kommenden Woche, es sei
noch nie dagewesen, dass beide Kandidaten zusammen ins Weiße Haus
kämen. Er sei überrascht gewesen, dass die beiden dies mitten im
Wahlkampf täten.
Netanjahu sagte am Donnerstag bei dem Treffen mit Pence in
Jerusalem, es sei seine Idee gewesen, auch Gantz einzuladen: "Ich
denke, es ist wichtig, dass wir diese historische Gelegenheit nicht
verpassen." Auch Pence sagte, er habe die Einladung für Gantz auf
Vorschlag Netanjahus ausgesprochen. Gantz habe die Einladung
angenommen und werde Netanjahu ins Weiße Haus begleiten. Pence war
nach Israel gereist, um mit Staats- und Regierungschefs aus fast 50
Ländern an die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz
vor 75 Jahren zu erinnern.
Es stehen Wahlen an
Noch ist unklar, wie Trumps Vorstoß sich auf Netanjahus Chancen
auf einen Wahlsieg auswirken werden. Rechtsorientierte israelische
Politiker bekräftigten am Donnerstag, sie würden der Einrichtung
eines unabhängigen Palästinenserstaates nicht zustimmen.
Netanjahu ist politisch angeschlagen, weil er vor einer
Korruptionsanklage steht. Am Dienstag sollen Debatten eines
parlamentarischen Ausschusses über einen Antrag Netanjahus auf
Immunität beginnen. Sollte das Parlament Netanjahu Immunität
verweigern, müsste sich der Regierungschef einem Prozess stellen.
Netanjahu hatte laut Medienberichten versucht, die Entscheidung über
die Immunität bis nach der Wahl zu verschieben, weil er gegenwärtig
keine Mehrheit hat und mit einer Niederlage rechnen muss.
Auch Trump steht in der Heimat unter Druck wegen des laufenden
Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn im US-Senat. Dort dürften am
kommenden Dienstag die Verteidiger Trumps ihre Plädoyers halten, die
sich voraussichtlich von Samstag an über insgesamt drei Tage
erstrecken. Die Demokraten im Repräsentantenhaus werfen Trump in der
Ukraine-Affäre Amtsmissbrauch und Behinderung der Ermittlungen der
Parlamentskammer vor. Eine Amtsenthebung Trumps ist allerdings extrem
unwahrscheinlich, weil seine Republikaner im Senat eine Mehrheit
haben.
(dpa-afxp)
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