US-Marines bei einer Übung mit einem Abrams-Panzer. Für die ukrainischen Soldat:innen erweist sich das Fahrzeug als wenig nutzvoll.Bild: imago images / StockTrek Images
International
Seit mehr als zwei Jahren wehrt die Ukraine den Großangriff Russlands ab. Ohne die Unterstützung des Westens wäre das nicht möglich. Das zeigt das aktuelle Bild an der Front: Die Ukraine steht massiv unter Druck. Vor allem im Osten des Landes befinden sich die russischen Kräfte auf dem Vormarsch.
Denn: Seinen Streitkräften geht die Munition aus und der Nachschub aus dem Westen halte dem Tempo Russlands nicht mit. Die Lage ist so kritisch, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer Niederlage seines Landes warnt.
Präsident Wolodymyr Selenskyj sorgt sich um die Lage an der Front.Bild: dpa / Kay Nietfeld
Aber wie es aussieht, kommt es darauf an, was für Waffensysteme der Ukraine geliefert werden. Das zeigt etwa der Fall der US-Abrams-Panzer.
Ukraine-Krieg: Abrams-Panzer erst "unerlässlich", jetzt nutzlos
Bereits im April verkündete die Ukraine, sie ziehe die von den USA gelieferten Abrams-Panzer wieder von der Front ab. Grund: Sie seien ein zu leichtes Ziel für russische Drohnen.
Dabei kämpfte die Ukraine monatelang um die Lieferung der Kampfpanzer. Lange Zeit zögerten die USA, schließlich kostet so ein Gerät etwa zehn Millionen US-Dollar. Doch die Ukraine argumentierte, die Abrams seien unerlässlich.
Schon im Irak gegen die Streitkräfte Saddam Husseins und Aufständische nutzte das US-Militär die Abrams mit Erfolg. Doch der Krieg in der Ukraine bringt andere Herausforderungen mit sich. Wie "nützlich" die Panzer wirklich auf dem Schlachtfeld sind, können wohl am besten die Personen einschätzen, die mit ihnen gegen Russland gekämpft haben.
Im Gespräch mit dem US-Sender CNN packen ukrainische Soldaten über die Abrams-Panzer aus.
Abrams-Panzer aus den USA seien "Ziel Nummer eins" an der Front
Die gepanzerten Fahrzeuge sollen zahlreiche Schwachstellen und Mängeln aufweisen. Die Panzerung sei aber derzeit nicht ausreichend, sagt ein Ukraine-Soldat mit dem Rufnamen Joker. "Sie schützt die Crew nicht." Der gegenwärtige Krieg sei ein Krieg der Drohnen. Sobald der Panzer auf das Feld rolle, mache er sich sofort zur Zielscheibe russischer Drohnen, sagt er weiter.
Sein Kollege Dnipro fügte hinzu, sie seien das "Ziel Nummer eins".
Alle 31 aus den USA gesendeten Abrams wurden in der Nähe der Frontlinie im Osten eingesetzt, sagt ein Beamter der 47. mechanisierten Brigade gegenüber CNN. Pentagon-Beamte bestätigten im April, dass die Abrams wegen der Bedrohung durch russische Angriffsdrohnen von der Front abgezogen wurden, obwohl die 47. meint, dass einige trotz der aufgetretenen Mängel noch im Einsatz seien.
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Die ukrainischen Soldaten haben CNN zufolge die Grenzen der Abrams-Panzer auf harte Weise zu spüren bekommen, nämlich in den heftigen Kämpfen um die Stadt Awdijiwka.
Russland nennt Abrams-Panzer "leere Blechbüchsen"
Ein Fahrer verlor dem Bericht zufolge ein Bein, als die Panzerung durchdrungen wurde. Auch sollen es zahlreiche technische Probleme gegeben haben. Ein Abrams-Panzer sei wegen eines Motorproblems fast unbeweglich gewesen, obwohl das Fahrzeug gerade erst aus Polen ankam, kritisiert ein ukrainischer Soldat.
Bei Regen oder Nebel bestand die Gefahr, dass Kondenswasser die Elektronik im Inneren des Fahrzeugs durchschmoren könnte, heißt es weiter. Auch die Munition sei ein Problem.
Im Gespräch mit dem US-Sender sagen die Ukraine-Soldaten, dass die Abrams-Panzer nicht der richtige Typ für die Front seien. "Was wir haben, ist eher für direkte Panzer-gegen-Panzer-Kämpfe gedacht, was sehr selten vorkommt", sagt Joker.
Er führt aus:
"Viel häufiger arbeiten wir als Artillerie. Man muss eine Baumreihe oder ein Gebäude zerstören. Wir hatten einen Fall, bei dem wir 17 Schuss auf ein Haus abgefeuert haben und es noch stand."
Russische Analyst:innen amüsieren sich laut CNN über die schlechte Leistung der Panzer und bezeichnen sie abfällig als "leere Blechbüchsen". Die russischen Streitkräfte haben leichtes Spiel, die unflexiblen, schweren Fahrzeuge mit ihren Drohnen zu zerstören.
Vor allem der Einsatz sogenannter First-Person-Vision-Drohnen (FPV), die von Soldaten mit Spielbrillen geflogen werden, haben laut Militärexpert:innen die Art des Krieges verändert.
Ohne ausreichend Unterstützung aus der Luft sind die Panzer demnach eine leichte Beute.
Auch das ukrainische Militär setzt auf First-Person-Vision-Drohnen (FPV).Bild: AP / Efrem Lukatsky
Abrams-Panzer benötigen ausreichend Luftverstärkung
Die ukrainischen Soldaten heben hervor: Die Abrams wurden für die Nato-Kriegsführung gebaut und die laufe nie ohne ausreichend Verstärkung aus der Luft ab. Auch bereite immer Artillerie das Schlachtfeld vor, bevor Panzer und Infanterie überhaupt vorrücken. Diesen "Luxus" habe die Ukraine nicht.
Selenskyj kritisiert immer wieder den Mangel an Luftabwehrsystemen.
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