
Ein älterer Demonstrant spricht mit einem Polizisten. Im Machtkampf in Belarus (Weißrussland) ist Russland bereit, Einsatzkräften ins Nachbarland zu schicken.Bild: AP / Sergei Grits
International
Die Demonstrationen in Belarus gegen den autoritären Präsidenten reißen nicht ab. Doch Lukaschenko lässt seine Sicherheitskräfte anrücken. Was macht die internationale Gemeinschaft?
28.08.2020, 08:2328.08.2020, 08:23
Vor einer Sondersitzung der Organisation für Sicherheit
und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zur Lage in Belarus sind in Minsk
massenhaft Gegner des autoritären Staatschefs Alexander Lukaschenko
festgenommen worden. Die belarussische Sonderpolizei OMON ging in der
Nacht zum Freitag in der Hauptstadt gegen friedliche Demonstranten
vor. Die Menschenrechtsorganisation Wesna sprach von mehr als 200
Festnahmen – deutlich mehr als in den vergangenen Tagen.
Zuletzt hatten sich die Sicherheitskräfte in Belarus zurückgehalten. Festnahmen
gab es nur noch vereinzelt – nachdem in den ersten Tagen der Proteste
nach der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August fast 7000 Menschen
in Gefängnisse auf engstem Raum gesteckt worden waren. Die
allermeisten kamen wenige Tage danach auch auf internationalem Druck
hin frei.
Präsident Lukaschenko hatte zuletzt ein konsequentes Vorgehen gegen
Demonstranten angekündigt. Er werde damit fertig werden – egal, wie
sehr seine Gegner versuchten, die Lage im Land zu destabilisieren,
meinte er am Donnerstag. Am Abend kamen auch zahlreiche Journalisten
vorübergehend in Gewahrsam.

Demonstranten bei einer Protestversammlung am 18. August. Bild: reuters / VASILY FEDOSENKO
Sonderpolizei fährt wieder Menschen in Transportern ohne Nummernschild weg
Die mit schwarzen Gesichtsmasken ausstaffierten Sicherheitskräfte
kesselten den Unabhängigkeitsplatz im Zentrum von Minsk ein, wie ein
Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete. Dort hatten
sich Hunderte Menschen trotz eines Demonstrationsverbots friedlich
versammelt. Sie riefen "Freiheit!" und "Hau ab!".
Vor allem Männer wurden in Gewahrsam genommen und in
Gefangenentransportern weggefahren. Die Sonderpolizei OMON war mit großen grünen
Mannschaftswagen ohne Nummernschilder in Hundertschaften angerückt.
Mit Lautsprecherdurchsagen wurde vor der nicht genehmigten
Demonstration gewarnt – und offen wegen der Teilnahme an der
Kundgebung mit Gewalt gedroht.
Zuvor hatte Russlands Präsident Wladimir Putin gesagt, auf Bitten
von Lukaschenko eine Reserve mit eigenen Sicherheitskräften für den
Fall eines Eingreifens in Belarus gebildet zu haben. Zum Einsatz
komme sie aber nur, wenn "die Situation außer Kontrolle" gerate,
sagte der Kremlchef dem Sender Rossija 1. Im Moment gebe es aber
keinen Bedarf dafür. Russland ist ein enger Verbündeter von Belarus.
Auslöser der Massenproteste war die Wahl vor fast drei Wochen. Der
als "letzter Diktator Europas" verschriene Lukaschenko nimmt den Sieg
bei der Abstimmung für sich in Anspruch. Das Ergebnis von 80,1
Prozent für ihn nach 26 Jahren an der Macht steht als grob gefälscht
international in der Kritik.
Mit der Lage in dem zwischen Russland und EU-Mitglied Polen gelegenen
Land befasst sich am Freitag der Ständige Rat der OSZE. Das Gremium
mit Vertretern aus 57 Staaten trifft sich auf Initiative des derzeit
vorsitzenden Landes Albanien. Der albanische Premierminister Edi Rama
wird zu dem Konflikt in Belarus und der möglichen Rolle der OSZE
Stellung nehmen.

Kräfte der Sonderpolizei OMON nehmen am 9. August einen Demonstranten in Gewahrsam.Bild: ap / Sergei Grits
OSZE bitte an, zwischen Demonstranten und Regierung zu vermitteln
Die Organisation hatte jüngst angeboten, zwischen Demonstranten und
Regierung zu vermitteln. Belarus ist Mitglied der OSZE, der
umstrittene Präsident Alexander Lukaschenko lehnt eine
Vermittlerrolle bisher aber ab. In Belarus wurde ein
Koordinierungsrat von der Demokratiebewegung gegründet, der einen
friedlichen Machtwechsel in Belarus durch Dialog anstrebt.
In Minsk war die Lage am Donnerstag angespannter als in den Tagen
zuvor. Die Wut war groß, nachdem am Vorabend in der katholischen
Kirche auf dem Unabhängigkeitsplatz 40 Minuten lang Menschen von den
OMON-Kräften festgehalten worden waren. Aus Protest gegen die Willkür
rief die Demokratiebewegung in Belarus Gläubige aller
Religionsgemeinschaften zur Kundgebung gegen den Polizeistaat auf.
Hunderte Menschen waren am Abend dem Aufruf gefolgt. Sie sprachen
laut Friedensgebete, als die Sicherheitskräfte einschritten.
(se/dpa)
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