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18.03.2019, 14:2118.03.2019, 19:02
Der mutmaßliche Schütze von Utrecht ist nach Angaben der Polizei festgenommen worden. Der 37-jährige Gökmen Tanis sei am Montagabend gefasst worden, gab Rob van Bree von der Polizei Utrecht bekannt.
Im Zusammenhang mit der Tat wurde nach Angaben der Polizei auch ein zweiter Verdächtiger festgenommen. Es sei aber unklar, inwieweit er beteiligt gewesen sei. Der Vorwurf laute auf Verdacht des Totschlags mit einem terroristischen Motiv. Näheres wurde zunächst nicht bekannt.
Über das Motiv des Täters wurde zunächst weiter gerätselt. Rutger Jeuken vom niederländischen Innenministerium sagte am Abend, die Spuren deuteten auf ein terroristisches Motiv hin, man könne jedoch auch andere Motive nicht ausschließen.Die Polizei hält auch eine Beziehungstat für möglich. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hatte die Schüsse in einer Straßenbahn zunächst als Anschlag bezeichnet.
Was genau ist passiert?
Am Montagmorgen, 10.45 Uhr, fallen in der niederländischen Großstadt Utrecht in einer Straßenbahn plötzlich Schüsse. Mehrere Menschen werden verletzt. Erst ist die Rede von einem Toten. Mittlerweile ist die Zahl der Toten laut Bürgermeister auf mindestens drei gestiegen.
Fünf weitere Menschen wurden verletzt, drei von ihnen schwer, wie der Bürgermeister von Utrecht, Jan van Zanen, in einem Video auf Twitter am Montag bekanntgab.
Über die Opfer des Anschlags war zunächst nichts bekannt. Die Polizei gab dazu keine Informationen heraus .Auch zu den fünf Verletzten wurden keine Details genannt. So war unter anderem nicht klar, ob von den drei Schwerverletzten noch jemand in Lebensgefahr war.
Inzwischen steht fest: Die Schüsse sind nicht, wie vorerst berichtet, an mehreren Stellen gefallen. Das dementierte der Chef der niederländischen Anti-Terror-Behörde, Pieter-Jaap Aalbersberg. Es gelte, was die Polizei von Utrecht berichtet habe, die ausdrücklich nur von Schüssen in der Straßenbahn berichtet hatte.
Der Vorfall ereignete sich im Westen der Stadt. Utrecht liegt südöstlich von Amsterdam. Nach Polizeiangaben waren drei Rettungshubschrauber im Einsatz.
Wie ist die aktuelle Lage in Utrecht?
Am Nachmittag gab es für die Bürger der Stadt, die zuvor aufgerufen waren, zuhause zu bleiben, eine erste Entwarnung. Sie könnten wieder auf die Straße gehen, teilte die Polizei mit.
Zuvor hatte die zuständige Behörde in der Provinz Utrecht die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Die Universität, Kitas und Schulen schlossen ihre Türen. Eltern sollten ihre Kinder vorerst nicht mehr abholen.
Was ist über den mutmaßlichen Schützen bekannt?
Die Polizei veröffentlichte am Nachmittag auf Twitter ein Foto des in der Türkei geborenen Gökmen Tanis und bat die Bürger, nach dem Verdächtigen Ausschau zu halten. Das Foto des Verdächtigen wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen.
"Nähern Sie sich ihm nicht", warnte die Polizei. Zu sehen ist ein Mann in einer Straßenbahn, der eine blaue Jacke trägt. Der Schütze hatte nach dem Angriff fliehen können. Die Polizei schloss jedoch zunächst nicht aus, dass es mehrere Angreifer gab.
Einen Medienbericht, wonach der 37-jährige Tanis in Tschetschenien gekämpft habe, konnte eine Sprecherin der Polizei Utrecht der Deutschen Presse-Agentur nicht bestätigen.
Am Abend erfolgte die Festnahme des Verdächtigen.
Gibt es Augenzeugenberichte?
- Eine Augenzeugin berichtet gegenüber NRC, ein Mann sei plötzlich aufgestanden und habe auf sitzende Passagiere geschossen. Wie schwer sie verletzt wurden, ist nicht bekannt.
- Der Sender RTV Utrecht zitierte einen Zeugen mit den Worten, er habe eine Frau nach einer Auseinandersetzung am Boden liegen sehen. Mehrere Männer seien weggerannt. Der Platz an der Straßenbahn-Haltestelle wurde nach Polizeiangaben abgesperrt.
- Wie Daan Molenaar im NOS Radio sagte, befand der Täter sich im vordersten Teil der Straßenbahn, als die Schüsse im hinteren Teil fielen. Nach dem Stoppen der Bahn habe er zunächst eine auf dem Boden liegende Frau bemerkt, der andere Reisende hätten helfen wollen. Zunächst habe er an einen Unfall gedacht."Ich hatte noch immer diesen Eindruck, als ich sah, dass sie weggeschleppt wurde." Aber plötzlich sah er jemanden mit gezückter Pistole gezielt auf die Gruppe zulaufen. "Es sah so aus, als ob er diejenige noch einmal angreifen wollte oder vielleicht die Menschen, die ihr halfen." Währenddessen suchten Passanten hinter geparkten Autos Schutz, wie in einem amerikanischen Westernfilm. An das Aussehen des Täters konnte sich der Augenzeuge nicht genau erinnern. "Er wirkte recht jung und hatte eine Jacke an. Aber sein Gesicht würde ich nicht wiedererkennen."
- Andere Zeugen wollen dagegen gehört haben, dass vier Männer "Allahu Akbar" (Gott ist groß) bei der Tat in der Straßenbahn gerufen hätten. Das berichtete die Amsterdamer Zeitung "Het Parrol" am Montag. Eine Sprecherin der Polizei Utrecht sagte dazu der Deutschen Presse-Agentur: "Das können wir nicht bestätigen."
(as/hd/dpa/rtr/afp)
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