Es ist eine Provokation, die nicht wenige liberale Polen gerade mit einem Hass-Verbrechen aus der Nazi-Zeit vergleichen. Schon vor einer Woche hatte das national-konservaitve Magazin "Gazeta Polska" sie angekündigt, heute lässt es seine homophobe Kampagne Wirklichkeit werden: Seiner aktuellen Ausgabe liegt ein Aufkleber bei, auf dem die Regenbogenflagge durchgestrichen ist. Darauf prangt in dicken schwarzen Buchstaben der Aufdruck "LGBT-freie Zone". Die Provokokation kommt mitten in einer Zeit weltweiter homosexueller CSD-Demonstrationen (kommendes Wochenende auch in Berlin)-
Der Originalpost des Magazins lief am Mittwochabend auf Twitter. In Deutschland berichtete zuerst queer.de über den Vorfall.
Links zu sehen ist der Aufgkleber der Gazeta Polska, rechts das Bild einer Synagoge in der polnischen Stadt Bydgoszcz, an die Nazis ein Transparent mit dem Aufdruck "Diese Stadt ist judenfrei" damals angebracht hatten.
Auch der Vize-Bürgermeister von Warschau fand klare Worte. Pawl Rabiej kündigte an, die Staatsanwaltschaft einschalten zu wollen. Er zieht ebenfalls einen Vergleich zu den Nationalsozialisten, die damals judenfreie Zonen geschaffen hatten.
Zahlreiche Organisationen gegen Homophobie reagierten mit scharfen Worten auf die Kampagne und kündigten Widerstand an. Die Kampagne "Liebe schließt nicht aus" postete sogar ein eigenes Wappen auf Facebook, um den Schmieraufkleber zu kontern.
Das Magazin Queer.de zitiert auch den Chefredakteur der Gazeta Polska, der sich als Opfer darzustellen versucht. Kurz zuvor hatte Instagram den Post auf dem Account seines Magazins bereits gelöscht "Zensur war typisch für den Nationalsozialismus, ebenso wie die Durchsetzung von Ideologie", kommentierte Tomasz Sakiewicz.
Die hyperagressive und homphobe Kampagne von Sakiewicz könnte auch mit dem massiven Auflageschwund der Gazeta zu tun haben. Die ist in den vergangenen Jahren um ein viertel geschrumpft. Das Magazin ist eine der wichtigsten Stützen für die unter liberalen Demokraten umstrittene Partei für "Recht und Gerechtigkeit" (PiS). Auch sie fällt immer wieder durch reaktionäre und homophobe Kampagnen auf.
(mbi)