Noch immer sind dutzende Demonstranten in der Polytechnischen Universität von der Polizei eingekesselt. Sie errichtete am Montag Absperrungen um den Komplex und schlug mehrere Ausbruchsversuche mit Gummigeschossen und Tränengas zurück.
Demonstranten hatten sich am Wochenende in der Universität auf der Halbinsel Kowloon verschanzt. Mit Pfeil und Bogen, Molotowcocktails und Steinschleudern versuchten sie Polizisten abzuwehren. In der Nacht zu Montag legten sie Feuer am Haupteingang, um ein Eindringen der Sicherheitskräfte zu verhindern. Schließlich versuchten Demonstranten, die Polizeiabsperrungen rund um die Universität zu durchbrechen und zu fliehen, wurden jedoch zunächst mit Tränengas zurückgedrängt. Die Beamten nahmen dutzende Menschen fest, teilweise schlugen sie mit Schlagstöcken auf die am Boden liegenden Demonstranten ein.
Am Montagabend gelang dutzenden Demonstranten dennoch die Flucht. Wie auf Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zu sehen war, seilten sie sich von einer Fußgängerbrücke auf eine Autobahn ab, wo sie von wartenden Motorradfahrern abgeholt wurden.
Schätzungsweise sind noch rund 100 Studenten in der von der Polizei belagerten Universität verbarrikadiert. Das bestätigt auch ein Sprecher von Youngspiration, einer lokalen Partei, die die Protestler unterstützt, gegenüber watson. Darunter seien aber kaum noch führende Aktivisten der ersten Stunde. Die seien bereits geflohen, will der Sprecher beobachtet haben. Die verbliebenen Menschen in der Uni seien zu schwach oder zu ängstlich, um zu entkommen. Er kritisiert, dass die Polizei nicht nur die Menschen davon abhalte, herauszukommen, sondern dass sie auch Menschen daran hindere, beispielsweise Vorräte zu bringen und die Eingekesselten bald Hunger leiden könnten.
Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam forderte die Demonstranten auf, sich zu ergeben, um die dreitägige Besetzung des Geländes friedlich zu beenden. Die Volksrepublik China bekräftigte derweil ihren Anspruch auf die alleinige Entscheidungsgewalt über Hongkongs Verfassung.
Die seit sechs Monaten andauernden Proteste gegen die pro-chinesische Regierung erreichen seit der vergangenen Woche ein neues Ausmaß. Die Aktivisten weiteten ihre Aktionen mit Blockaden an verschiedenen Stellen aus, um die Kapazitäten der Polizei auf die Probe zu stellen. Schulen blieben geschlossen, der öffentliche Nahverkehr kam fast völlig zum Erliegen und Hauptstraßen wurden blockiert.
(hd/ts/afp/dpa/reu)