Friedliche Proteste in Bangkok: Drei Finger für die Demokratie.Bild: imago images / Chaiwat Subprasom
International
20.09.2020, 18:4020.09.2020, 19:04
Mit einer Großdemonstration in Thailands
Hauptstadt Bangkok haben vorwiegend junge Regierungskritiker ihre
Forderungen nach politischen Reformen bekräftigt. Die von Studenten
angeführte Massenkundgebung bildete den vorläufigen Höhepunkt der
seit Monaten anhaltenden landesweiten Proteste.
Trotz Regens
versammelten sich am Samstag der Polizei zufolge rund 20.000
Menschen. Laut Organisatoren waren es hingegen rund 200.000. Tausende
harrten über Nacht aus. Die Organisatoren beendeten die Kundgebung am
Sonntag, nachdem sie beim Marsch zum Sitz des Kronrats von der
Polizei aufgehalten worden waren und schließlich dem örtlichen
Polizeichef eine Liste ihrer Forderungen überreicht hatten.
Einer der
Studentenführer, Parit Chiwarak, kündigte für Donnerstag eine weitere
Demonstration vor dem Parlamentsgebäude an, wo Abgeordnete über
Anträge zur Änderung der Verfassung debattieren sollen.
Vorwiegend junge Demonstranten wollen Reform der Monarchie
Die Demonstranten forderten nicht nur eine Verfassungsänderung
und Neuwahlen, sondern auch eine Reform der Monarchie. Kritik am
Königshaus galt bis vor kurzem als Tabu in dem südostasiatischen
Land. Zuletzt waren mehrmals politische Aktivisten festgenommen
worden. Die meisten kamen aber auf Kaution wieder frei.
Tausende Regierungskritiker hatten sich am Tag vor der Demonstration ab Mittag an
der Thammasat Universität versammelt, um ihren Forderungen Gehör zu
verschaffen. Die Universität hatte erklärt, sie werde die Kundgebung
nicht auf ihrem Gelände gestatten – jedoch öffnete sie schließlich
die Tore. Nach Angaben von Vize-Polizeisprecher Krissana
Pattanacharoen waren 10.000 Polizisten entsandt worden, um für
Ordnung zu sorgen. Es blieb aber friedlich.
Tausende Demonstranten in Bangkok: Junge Menschen wollen Demokratie.Bild: imago images / ZUMA Wire
Berühmtes "Drei-Finger-Zeichen" wird zum Symbol der Demokratiebewegung
Andere Demonstranten zogen auf den riesigen Platz Sanam Luang im
historischen Zentrum von Bangkok, unweit des alten Königspalastes.
Viele hoben den Arm und machten das Drei-Finger-Zeichen aus der
Science-Fiction-Filmreihe "Die Tribute von Panem". Die Geste hat sich
in den vergangenen Monaten zum Symbol der thailändischen
Demokratiebewegung entwickelt.
Die Studentenführer fuhren mit einem Lastwagen samt Lautsprechern
vor. "Heute verkünden wir den Beginn des Sieges für das Volk und die
Demokratie", sagte einer Hauptorganisatoren, Panupong Jadnok, den
Reportern. Die Regierung von Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha
hatte zuvor gewarnt, dass die Demonstration zur Ausbreitung des
Coronavirus beitragen könne – und dann wieder schärfere
Einschränkungen in Kraft treten würden.
Parlamentswahl 2019 von Manipulationsvorwürfen überschattet
Der General ist seit einem Putsch des Militärs 2014 an der Macht
und gilt als Verfechter konservativer thailändischer Werte. Seit der
Parlamentswahl 2019, die von Manipulationsvorwürfen überschattet
wurde, ist er Regierungschef. Die Demonstranten fordern neben einer
Neuwahl auch ein Ende der Einschüchterung von Bürgern und politischen
Gegnern.
Die Proteste halten schon seit Monaten an. In einem Kommentar in
der Zeitung "Bangkok Post" hieß es: "Ob ihr es mögt oder nicht, der
Wind der Veränderung kommt." Es geht dabei auch um die Rolle von
König Maha Vajiralongkorn und ein umstrittenes Gesetz zum Schutz der
Monarchie. Thailand hat das wohl härteste Lèse-Majesté-Gesetz der
Welt: Wer den König oder seinen Hof beleidigt, der riskiert bis zu 15
Jahren Haft. Der Regent ist derweil gar nicht im Land. Der 68-Jährige
lebt seit Monaten in einem Luxushotel in Bayern.
(vdv/dpa)
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