Weitere Raketen fliegen aus dem Gaza-Streifen Richtung IsraelBild: ap / Hatem Moussa
International
Bei neuen massiven Raketenangriffen militanter
Palästinenser auf israelische Ortschaften sind nach Angaben von
Rettungskräften mindestens zwei Menschen getötet worden. Mehrere
weitere erlitten demnach am Dienstag zum Teil schwere Verletzungen.
Der Polizei zufolge handelte es sich bei den Toten um Thailänder. Bei
einem Angriff im Grenzgebiet zum Gazastreifen sei ein Haus getroffen
worden, in dem ausländische Arbeiter lebten.
An einem israelischen Kontrollpunkt nahe Ramallah im besetzten
Westjordanland lieferten sich am Dienstag militante Palästinenser und
israelische Solaten ein Feuergefecht. Dabei wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah ein Mensch getötet und mehrere Dutzend weitere durch Schüsse verletzt. Nach
Angaben der israelischen Armee wurden auch zwei Soldaten verletzt und
in ein Krankenhaus gebracht. Nach Darstellung der Armee hatten
bewaffnete Palästinenser das Feuer auf Soldaten und einen Kommandeur
an dem Posten eröffnet.
Abbas hatte sich gegen bewaffnete Zusammenstöße ausgesprochen
Zu der Gewalt kam es, nachdem Tausende Palästinenser im Zentrum von
Ramallah gegen die Militärangriffe Israels im Gazastreifen
demonstriert hatten und einige Hundert von ihnen anschließend zu dem
Kontrollpunkt marschiert waren. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas
hatte sich in der Vergangenheit immer wieder gegen bewaffnete
Zusammenstöße mit Israel ausgesprochen. Beobachter gehen davon aus,
dass er seine Sicherheitskräfte anweisen wird, bewaffnete
Fatah-Gruppierungen zu zügeln. Abbas befürchtet den Einschätzungen
zufolge, dass die islamistische Hamas versuchen könnte, ihn mithilfe
eines neuen bewaffneten Aufstands im Westjordanland zu stürzen.
In Folge des Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen sind in Israel
bislang zwölf Menschen getötet worden, Hunderte weitere wurden
verletzt. Das Gesundheitsministerium in Gaza bezifferte die Zahl der
Getöteten bei israelischen Angriffen auf 213, unter ihnen 61 Kinder.
Verletzt worden seien 1442 Menschen.
Viele internationale Stimmen äußerten sich besorgt
International wuchs die Besorgnis über die Gewalt zwischen Israel und
den Palästinensern, die hohe Zahl ziviler Todesopfer und eine
mögliche Ausweitung des Konflikts. US-Präsident Joe Biden erklärte
seine Unterstützung für eine Waffenruhe. Er sieht sich zunehmendem
Druck ausgesetzt, stärker für ein Ende der Gewalt einzutreten. In
einer Mitteilung des Weißen Hauses blieb er allerdings hinter
Forderungen nach einer sofortigen Waffenruhe auch aus seiner eigenen
demokratischen Partei zurück. US-Außenminister Antony Blinken sagte
am Dienstag bei einem Besuch in Island: "Unser Ziel bleibt es, den
momentanen Kreislauf der Gewalt so schnell wie möglich zu beenden."
Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. Dessen
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte am Montag an, die
Angriffe im Gazastreifen würden fortgesetzt. Es gehe darum, dass
"Ruhe und Sicherheit für alle israelischen Bürger wiederhergestellt
werden".
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron beriet mit seinem ägyptischen
Kollegen Abdel Fattah al-Sisi und dem jordanischen König Abdullah II.
über die Krise. Wie es aus Kreisen des Präsidialamtes in Paris hieß,
sei eine rasche Waffenruhe Ziel der diplomatischen Initiative.
In der Diskussion um eine mögliche Rolle der EU in den
Vermittlungsbemühungen zur Beendigung des Konflikts sprach sich
Deutschlands Außenminister Heiko Maas für ein gemeinsames Engagement
mit anderen Akteuren aus. "Ein Baustein, wie sich die EU einbringen
kann, ist das Nahost-Quartett, welches nun wieder aktiv ist", sagte
er mit Blick auf die Gruppe aus den USA, Russland, den Vereinten
Nationen und der EU.
Bislang 3300 Raketen auf Israel gefeuert
Am Dienstagvormittag hatten militanten Palästinenser ihren Beschuss
Israels zunächst für mehrere Stunden unterbrochen, bevor sie ihn vor
allem auf den Süden des Landes fortsetzten. Unter Beschuss gerieten
auch zwei Grenzübergänge, die unter anderem für Hilfslieferungen
geöffnet wurden.
Nach Angaben des Militärs wurden bislang mehr als 3300 Raketen auf
Israel abgefeuert. Dessen Luftwaffe griff nach eigenen Angaben unter
anderem Häuser von Hamas-Kommandeuren im Gazastreifen an. In Ramallah
im Westjordanland demonstrierten Tausende Palästinenser gegen Israels
Vorgehen im Gazastreifen.
Nach Angaben des israelischen Militärs wurden in der Nacht auch sechs
Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert. Sie seien aber alle
auf libanesischem Boden niedergegangen.
(nb/dpa)
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Ganz anders als sein Chef, Bundeskanzler Olaf Scholz. Der will trotzdem Kanzlerkandidat seiner Partei werden.