
Donald Trump ist wieder zurück im Weißen Haus, soviel ist klar. Doch es bleiben weiter viele Fragen offen.Bild: www.imago-images.de / Ken Cedeno
International
Donald Trump twittert wieder wie gewohnt. Er sagt, es gehe ihm gut. Mit der Entlassung aus dem Krankenhaus scheint der gesundheitliche Ausnahmezustand nach seiner Corona-Infektion vorbei zu sein. Doch vieles bleibt im Unklaren.
07.10.2020, 14:5907.10.2020, 14:59
Donald Trump ist zurück im Weißen Haus, er
twittert auch wieder in alter Manier. Seine Entlassung aus der Klinik
am Montag scheint das Ende des gesundheitlichen Ausnahmezustands zu
markieren. Vorbei sind die wenigen Tage, an denen die Ärzte vor dem
Krankenhaus vor die Kameras traten und sich den Frage der
Journalisten zu Trumps Corona-Infektion stellten. Doch Leibarzt Sean
Conley hatte gesagt, mit Blick auf den Krankheitsverlauf könne er
erst nach dem Wochenende Entwarnung geben.
In der Zwischenzeit tappt
die Öffentlichkeit weitgehend im Dunkeln darüber, wie es dem
berühmtesten Corona-Patienten wirklich geht. Was wir alles nicht
wissen:
Wie krank ist Trump?
Es ist unklar, wie schlecht es Trump im Laufe seiner Krankheit
wirklich ging - und wie es ihm derzeit geht. Conley schien seine
Worte in seiner Mitteilung am Dienstag genau gewogen zu haben: Trump
habe dem Ärzteteam keine Symptome gemeldet. Ob er welche zeigt, sagte
der Chefmediziner der Regierungszentrale nicht. Auf Nahaufnahmen von
Trumps Rückkehr ins Weiße Haus, die durch die Medien gingen, war zu
sehen, dass der Präsident nach dem Hochsteigen einer Treppe außer
Atem war.
Die Werte des 74-Jährigen seien stabil, versicherte Conley am
Dienstag. Sein Blut weise einen Sauerstoffsättigungsgrad zwischen 95
und 97 Prozent auf.
"Insgesamt geht es ihm weiterhin extrem gut."
Die Ärzte haben aber Vertrauen verspielt, nachdem sie am Samstag ein
rosiges Bild von Trumps Zustand gezeichnet hatten und tags darauf
einräumen mussten, dass es doch ernster war. Zweimal seien die
Sauerstoffwerte des Präsidenten im Verlauf der Erkrankung gefallen,
hieß es am Sonntag. Am Freitagmorgen sei die Sauerstoffsättigung des
Bluts unter 94 Prozent gesunken, am Samstag erneut auf rund 93
Prozent. Es ist unklar, ob Trump mehr als einmal zusätzlichen
Sauerstoff verabreicht bekam. Wenn Covid-19 die Lunge angreift, wird
der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt.
Wie steht es um Trumps Lunge?
Covid-19 wurde lange als Lungenkrankheit bezeichnet. Mittlerweile ist
klar, dass die Krankheit auch andere Organsystemen in Mitleidenschaft
ziehen kann, worauf auch das Robert Koch Institut hinweist. Trumps
Ärzte haben deutlich gemacht, dass seine Herz-, Nieren- und
Leberfunktionen normal seien. Auf die Frage, ob bildgebende Verfahren
eine Auswirkung der Infektion auf Trumps Lungen oder gar Hinweise auf
eine Lungenentzündung zeigten, hielt sich sein Leibarzt aber bedeckt:
"Es gibt einige erwartete Befunde, aber nichts von größeren klinischen Bedenken."
Was unter "erwarteten Befunden" zu verstehen ist, blieb
unklar.

Ein vergleichsweise seltener Anblick: Donald Trump mit Maske.Bild: www.imago-images.de / Chris Kleponis
Wann war Trumps letzter negativer Text?
Das Weiße Haus und Trumps Leibarzt verweigern weiterhin Angaben dazu,
wann der Präsident vor seinem positiven Test am Donnerstag zuletzt
negativ auf das Coronavirus getestet wurde. Nach früheren Angaben
wurde Trump jeden Tag getestet. Weil sich Conley und Trumps
Sprecherin Kayleigh McEnany in der Frage aber so bedeckt halten, wird
gemutmaßt, dass das Weiße Haus es mit dem Testregime doch nicht so
streng genommen hat.
Conley hatte an Samstag für zusätzliche Verunsicherung gesorgt als er
sagte, die Diagnose liege 72 Stunden zurück. Das würde auf einen
positiven Test am Mittwoch hinweisen. Später korrigierte er sich in
einer vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung und erklärte, er habe
gemeint, man sei "im dritten Tag" nach der Diagnose.
Die Zeitfrage ist wichtig, weil Trump am Mittwoch noch Spender in
Minnesota traf und dort anschließend vor mehreren Tausend Anhängern
auftrat. Am Donnerstag flog er zu einem Treffen mit Spendern in New
Jersey. Sollte er das alles bereits mit dem Wissen eines positiven
Tests oder ohne einen negativen Test gemacht haben, wäre das
unverantwortlich, weil man davon ausgehen muss, in dieser Phase hoch
ansteckend zu sein.
Wie hat Trump sich angesteckt?
Trump trägt trotz der Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde CDC so gut
wie nie eine Maske – er zog sie sich sogar vom Gesicht, als er am
Montagabend im Weißen Haus eintraf, obwohl in seiner Nähe andere
Leute standen. Trump hat schon früh während der Pandemie zu verstehen
gegeben, dass er schnell zur Normalität zurückkehren will. Umso mehr
war das im Wahlkampf der Fall: Auf der Zielgeraden zur Wahl am 3.
November empfing er in den vergangenen Wochen Gäste im Weißen Haus,
reiste durch das Land, traf Unterstützer und trat vor Anhängern auf – so auch in der Woche vor seiner Diagnose.
Bei der Frage nach Trumps Ansteckung richtet sich der Blick
insbesondere auf eine Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses
am 26. September. Mehr als 100 geladene Gäste kamen an diesem Tag
zusammen, um bei Trumps Vorstellung der konservativen Juristin Amy
Coney Barrett als Kandidatin für den freien Richterposten am Supreme
Court dabei zu sein. Wenige trugen Masken, zwischen den Stühlen war
kaum Abstand. Womöglich war unter den Besuchern ein sogenannter Super
Spreader, also jemand, der maßgeblich zur Verbreitung des Erregers
beitrug. Fotos zeigten, dass sich einige Teilnehmer – inklusive Trump – im Zuge der Veranstaltung auch im Weißen Haus trafen.
Weitere nun Infizierte haben an der Vorbereitung Trumps für die
TV-Debatte mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden am
Dienstag vergangene Woche in Cleveland im Bundesstaat Ohio
teilgenommen. Beteiligt an der Vorbereitung waren neben Trumps
früherer Beraterin Kellyanne Conway und Wahlkampfmanager Bill Stepien
auch die enge Trump-Beraterin Hope Hicks und der frühere Gouverneur
von New Jersey, Chris Christie. Bei ihnen allen wurde mittlerweile
eine Corona-Infektion nachgewiesen.
(om/dpa)
Während sein Nachfolger Donald Trump an den Säulen der amerikanischen Demokratie sägt, ist Joe Biden auffallend still. Nicht ganz freiwillig, wie jetzt bekannt wurde.
Joe Biden war mal ein gefragter Redner. Universitäten zahlten ihm fünf- und sechsstellige Summen, wenn er über Demokratie, Werte und die Zukunft Amerikas sprach. Heute ist davon offenbar nicht mehr viel übrig. Seit seinem Rückzug aus dem Präsidentenamt läuft es mau – auch als Speaker.