In Afghanistan eskaliert die Gewalt wieder. Die radikalislamischen Taliban haben in drei Nächten in Folge mehr als 100 Polizisten und Soldaten getötet.
Am Dienstag hatte die Regierung in Afghanistan eine Feuerpause ausgerufen, und auch die radikalislamischen Taliban hatten zu einem Stop der Angriffe auf staatliche Sicherheitskräfte aufgefordert.
Grund war das Zuckerfest zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Es folgten Szenen, die man so nicht mehr erwarten würde im Dauerkonflikt. Afghanische Sicherheitskräfte und Zivilisten umarmten Taliban-Kämpfer
aus Freude über die Waffenruhe, beglückwünschten einander zum Zuckerfest
und posierten gemeinsam für Fotos.
Andere Befehlshaber der Radikalislamisten drückten aber schon zu diesem Zeitpunkt ihren Unmut darüber aus, dass Taliban-Kämpfer von der Regierung kontrollierte Gebiete besuchten und mit Sicherheitskräften feierten.
So historisch die Waffenruhe auch war, die Taliban zerschlugen die Hoffnungen, dass sie nach dem Wochenende weiter anhalten könnte.
Die Taliban würden ihre "Einsätze" daher ab Sonntagabend
fortsetzen. Und so kam es dann auch, wie die jüngsten Angriffe zeigen.
Präsident Aschraf Ghani hatte eigentlich eine Verlängerung der einwöchigen Feuerpause der Regierungstruppen angekündigt und die Taliban ebenfalls dazu aufgefordert.
Bereits zu Beginn der Woche töteten zwei Selbstmord-Attentäter im Osten des Landes nach Behördenangaben allerdings bereits rund 50 Menschen. Es folgten die hunderte tote Sicherheitskräfte. Wie hoch die Dunkelziffer der Angriffs.Opfer liegt, ist momentan unklar.
International hatte die Aussicht auf eine länger anhaltende Waffenruhe vorsichtige Hoffnungen geschürt. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte Ghanis angekündigte Verlängerung der Waffenruhe im Kurzbotschaftendienst Twitter als "einzigartige Chance" für die Taliban bezeichnet.
Ein westlicher Diplomat in Kabul, der anonym bleiben wollte, sagte aber, eine längere Waffenruhe der Taliban würde Gesprächsbereitschaft signalisieren. Daran seien die Kämpfer "nicht interessiert". Der Diplomat sagte gegenüber afp: "Sie wollen einen vollständigen Sieg".
Im Februar hatte Ghani einen Plan für Friedensgespräche mit den Taliban vorgestellt und deren Anerkennung als politische Partei in Aussicht gestellt. Die Taliban reagierten offiziell nicht auf den Vorschlag und begannen kurz darauf ihre alljährliche Frühjahrsoffensive gegen die afghanische Regierung.
(mbi/afp/dpa) - Dieser Text wurde mit aktuellen Eregnissen am 22.06 aktualisiert