
Das erste Treffen des neuen US-Außenministers Antony Blinken mit seinem chinesischen Kollegen Yang Jiechi wurde konfliktträchtig.Bild: ap / 010250+0000
International
19.03.2021, 06:4219.03.2021, 06:42
Die Top-Diplomaten der Supermächte USA und
China haben sich gegenseitig schwere Vorwürfe gemacht. Das erste
Treffen des neuen US-Außenministers Antony Blinken mit seinem
chinesischen Kollegen Yang Jiechi sollte die Grundlage für die neue
Beziehung zwischen Washington und Peking legen. Los ging es in einem
wenig diplomatischen Tonfall: "Das Verhältnis der Vereinigten Staaten
mit China wird konkurrierend sein, wenn nötig, zusammenarbeitend,
wenn möglich, und feindselig, wenn es sein muss", sagte Blinken am
Donnerstag (Ortszeit) in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska. Die
Handlungen Chinas bedrohten die globale Stabilität, warnte er.
China erwiderte den anklagenden Tonfall und verbat sich
entschlossen jegliche Einmischung in innere Angelegenheiten, wie
Videoclips von der Eröffnung der Gespräche zeigten. "Es ist für
unsere beiden Länder wichtig, dass wir unsere Angelegenheiten jeweils
gut führen, anstatt die Schuld auf jemand anders in der Welt
abzuschieben", sagte Yang einer Übersetzung zufolge. "Es ist eine
Tatsache, dass es mit Blick auf die Menschenrechte viele Probleme in
den Vereinigten Staaten gibt", sagte er weiter und erwähnte die
"Black Lives Matter"-Proteste des vergangenen Jahres gegen Rassismus
und Polizeigewalt.
USA machen China Vorwürfe wegen Hongkong und Uiguren
Blinken wiederum erklärte, die USA seien besorgt angesichts der
Menschenrechtslage in der Metropole Hongkong und in der Provinz
Xinjiang, wo die ethnische Minderheit der Uiguren lebt. Zudem warf er
China vor, für Cyber-Angriffe verantwortlich zu sein und
US-Verbündete mit wirtschaftlichen Druck zu erpressen. Zudem
kritisierte er Pekings Haltung in Bezug auf Taiwan, das die
kommunistische Volksrepublik als Teil Chinas beansprucht.

Im Hintergrund: Antony Blinken.Bild: ap / Frederic J. Brown
"Jede dieser Handlungen bedroht den auf Regeln basierenden
Rahmen, der die globale Stabilität bewahrt. Deswegen sind dies nicht
nur innere Angelegenheiten", sagte Blinken. "Die Alternative zu einer
auf Regeln basierender Ordnung ist eine Welt, in der die Macht Recht
bekommt und alles an den Gewinner geht. Das wäre eine wesentlich
gewaltsamere und instabilere Welt", warnte Blinken.
Gespräche gehen am Freitag weiter
An dem Treffen in der Hauptstadt Alaskas nahmen Blinken und Yang,
der höchste Außenpolitiker der Kommunistischen Partei, sowie der im
chinesischen Machtapparat untergeordnete Außenminister Wang Yi und
Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan teil. Die
US-Regierung hatte nach eigenen Angaben darauf bestanden, dass das
Treffen auf amerikanischem Boden stattfinden sollte.

Yang Jiechi, der höchste Außenpolitiker der Kommunistischen Partei.Bild: ap / Frederic J. Brown
Nach den Eröffnungsreden tagten beide Seiten hinter
verschlossenen Türen weiter. Die Gespräche sollten noch bis in den
Abend und am Freitag weitergehen. Die US-Regierung hatte erklärt, man
hoffe dabei nicht auf ein bestimmtes Ergebnis, es gehe vielmehr
darum, mit einer "offenen und ehrlichen Diskussion" die Grundlagen
für die weitere Zusammenarbeit zu schaffen.
An weiteren konfliktreichen Themen dürfte es bei den Gesprächen
der beiden weltgrößten Volkswirtschaften nicht fehlen. Die USA sind
unter anderem auch besorgt über Pekings Handelspraktiken und den
chinesischen Expansionsdrang im Indo-Pazifik-Raum. China wiederum
wirft den USA vor, sich wie ein globaler Hegemon zu verhalten. Peking
fordert zudem die Aufhebung der unter Ex-Präsident Donald Trump
verhängten Strafzölle. Bei anderen Themen von globaler Bedeutung,
etwa der Bekämpfung des Klimawandels, wollen beide Regierungen aber
zumindest grundsätzlich zusammenarbeiten. Auch bei internationalen
Konflikten wie zum Beispiel in Bezug auf die Atomprogramme des Irans
und Nordkorea müssen beide Seiten kooperieren.
China-USA-Verhältnis hatte sich unter Trump verschlechtert
Blinken hatte sich unmittelbar zuvor zusammen mit
Verteidigungsminister Lloyd Austin im Rahmen einer Asien-Reise mit
den US-Verbündeten in Japan und Südkorea abgestimmt. Blinken forderte
China dabei auch auf, bei den Bemühungen um eine atomare Abrüstung
Nordkoreas seinen Einfluss auf das Nachbarland stärker auszuspielen.
China habe "ein klares Eigeninteresse", auf die Denuklearisierung
Nordkoreas hinzuarbeiten, sagte Blinken am Donnerstag in Seoul.
Das Verhältnis zwischen den USA und China war unter Trump auf das
schlechteste Niveau seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1979
gefallen. Biden setzt nun auf einen weniger aggressiven Ton - lässt
in der Sache aber keinen Zweifel daran, das China als Rivale
angesehen wird. Bidens Regierung will sich in Bezug auf China auch
enger mit demokratischen Verbündeten in Asien und Europa abstimmen.
Zudem hat Biden angekündigt, sich in der Außenpolitik erneut weltweit
für die Förderung von Demokratie und Menschenrechten einzusetzen.
Die US-Regierung hatte wegen der umstrittenen Hongkonger
Wahlrechtsreform erst diese Woche neue Sanktionen gegen 24 weitere
Politiker und Beamte aus China und Hongkong verhängt. Der Pekinger
Volkskongress hatte vergangene Woche für die Reform in der
chinesischen Sonderverwaltungsregion gestimmt, in der Peking mit
harter Hand gegen die Demokratie-Bewegung vorgeht. Das neue Gesetz
würde laut Kritikern den Einfluss der Opposition weiter drastisch
schmälern und dafür das Pro-Peking-Lager stärken.
(hau/dpa)
Bärbel Bas gehört zu den profiliertesten Stimmen innerhalb der SPD. Nach Jahren im Bundestag und einer prägenden Zeit als Bundestagspräsidentin ist sie inzwischen Bundesministerin für Arbeit und Soziales – und designierte Co-Vorsitzende der SPD. In diesem Porträt beleuchten wir ihre Kindheit, ihren beruflichen Weg und ihr politisches Profil.