In Belarus wollen am Sonntag wieder Zehntausende friedlich gegen Staatschef Lukaschenko demonstrieren.Bild: AP / -
International
Vier Wochen ist die Präsidentenwahl in Belarus nun her. Die Behörden
wollten die landesweiten Proteste mit Gewalt brutal beenden. Doch der
Widerstand der Demokratiebewegung scheint ungebrochen.
Trotz eines Demonstrationsverbots in Belarus hat die Opposition neue Massenproteste gegen den
umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko geplant. Die Menschen
sollten sich für den "Marsch der Einheit" am Sonntag ab 13.00 Uhr
MESZ auf dem Unabhängigkeitsplatz in der Hauptstadt Minsk versammeln,
hieß es in dem Aufruf unter dem Motto "Einer für alle, alle für
einen". Auch in anderen Städten sind ähnliche Aktionen geplant. Den
Sonntagsdemonstrationen hatten sich in den vergangenen Wochen
Hunderttausende Teilnehmer angeschlossen.
Die Demokratiebewegung fordert den Rücktritt Lukaschenkos. Ziel der
Proteste ist es, die Freilassung von Gefangenen zu erreichen, die
Polizeigewalt strafrechtlich verfolgen zu lassen und Neuwahlen zu
erwirken.
Oppositionsführerin ruft zu friedlichen Protesten auf
Der 66-jährige Lukaschenko lehnt jedoch einen Dialog mit dem
Koordinierungsrat der Bürgerbewegung ab. Die Demonstranten sehen die
Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja für die wahre Siegerin der
Abstimmung an. Lukaschenko will aber nach einem angeblichen Sieg mit
rund 80 Prozent der Stimmen im November eine sechste Amtszeit
beginnen. Die EU erkennt die Wahl nicht an.
Tichanowskaja rief am Samstag die Menschen dazu auf, unbedingt an der
Demonstration teilzunehmen. "Denkt daran: Gemeinsam sind wir stark",
sagte sie in einem Video. Sie betonte bei einer Live-Schalte auf
Youtube, dass die Menschen unbedingt ihre friedlichen Demonstrationen
fortsetzen sollten. Nur so könne es gelingen, dass auch politische
Gefangene freigelassen würden. Die Opposition werde ihren Weg
fortsetzen und auf Dialog mit Lukaschenko beharren.
Am Wochenende hatten bereits Tausende Frauen gegen Lukaschenko
demonstriert. Sie zogen am Samstag zu Fuß durch die Hauptstadt Minsk
und schwenkten weiß-rot-weiße Fahnen, wie auf Bildern in sozialen
Netzwerken zu sehen war. Es gab keine Festnahmen bei den Frauen; die
Polizei beobachtete das Vorgehen jedoch genau. Berichten zufolge
waren mindestens 5000 Frauen unterwegs. Viele trugen Blumen bei sich
und bildeten Menschenketten. Am Abend sammelten sich wieder
zahlreiche Menschen in den Stadtzentren, die Aktionen blieben weiter
friedlich.
Unterdessen wurde bekannt, dass Tichanowskajas Vertraute, die
prominente Oppositionelle Olga Kowalkowa, ins Nachbarland Polen
ausreisen musste. Sie sei von den Behörden in Belarus dazu gedrängt
worden, sagte Kowalkowa. Sie hätten sie vor die Wahl gestellt, das
Land zu verlassen oder noch lange im Gefängnis zu bleiben. Die
36-Jährige ist auch im Präsidium des Koordinierungsrates, der einen
friedlichen Machtwechsel in dem osteuropäischen Land erreichen will.
Kowalkowa war im August festgenommen worden und musste mehrere Tage
in Haft.
(pcl/dpa)
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