Der US-Wahlkampf geht in die heiße Phase. Nur noch wenige Tage, bis sich das Rennen zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Joe Biden entscheidet. 70 Millionen US-Bürger haben nun bereits per Briefwahl abgestimmt, so viele wie niemals zuvor.
Doch wenn man den Umfragen Vertrauen schenkt, ist das Rennen bereits gelaufen. Nationale Erhebungen sehen Herausforderer Joe Biden von den Demokraten im Schnitt bei 52,1 Prozent. Amtsinhaber Trump landet demnach bei 43,1 Prozent.
Für Republikaner und Trump-Supporter George Weinberg kein Grund für Pessimismus. Er ist von einem Wahlsieg Donald Trumps überzeugt.
George Weinberg ist seit 2014 Mitglied bei den Republicans Overseas. Er gehört zum Beirat der Dachorganisation und ist Geschäftsführer der Republicans Overseas Germany. Im Interview mit watson erklärt er, warum er Donald Trump unterstützt und der Meinung ist, dass Angela Merkel und die CDU sich ebenfalls für den US-Präsidenten stark machen sollten.
watson: Am 3. November wird gewählt. Was sagen Sie, wird es eine zweite Amtszeit für Donald Trump geben?
George Weinberg: Davon bin ich überzeugt.
In den Umfragen liegt Joe Biden klar vorne. Was macht Sie so sicher?
Der Vorsprung von Joe Biden wird immer schmaler. Außerdem sind die Umfragen nicht so zuverlässig. Wir Republikaner werden dabei oft benachteiligt. Republikaner sind wesentlich zurückhaltender dabei, ihre Überzeugung bei Umfragen kundzutun. Das haben Sie auch 2016 gesehen, als Hillary Clinton in den Umfragen vorne lag. Am Ende hieß der Präsident Donald Trump.
In Deutschland war die Verwunderung nach der letzten Wahl groß. Hier konnte sich keiner erklären, wie Donald Trump Präsident werden konnte. Haben wir Probleme damit, die USA zu verstehen?
Ein gigantisches Problem, ja. Ich habe nie verstanden, warum die deutsche Presse sich so sehr auf Donald Trump eingeschossen hat. Ich hätte nie vermutet, dass in der freien Presse eine derartige Hetze gegen den US-Präsidenten stattfinden könnte. In jeder Zeitung, aber auch den Öffentlich-Rechtlichen wird über Donald Trump hergezogen. Das ist hier sehr einseitig.
Unterstützung erhält Donald Trump dagegen von der AfD, die sich in einigen Themen immer wieder hinter den US-Präsidenten stellt. Freuen Sie sich darüber?
Nein. Das ist eine Unterstützung, die man absolut nicht haben will. Ich würde das auch nicht so sehen. Sie kritisieren Trump möglicherweise weniger, aber ich würde nicht sagen, dass die AfD Trump unterstützt.
Denken Sie, dass das deutsch-amerikanische Verhältnis unter der Kritik an Donald Trump leiden wird?
Ich habe den Eindruck, dass ein latenter Anti-Amerikanismus in den vergangenen Jahren in Deutschland Einzug gehalten hat. Andere Staatschefs wie Wladimir Putin oder Xi Jinping werden weit weniger kritisch betrachtet. Das macht mir Sorgen.
Meinen Sie damit die deutsche Linke, die traditionell eher russlandfreundlich und amerikakritisch eingestellt ist?
Ja, aber das ist noch nicht mal das, was mich überrascht. Was mich überrascht, ist die Position der CDU. Wenn führende CDU-Köpfe bei den großen deutschen Politik-Talkshows öffentlich Joe Biden unterstützen und Donald Trump kritisieren, dann finde ich das beschämend. Die konservative Partei Deutschlands sollte an der Seite der Republikaner stehen.
Vielleicht sind die Republikaner daran nicht ganz unschuldig. Donald Trump äußerte sich schon seit seinem letzten Wahlkampf kritisch gegenüber der Kanzlerin Angela Merkel und tut das auch heute noch. Angeblich hat er sie sogar bei persönlichen Telefonaten beleidigt…
Das sollte man aber nicht persönlich nehmen. Trumps Kritik an den zu niedrigen Nato-Beiträgen Deutschlands oder den Handelszöllen ist berechtigt und sollte ernst genommen werden. Deutschland lässt die USA in einigen Punkten im Regen stehen.
Und wer ist Ihrer Meinung nach Schuld an dem Zerwürfnis?
Der große Fehler dieser – in meinen Augen überbewerteten – Kanzlerin ist, dass sie sich mit Donald Trump anlegt. Sie hat sich dazu entschieden, die beleidigte Leberwurst zu spielen. Das hat der ehemalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker deutlich besser gelöst.
Inwiefern?
Er hat verstanden, wie man mit Trump umgehen muss, versucht mit ihm zu arbeiten und hat fast alles bekommen, was er wollte.
Einer der größten Kritikpunkte von Joe Biden während des Wahlkampfs war das Management des US-Präsidenten in der Corona-Krise. Wie nehmen Sie das wahr?
Die Demokraten haben kein Thema und kein Programm, außer gegen Trump zu wettern. Joe Biden tut so, als wäre unter ihm als Präsident kein einziger Amerikaner gestorben. Das ist natürlich Unsinn. Ich war vergangenen Februar bis Ende Mai in Miami, weil ich dort auch einen Wohnsitz habe. Dort wurde die Problematik hervorragend gemanagt. Im Gegensatz zu Deutschland wurde täglich darüber informiert, weshalb welche Corona-Maßnahmen nötig sind.
Das hat aber auch mit den Maßnahmen der einzelnen Bundesstaaten zu tun und nicht unbedingt mit Trumps Krisenmanagement.
Ja, aber auch das war wirklich gut. Er hat einen Einreisestopp verhängt, zunächst aus China, dann aus Europa. Das war die beste Entscheidung, die er hätte treffen können. Allein diese Maßnahme hat schon 1,5 bis 2,5 Millionen Leben gerettet. Außerdem hat Donald Trump eine Corona-Taskforce auf höchster Ebene gegründet und sie seinem Vize Mike Pence anvertraut.
Pence und Trump haben alle Kräfte mobilisiert, und sogar Unternehmen wie General Motors und Ford dazu verpflichtet, Beatmungsmaschinen zu produzieren. Das Militär unterstützte mit Sanitätsschiffen in Los Angeles und New York. Die führenden Virologen, Doktor Fauci und Doktor Birx, wurden ins Boot geholt, um Lösungen zu finden.
Trotzdem verzeichnen die USA 230.000 Tote. Mehr als jedes andere Land der Welt.
Das Virus hat die ganze Welt auf dem falschen Fuß erwischt. Das ging nicht nur den USA so. Wenn Sie diese Zahlen mal herunterrechnen auf die Einwohner, dann sehen Sie, dass das Coronavirus Länder wie Peru, Brasilien oder Belgien weitaus schwerer getroffen hat als die USA. Auch bei der aktuellen Infektionsrate liegen die USA hinter Ländern wie Frankreich. Wir können uns in Europa hier nicht als perfekt darstellen. Trumps Corona-Management war und ist hervorragend.
Ein weiterer Kritikpunkt an Donald Trumps Präsidentschaft ist, dass ihm vorgeworfen wird, das Land zu spalten. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?
Es ist die Frage, wer hier das Land spaltet. Die Demokraten haben den Müller-Bericht gegen Donald Trump ins Leben gerufen, sie haben die Nominierung des Richters Brett Kavanaugh aufgrund von bloßen Anschuldigungen verhindert. Und schließlich haben sie ein völlig lächerliches Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, das natürlich nicht erfolgreich sein konnte. Sie haben versucht, den gewählten Präsidenten aufgrund eines harmlosen Telefonats aus dem Amt zu jagen.
Trotzdem fällt auf, dass Donald Trump in der aktuell aufgeheizten Stimmung wenig dazu beiträgt, die Gräben, die zum Beispiel beim Thema Rassismus entstanden sind, zu überbrücken. Haben die USA ein Rassismus-Problem?
Rassismus und Antisemitismus finden Sie in jedem Land der Welt. Auch in Deutschland. Ich bin nicht der Meinung, dass die USA ein Problem mit strukturellem Rassismus haben. Wir hatten acht Jahre lang einen afroamerikanischen Präsidenten.
Nun, Donald Trump hätte sich als Präsident nach den Ausschreitungen in Charlottesville 2017 klarer von Rechtsextremen distanzieren müssen.
Die berühmte Aussage von Donald Trump, es gebe gute Leute auf beiden Seiten, hat man ihm sehr übelgenommen. Aber schauen Sie mal: Als es in Deutschland die ersten Pegida-Proteste in Dresden gab, war der damalige Vize-Kanzler Sigmar Gabriel vor Ort, verteidigte diejenigen die dort mitdemonstrierten und erklärte, es gebe ein demokratisches Recht darauf, rechts zu sein oder deutschnational. Da hat sich auch keiner aufgeregt. Donald Trump wird gleich eine Nähe zu Rechtsradikalen nahegelegt. Niemand fragt nach den Verbindungen von Joe Biden zur Antifa. Hier wird eindeutig mit zweierlei Maß gemessen.