Metal-Fans in Russland drohen bis zu acht Jahre Haft wegen "Satanismus"
"Bei einem satanischen Heavy-Metal-Festival in Löbnitz kam es zu einem dramatischen Zwischenfall", schrieb 2012 das rechtsextreme Portal "kreuz.net", als ein Blitz auf dem deutschen Metal-Festival With Full Force einschlug.
Weiter hieß es in dem Artikel: "Gott schickte einen Blitz, der 51 Besucher des Festivals verletzte, neun von ihnen schwer." Die "Satanisten" hätten sich von dem Zeichen Gottes aber nicht beeindrucken lassen.
Ansichten wie diese, die hierzulande damals auf Verstörung bis Belustigung stießen, sorgen in Russland nun für eine konkrete Bedrohung im alltäglichen Leben. Denn der Kreml scheint die Sache ganz ähnlich zu sehen wie besagtes Portal.
Kreml alarmiert: "satanische Sexorgien"
Das Oberste Gericht des Kremls stufte die "internationale Satanismus-Bewegung" als extremistische und terroristische Gruppe ein. Kurios: Eine solche Organisation gibt es nicht.
Der Kreml zeigt sich dennoch überzeugt: Der Abgeordnete Andrei Kartapolow bezeichnete den Satanismus als eine "direkte Bedrohung für die russische Staatlichkeit", heißt es in "The Sunday Times". Ein weiterer Abgeordneter behauptete zudem, es habe Beschwerden aus der Öffentlichkeit gegeben über "satanische Sexorgien" in Moskau und anderen Städten.
Patriarch Kyrill, Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche, spricht von einer "Ideologie, die unsere nationale Identität zerstöre und unser Volk schwäche". Deshalb das Urteil, das in diesem Monat in Kraft treten soll: Wer entsprechende Symbolik, Bilder oder Sprache verwendet, riskiert eine Haftstrafe von bis zu acht Jahren.
Metal-Fans riskieren Gefängnis
Noch ist der genaue Wortlaut des Urteils nicht veröffentlicht, sodass abgewartet werden muss, welche Symbole und Bilder genau darunter fallen.
Da es in einigen Subgenres der Metal-Szene jedoch üblich ist, Symbole wie Pentagramme zu verwenden, sowie entsprechende Themen in die Texte einfließen zu lassen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es Fans dieser Musik betreffen wird.
Der russische Menschenrechtsanwalt Iwan Pawlow zeigt sich jedenfalls besorgt zu dem Urteil: "Wird man Menschen wegen T-Shirts mit Pentagrammen und Ziegenköpfen ins Gefängnis stecken? Wir können es nicht mit Sicherheit sagen. Aber die Praxis der Fälle mit anderen fiktiven 'Extremisten' kann uns viel sagen."
Zudem befürchten Kritiker:innen, dass es nicht nur Fans treffen wird, die im Jetzt und Hier gegen entsprechende Regeln verstoßen, sondern auch rückwirkend angewandt werden kann. In diesem Fall könnte das Urteil auch Menschen gefährden, die vor Jahren ein Foto mit einem Pentagramm auf Social Media gepostet haben.