Das Sturmtief "Filomena" hat in Madrid mit starken Schneefällen für viel Spaß, aber auch für Chaos und Angst gesorgt. Auf den Autobahnringen der spanischen Hauptstadt setzte eine mehr als 60 Zentimeter hohe Schneedecke viele Autofahrer fest, die die Nacht zum Teil in ihren Fahrzeugen verbringen mussten – und Samstagmittag immer noch zitternd auf Hilfe warteten. "Wir sitzen hier seit mehr als 15 Stunden fest, niemand hat uns Wasser, Decken oder Essen gebracht", sagte Patricia Manzanares im telefonischen Interview im spanischen Fernsehen. Sie klagte: "Wir bekommen überhaupt keine Infos, und im Wagen neben uns ist auch ein drei oder vier Jahre altes Mädchen."
Während viele "Madrileños" am Samstag überall auf den nahezu autoleeren Straßen der Hauptstadt sich laut lachend ungewöhnliche Schneeballschlachten lieferten und teils auch auf Langlaufskiern und Schlitten unterwegs waren, gab der größte Flughafen Spaniens die Einstellung des Betriebs für den ganzen Tag bekannt. Die Madrider S-Bahn stellte den Betrieb bis auf Weiteres ein, die Eisenbahngesellschaft Renfe strich am Samstag viele Verbindungen. Zudem wurden mehrere Autobahnen und Landstraßen gesperrt. "Der Jahrhundertschnee legt Madrid lahm", titelte die Zeitung "ABC".
"Das ist der bisher heftigste Schneefall dieses Jahrhunderts in Madrid. Ähnliches hatte es zuletzt im März 1971 und Februar 1984 gegeben", sagte der Sprecher des Wetterdienstes AEMET, Rubén del Campo.
Seit Freitagvormittag fielen in Madrid ununterbrochen dicke weiße Flocken vom Himmel. Der starke Schneefall sollte dort am Samstag erst gegen Mitternacht aufhören. Seit Freitagabend und noch bis Samstagabend galt in der Hauptstadt, aber auch in zehn von insgesamt 50 Provinzen des Landes die höchste Alarmstufe Rot.
In den Regionen, in denen es keinen Schnee gab, brachte "Filomena" Unwetter, starke Windböen, Dauerregen und hohe Wellen. Im ganzen Land waren am Samstag mehr als hundert Straßen und Autobahnen gesperrt. In Vega de Liordes in der Provinz León rund 400 Kilometer nördlich von Madrid wurde bereits am Donnerstag mit minus 35,8 Grad die tiefste Temperatur registriert, die jemals in Spanien gemessen wurde, wie die Meteorologen mitteilten.
Die Militärische Nothilfeeinheit UME musste seit Freitagabend im ganzen Land mehrfach ausrücken, um Autofahrern zu helfen oder umgestürzte Bäume zu beseitigen. Eingesetzt wurden 147 Soldaten und 66 Fahrzeuge. Dennoch waren die Militärs am Samstag wegen der vielen Notfälle Medienberichten zufolge völlig überfordert. Notfälle mit Verletzten oder Toten gab es nach Medienberichten vorerst nicht.
Eine schlechte Nachricht gab es derweil für die Fans von Atlético Madrid: Das Heimspiel des Liga-Tabellenführers gegen Athletic Bilbao wurde wegen des Winterwetters abgesagt.
(se/dpa)