Für Japans Kaiser Naruhito hat der Höhepunkt einer Reihe von Thronfolge-Ritualen begonnen. Zum Auftakt suchte der Monarch bei strömendem Wetter zunächst die Gottheiten auf.
Japans neuer Kaiser Naruhito hat im Beisein von rund 2.000 Würdenträgern aus aller Welt, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der britische Kronprinz Charles, in einer von uralten Traditionen geprägten Zeremonie seine Inthronisierung verkündet. Er versichere, im Einklang mit der Verfassung seine Verantwortung als Symbol des Staates und der Einheit des japanischen Volkes zu erfüllen, sagte der 59 Jahre alte Monarch von seinem 6,5 Meter hohen, überdachten Thron herab. Der Monarch trug dabei eine braun-orangene Robe in jahrhundertaltem Design. Die 30 Minute dauernde Zeremonie namens "Sokuirei Seiden no gi" (Zeremonie zur Inthronisierung des Kaisers) entspricht den Krönungsfeierlichkeiten in anderen Ländern.
Zuvor war Naruhito in die heiligen Schreine seines Palastes gepilgert. Bei strömendem Regen suchte der 59-jährige Monarch in einer weißen Robe gekleidet die Schreine "Kashikodokoro", den "Koreiden" und den "Shinden" auf. Bei dieser religiösen Zeremonie teilt der Monarch den Gottheiten mit, dass er seiner Regentschaft verkünden wird. Naruhito hatte sein Amt am 1. Mai nach Abdankung seines Vaters übernommen.
Bei der religiösen Zeremonie am Morgen wurde der Monarch von Hofbeamten begleitet, die zwei der Throninsignien trugen: ein Schwert sowie Krummjuwelen, die das Kaiserhaus der Sage nach von der Sonnengöttin Amaterasu Omikami erhalten hat. Den Mythen zufolge sind Japans Kaiser unmittelbare Nachfahren der Göttin. Niemand, selbst der Kaiser nicht, darf dabei einen Blick auf die Throninsignien werfen, die sich in Schutzhüllen befinden. Ihr Inhalt ist dazu zu heilig.
Der Kaiser schritt langsam zum "Kashikodokoro", wo die Sonnengöttin verehrt wird, verbeugte sich tief und ging dann zum Beten hinein. Anschließend suchte er in ähnlicher Weise die beiden anderen Schreine auf.
Am Nachmittag (Ortszeit) wurde die Inthronisierung des 126. Kaisers der ältesten Erbmonarchie der Welt dann vollzogen. Sie war der Höhepunkt einer Reihe von Thronfolge-Ritualen, die im Mai begannen, nachdem Naruhito die Nachfolge seines Vaters Akihito angetreten hatte. Akihito war seit rund 200 Jahren der erste Kaiser Japans, der noch zu seinen Lebzeiten den Thron für seinen Nachfolger freimachte.
Eine ursprünglich im Anschluss geplante Parade des Kaiserpaares in einem offenen Wagen durch die Hauptstadt wurde aus Rücksicht auf die Opfer einer Taifun-Katastrophe vor wenigen Tagen auf den 10. November verschoben. In dem Monat folgt eine letzte, religiöse Zeremonie, bei der Naruhito seiner Sonnengöttin für den neuen Reis dankt und ihr Reis und Sake anbietet. Danach ist Naruhito endgültig in die Reihe der Kaiser aufgenommen.
(hd/dpa)