
Der Großkonzern Adidas will in der Corona-Krise für seine Filialen keine Miete mehr bezahlen.Bild: imago images/ZUMA Press / Alex Tai via www.imago-images.de
International
29.03.2020, 14:3329.03.2020, 17:22
Dieser Schuss ging nach hinten los: Der Großkonzern Adidas will ab April keine Miete mehr für seine Filialen zahlen. Wegen der Corona-Krise hatte der Konzern seine Geschäfte – so wie andere Handelsunternehmen auch – schließen müssen.
Auch Handelsketten wie Deichmann, H&M und Puma sind von den Ladenschließungen betroffen und haben angekündigt, ihre Mietzahlungen einzustellen. Vor allem aber Adidas bekam für seine Entscheidung einen großen Shitstorm ab. Auch zahlreiche Politiker kritisierten Adidas scharf. Inzwischen hat der Konzern auf die Kritik reagiert. Zumindest privaten Vermietern will Adidas weiterhin Miete zahlen.
Politiker setzen im Netz ein klares Zeichen
Der Shitstorm brach am Samstag auf Twitter los. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post veröffentlichte ein Video, in dem er ein Adidas-Shirt verbrannte.
Auch Katarina Barley (SPD), Vize-Präsidentin des Europa-Parlaments, setzte einen Tweet ab, der sich gegen den Konzern richtete. Dabei waren Schuhe von Adidas zu sehen, darunter hieß es: "Das hier waren übrigens die letzten Adidas, die wir gekauft haben".
Den Mietzahlungsstopp nannte Barley "schäbig". Zahlreiche Twitter-Nutzer riefen auch zu einem Boykott von Adidas auf.
Bundesjustizministerin: "Unanständig und nicht akzeptabel"
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) äußerte sich empört über den Stopp von Mietzahlungen. "Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach
ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht
akzeptabel", sagte sie am Samstag in Berlin.
Die Corona-Hilfsgesetze
böten dafür keine Grundlage. Es gelte weiterhin: "Mieter müssen
selbstverständlich ihre Miete zahlen. Falls sie tatsächlich infolge
der Krise in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten geraten, kann ihnen
lediglich für einen begrenzten Zeitraum nicht gekündigt werden."
Der Bundestag hatte in dieser Woche ein Gesetz verabschiedet, wonach Mieter wegen Zahlungsrückständen infolge der Pandemie drei Monate lang nicht gekündigt werden können. Die Regelung bezieht sich auf Wohn- und Gewerbemieten und gilt zunächst bis Ende Juni.
Olaf Scholz: "Zeit der Kooperation"
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) nannte es in der "Bild am Sonntag"
irritierend, "wenn große Unternehmen einfach so einen
Mietzahlungsstopp verkünden. Jetzt ist die Zeit der Kooperation". Zu
einer guten Geschäftsverbindung gehöre auch, sich in schweren Zeiten
miteinander zu verständigen.
Bereits am Samstag hatte CSU-Minister Andreas Scheuer Adidas kritisiert. "Das Signal ist nicht das Unterhaken, das man von jedem Bürger verlangt", sagte Scheuer der "Bild". "Wir geben die Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger: 'Seid vernünftig!' Da müssen große Konzerne aber auch vernünftig sein."
Aber nicht nur die Politik ist empört. Auch in der Promi-Welt ist man erzürnt.
Tim Mälzer: "Das ist für mich ein Unding"
Der Gastronom und Unternehmer Tim Mälzer kritisiert Adidas im Podcast "Fiete Castro". Darin spricht er mit dem Ersten Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) über die Auswirkungen der Corona-Krise. Beide sind sich einig, dass Adidas ein "falsches Signal" aussendet.
Mälzer hat eine klare Meinung: "F*** Adidas. Ich kauf keine Adidas-Schuhe mehr, wenn sich das wirklich bewahrheiten sollte, dass sie die Miete nicht mehr zahlen. Das ist für mich ein Unding, was da gerade passiert."
Auch die Community im Netz ist empört und ruft zum Boykott auf
Hier haben wir für euch ein paar Reaktionen aus dem Internet herausgesucht:
Adidas reagiert auf die Kritik
Die Kritik aus Politik und Gesellschaft ist bei Adidas offenbar angekommen. Zumindest privaten Vermietern seiner Filialen zahlt der Konzern ungeachtet der Schließungen in der Corona-Krise unverändert die Miete. "Wir haben sie ausgenommen, sie werden ihre April-Miete wie gewohnt erhalten", sagte Unternehmenschef Kasper Rorsted der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe).
Die meisten eigenen Geschäfte würden aber von großen Immobilienvermarktern und Versicherungsfonds angemietet. Diese hätten für die Maßnahme, die Mietzahlungen vorläufig einzustellen, "überwiegend Verständnis gezeigt".
Nach seinen Angaben kann der Konzern derzeit weltweit nur in drei Ländern normal seinem Geschäft nachgehen: "Damit wurde auf einen Schlag fast unser gesamter Vertrieb eingestellt; wir erwirtschaften, wenn man den Onlinehandel abzieht, normalerweise 60 Prozent unseres Umsatzes in diesen Märkten, der ist einfach weg."
(vdv/mit dpa und afp)
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