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International
Eine solche Szene hat es vor dem Kanzleramt in Berlin
noch nicht gegeben. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die dänische
Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sitzen auf zwei weißen Stühlen,
die auf einem roten Podium stehen, während das Wachbataillon der
Bundeswehr die Nationalhymnen abspielt.
Das Protokoll sieht vor, dass
die Kanzlerin und ihr Gast die Zeremonie im Stehen absolvieren – das
ist bei Empfängen von Staats- und Regierungschefs mit militärischen
Ehren weltweit so. Drei Mal hat die Kanzlerin in den letzten Wochen
in solchen Situationen aber minutenlang gezittert, zuletzt am
Mittwoch bei der Begrüßung des finnischen Ministerpräsidenten Antti
Rinne. Bereits 2017 gab es einen ähnlichen Vorfall bei ihrem Besuch
in Mexiko.
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Jetzt haben ihre Leute im Kanzleramt einen Weg gefunden, eine
Wiederholung zu vermeiden. Trotzdem bleiben viele Fragen rund um die
Gesundheit der Kanzlerin offen. Eine ganz einfache lautet: War Merkel
eigentlich beim Arzt?
Das sagt Angela Merkel zu ihrer Gesundheit
Selbst das beantwortet sie nur indirekt. Man
dürfe davon ausgehen, "dass ich erstens um die Verantwortung meines
Amtes weiß und deshalb auch dementsprechend handele - auch was meine
Gesundheit anbelangt", sagt sie am Donnerstag auf der Pressekonferenz
mit Frederiksen auf eine entsprechende Frage. "Und zweitens dürfen
Sie davon ausgehen, dass ich auch als Mensch ein großes persönliches
Interesse daran habe, dass ich gesund bin und auf meine Gesundheit
achte."
Muss man ihre Schweigsamkeit respektieren oder haben rund 80
Millionen Deutsche das Recht, mehr über ihre Kanzlerin zu erfahren?
Das wird in Berlin zunehmend kontrovers diskutiert. "Merkel
verweigert sich den Grundsätzen der transparenten Rechnungslegung,
die beim Spitzenpersonal immer auch den eigenen Gesundheitszustand
einschließt", schreibt zum Beispiel der Journalist Gabor Steingart am
Donnerstag in seinem "Morning Briefing".
So gehen die Staatschefs in anderen Ländern damit um
In anderen Ländern wird die Privatsphäre von Spitzenpolitikern
jedenfalls weitaus weniger geachtet als hierzulande. In den USA ist
es beispielsweise Konsens, dass Präsidenten und
Präsidentschaftsbewerber Einblick in medizinische Details geben. So
lud der inzwischen gestorbene Republikaner John McCain im Mai 2008
rund 20 Journalisten ein, um mehr als tausend Seiten seiner
Gesundheitsakten durchzugehen. Der Präsidentschaftskandidat war zu
diesem Zeitpunkt 71 Jahre alt, er sah sich Fragen ausgesetzt, ob er
gesundheitlich überhaupt in der Lage sei, das mächtigste Amt der Welt
auszuüben.
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Im Wahlkampf 2016 sorgte dann die demokratische Kandidatin Hillary
Clinton für Schlagzeilen, weil sie eine Lungenentzündung geheim
gehalten hatte. Bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der
Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York hatte sie einen
Schwächeanfall erlitten. Videobilder einer wegsackenden Kandidatin,
die von anderen gestützt werden musste, machten die Runde. Ihr Team
brauchte recht lange, um überhaupt zu reagieren und sprach zunächst
von einem Hitzeanfall. Clinton hatte ohnehin
Glaubwürdigkeitsprobleme, für den Umgang mit der Krankheit wurde sie
heftig kritisiert.
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Wie glaubwürdig die Medizinchecks der Präsidenten sind, ist
spätestens seit Donald Trump umstritten. 2018 attestierte der
damalige Chefmediziner im Weißen Haus, Ronny Jackson, ihm in
übertrieben wirkenden Lobeshymnen eine exzellente Gesundheit und eine
tadellose geistige Verfassung. Unter anderem sagte Jackson, Trump
hätte, auch aufgrund seiner hervorragenden Gene, 200 Jahre alt werden
können – wenn er sich nur besser ernährt hätte. Jackson wurde wenig
später von Trump als Minister für die Angelegenheiten von
Kriegsveteranen für einen Kabinettsposten vorgeschlagen. Allerdings
zog der Mediziner seine Bewerbung zurück, nachdem Vorwürfe gegen ihn
laut geworden waren, die sich unter anderem auch um Alkoholmissbrauch
im Job drehten.
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Ganz anders läuft es in Russland. Der Kreml hütet den
Gesundheitszustand des russischen Präsidenten wie zu Sowjetzeiten wie
ein Staatsgeheimnis. Dass Kremlchef Wladimir Putin auch mit 66 Jahren
topfit ist, sollen regelmäßig Bilder beim Judo und beim
Eishockeyspielen zeigen. Die Botschaft ist: Wer so aktiv ist und im
Judo seinem schwarzen Gürtel noch alle Ehre macht, dem kann nichts
fehlen. Fast schon Kultstatus haben seine Auftritte mit freiem
Oberkörper – als scheinbar kerngesunder Naturbursche beim Angeln oder
Reiten. Aber auch schon bei einem öffentlichen Arztbesuch hat er sich
seine Fitness bescheinigen lassen.
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Dabei gilt in Russland die Devise, dass der Präsident nicht sich
selbst gehört: Gerade weil in einer Autokratie wie Russland alle
wichtigen Entscheidungen von einem Menschen getroffen werden, träfe
eine Krankheit des Präsidenten das Land bis ins Mark.
Wohl auch deshalb gab es 2012 einigen Wirbel: Wegen einer
monatelangen Reisepause gab es Spekulationen über Russlands "Rückgrat
Nummer eins", weil sich Putin vom türkischen Regierungschef Recep
Tayyip Erdogan in den Sessel helfen ließ. Auch bei einem Besuch von
Angela Merkel in Moskau empfing er die Kanzlerin sitzend. Deutlicher,
als dass Putin eine ältere Sportverletzung plagen könnte, wurde
Kremlsprecher Dmitri Peskow damals nicht. Hartnäckig hielten sich
aber Gerüchte, der Tierschützer Putin habe sich bei einem Flug in
einem Spezialgerät eine
Rückenverletzung zugezogen.
In der arabischen Welt ist die Gesundheit der Staats- und
Regierungschefs ebenfalls ein großes Tabu – und doch ein großes
Thema, weil viele Politiker in hohem Alter sind. Algeriens Präsident
Abdelaziz Bouteflika (82) saß seit einem Schlaganfall 2003 zwischenzeitlich im
Rollstuhl und trat kaum noch öffentlich in Erscheinung. Algerische
Karikaturisten stellten ihn oft als Gespenst dar. Immer wieder flog
er zu Behandlungen in die Schweiz. Offizielle Informationen gab es
dazu fast nie.
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Wenn es doch einmal Informationen gibt, schürt das gleich Gerüchte.
Erst vor zwei Wochen teilte das tunesische Präsidialamt mit, dass der
92 Jahre alte Präsident Beji Caid Essebsi ins Krankenhaus gebracht
werden musste. Sofort kursierten wilde Gerüchte, die den Präsidenten
schon für tot erklärten. Erst spät gab es ein Foto des
Präsidialamtes, das den Staatschef im Kreis der Ärzte zeigte – und
bis heute keine Erklärung für den Krankenhausaufenthalt.
Im Vatikan gilt eine ganz radikale Devise: "Päpste sind nicht krank,
Päpste sterben." Im Klartext: Über die Gesundheit des Kirchenführers
wird zu Lebzeiten nicht gesprochen, bekannt gegeben wird erst der
Tod. Im Fall des an Parkinson erkrankten Papstes Johannes Paul II.
klang der erste Hinweis darauf recht umwölkt: Der damalige
Papst-Sprecher Joaquín Navarro-Valls sprach damals von einer
"Krankheit extra-pyramidalen Ursprungs". Und doch war diese Offenheit
für manche Kirchenobere ein "Skandal". Zuletzt musste der Sprecher
über den Todeskampf Johannes Pauls berichten – und er tat dies fast
minuziös .
(ll/dpa)
Die Küche ist ihr Revier. Hier zaubern sie Brot, Eintöpfe und Torten. Mit einer Schürze schützen sie ihre schönen Kleider; das Haar ist kunstvoll frisiert.