Symbolbild *hust*
International
25.04.2019, 17:5025.04.2019, 18:38
Luxemburg legt schon mal vor. Als erstes Land
in Europa will das Großherzogtum Cannabis legalisieren. Wie genau und nach welchem Modell – das ist noch offen. Eine Arbeitsgruppe sei
derzeit dabei, Fragen zu analysieren und erste Schritte der
Vorbereitung zu machen, hieß es aus dem Gesundheitsministerium in
Luxemburg.
Künftig soll in Luxemburg jeder Erwachsene für den persönlichen Gebrauch Cannabis anbauen, kaufen, besitzen und konsumieren dürfen. Alles unter strengen Bedingungen natürlich, die noch festgelegt werden müssen.
Und das hat Gründe:
- Das Großherzogtum erhofft sich so ein Austrocknen des illegalen Marktes mitsamt dazugehöriger Beschaffungskriminalität plus weniger gesundheitliche Gefahren für die Konsumenten – durch eine sichergestellte bessere Qualität des Stoffs.
- Die Einnahmen aus "der nationalen Produktions- und Verkaufskette unter staatlicher Kontrolle" sollen in die Suchtprävention fließen.
Nach der Ankündigung der Ende 2018 neuaufgelegten Luxemburger
Regierung von Liberalen, Sozialdemokraten und Grünen, Cannabis "zum
Freizeitgebrauch" zu legalisieren, muss nun ein Gesetzentwurf
erarbeitet werden. Dabei gebe es keinen Zeitdruck, sagte eine
Sprecherin des Gesundheitsministeriums. "Wir geben uns die nötige
Zeit, um das korrekt durchzuführen." Viele Akteure und Ministerien
müssten ins Boot geholt werden. Eine staatliche Cannabis-Agentur
solle die Legalisierung begleiten.
Vorbild Kanada
Im Oktober 2018 hatte Kanada als zweites Land der Welt den Anbau,
Verkauf und Konsum von Cannabis legalisiert. Volljährige dürfen dort
bis zu 30 Gramm Marihuana kaufen, bei sich haben und rauchen. Auch
der private Anbau für den persönlichen Gebrauch ist in den meisten
Regionen erlaubt. 2014 hatte Uruguay als weltweit erster Staat den
Anbau und Verkauf von Cannabis unter staatlicher Kontrolle erlaubt.
Luxemburg wäre nach Angaben des EU-Beobachtungszentrums für Drogen
mit Sitz in Lissabon das erste Land in Europa, das diesen Weg geht.
In einigen anderen Ländern wie den Niederlanden werden Anbau und
Verkauf teils geduldet. In Portugal etwa ist der Besitz und Konsum von Cannabis – wie bei allen Drogen – in kleinen Mengen legal, der Anbau aber illegal.
In Deutschland gelten Cannabis-Produkte als
illegale Suchtmittel. Besitz, Anbau und Handel sind grundsätzlich
verboten. Bei geringen Mengen zum Eigenverbrauch kann die
Staatsanwaltschaft aber von einer Strafverfolgung absehen.
Bundespolizei fürchtet Drogenproblem
Nach Angaben des Deutschen Hanfverbandes sind zum weltweiten
"Global Marijuana March 2019" Anfang Mai auch in rund 30 deutschen
Städten Demos und Kundgebungen für die Legalisierung von Cannabis
geplant. Es werde Aktionen von Hamburg bis München und von Düsseldorf
bis Dresden geben, teilte der Verband in Berlin mit. Seit März 2017
ist es bundesweit gesetzlich möglich, dass Patienten im Einzelfall
Cannabis auf Rezept bekommen.
Wegen der Legalisierung von Cannabis in Luxemburg für den
privaten Konsum rechnet die Bundespolizei mit einem Anstieg von
Delikten im angrenzenden Deutschland. Das gilt besonders für die benachbarten Bundesländer Rheinland-Pfalz und das Saarland. "Die Gefahr ist dann relativ
hoch, dass die Leute von hier hinüberfahren, einkaufen und hierhin
zurückkommen", sagte Sprecher Stefan Döhn in Trier. Und auch wenn man
dann Cannabis legal in Luxemburg kaufen könne: "Die Einfuhr nach
Deutschland ist illegal." Es werde sicherlich dann mehr Kontrollen
und mehr Arbeit geben. "Es könnte ein Drogenproblem werden."
(ts/dpa)
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