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Chinas Präsident Xi Jinping kann ein neues Abkommen mit 14 asiatisch-pazifischen Staaten verzeichnen. Bild: www.imago-images.de / Ju Peng
Während die USA eine "Entkoppelung" von China verfolgen, schließt Peking ein großes Freihandelsbündnis mit wichtigen Volkswirtschaften in der Asien-Pazifik-Region. Wird die Gruppe auch Europa überholen?
15.11.2020, 08:5915.11.2020, 16:58
Ungeachtet des Handelskonflikts mit den USA hat China
mit 14 asiatisch-pazifischen Staaten das größte Freihandelsabkommen
der Welt abgeschlossen. Nach achtjährigen Verhandlungen erfolgte die
Unterzeichnung am Sonntag zum Abschluss des virtuellen Gipfels der
südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean in Vietnams Hauptstadt
Hanoi. Die "regionale, umfassende Wirtschaftspartnerschaft" oder
RCEP, wie der Pakt abgekürzt wird, umfasst 2.2 Milliarden Menschen
und rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung.
Das Abkommen verringert Zölle, legt gemeinsame Handelsregeln fest und
erleichtert damit auch Lieferketten. Es umfasst Handel,
Dienstleistungen, Investitionen, E-Kommerz, Telekommunikation und
Urheberrechte. RCEP steht für "Regional Comprehensive Economic
Partnership". Neben der zweitgrößten Volkswirtschaft China und den
zehn Asean-Staaten Vietnam, Singapur, Indonesien, Malaysia, Thailand,
Philippinen, Myanmar, Brunei, Laos und Kambodscha beteiligen sich
auch Japan, Australien, Südkorea und Neuseeland.
Chinas Handelsminister Zhong Shan (r.) präsentiert mit Ministerpräsident (l.) Li Keqiang das unterzeichnete Abkommen.Bild: www.imago-images.de / LUKAS COCH
Gerade vor dem Hintergrund des laufenden Handelskrieges mit den USA
ist der Freihandelspakt ein großer Erfolg für die kommunistische
Führung in Peking. Das Abkommen wird nach Ansicht von Experten die
wirtschaftliche Integration in der Asien-Pazifik-Region voranbringen
und protektionistischen Tendenzen entgegenwirken. Die RCEP-Staaten
standen vor der Corona-Krise für 29 Prozent des weltweiten
Handelsvolumens – etwas weniger als die EU mit 33 Prozent. Der Anteil
der RCEP-Gemeinschaft dürfte aber steigen, wie Experten erwarten.
Wirtschaftliche Erholung erhofft – Indien nicht dabei
"RCEP wird die wirtschaftliche und strategische Landkarte des
Indo-Pazifiks neu zeichnen", sagte Jeffrey Wilson vom Australischen
Strategischen Politik-Institut (ASPI). Der Freihandelspakt sei von
"massiver Bedeutung". Er werde auch den Bemühungen für eine
wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie "einen Anschub geben".
Der Einigung waren 31 Verhandlungsrunden vorausgegangen und 18
Ministertreffen. Sechs Mal waren selbst auferlegte Fristen nicht
eingehalten worden. Am Ende hing das Abkommen besonders an Indien,
das sich nicht so weit öffnen wollte. Indem sich Neu Delhi aber Ende
vergangenen Jahres aus den Verhandlungen zurückgezogen hatte, wurde
der Weg geebnet für die Einigung.
Mit dem Pakt bildet sich neben der Gemeinschaft des anderen
asiatisch-pazifischen Freihandelsabkommens, der CPTPP abgekürzten
"Umfassenden und fortschrittlichen Vereinbarung für eine
Trans-Pazifische Partnerschaft", eine weitere Freihandelszone. CPTPP
repräsentiert aber nur 13 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.
Es ist von dem ehrgeizigeren Vorhaben der Transpazifischen
Partnerschaft (TPP) übrig geblieben, nachdem US-Präsident Donald
Trump die USA 2017 aus dem Abkommen zurückgezogen hatte.
Trump schwänzt erneut
Obwohl die Asean-Gespräche nur virtuell geführt wurden, nahm Trump
auch das dritte Jahr in Folge nicht an dem Gipfel teil. Während die
USA unter ihm an Gewicht in der Asien-Pazifik-Region verloren haben,
streckt China mit dem neuen Freihandelspakt seinen Einfluss noch
weiter aus. RCEP ist weitreichender als CPTPP, geht allerdings nicht
so tief, wie Experten schildern. Die trans-pazifische Partnerschaft
CPTPP zwischen Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia,
Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam ist bislang von sieben
Staaten ratifiziert und umfasst 480 Millionen Menschen.
Moon Jae-in, Präsident von Südkorea (r, oben im Bild) nimmt mit Yoshihide Suga (M, oben im Bild), Premierminister von Japan, und Li Keqiang (l, oben im Bild), Premierminister von China, an einer virtuellen Sitzung teil.Bild: yonhap / dpa
Ob sich die USA unter dem neuen Präsidenten Joe Biden wieder der
trans-pazifischen Partnerschaft anschließen werden, wofür auch die
Zustimmung des Kongresses erforderlich wäre, muss sich zeigen.
Experten wiesen darauf hin, dass beide Freihandelspakte nicht in
Konkurrenz zueinander stehen und sich eine Mitgliedschaft nicht
gegenseitig ausschließt. Vielmehr funktioniere das neue RCEP-Abkommen
mit China ergänzend. So gehören Japan, Vietnam, Singapur, Brunei,
Malaysia, Australien und Neuseeland beiden an.
Der neue Freihandelspakt bedeutet allerdings nicht, dass alle
Probleme zwischen den Handelspartnern beseitigt wären oder dass
einzelne Länder nicht mit Sorge auf die wachsende Abhängigkeit von
China blickten. So überprüft Japan gerade seine Lieferketten in
China. Auch gibt es Konflikte zwischen Australien und China, weil
Peking wegen politischer Spannungen Importe aus Australien
beschränkt.
Die Einigung demonstriert gleichwohl, dass asiatisch-pazifische
Volkswirtschaften der von den USA unter Trump propagierten
technologischen und wirtschaftlichen "Entkoppelung" von China sehr
skeptisch gegenüberstehen.
(lau/dpa)
Beben bei der Grünen Jugend: Zahlreiche Mitglieder der Jugendorganisation haben nicht nur ihre Rücktritte aus den Vorständen angekündigt, sondern auch ihren Austritt aus der Partei. Sowohl auf Bundesebene als auch in zahlreichen Landesverbänden.