Als Reaktion auf die Proteste tausender Belgier gegen Rassismus haben die Behörden in Antwerpen eine Statue des früheren Königs Leopold II. entfernt. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus vertraulichen Quellen erfuhr, soll die Statue künftig im Depot eines örtlichen Museums aufbewahrt werden. Wegen der brutalen belgischen Kolonialherrschaft im Kongo im 19. und 20. Jahrhundert ist das Andenken an den damaligen Monarchen seit langem umstritten.
Wie in zahlreichen anderen Ländern weltweit beteiligten sich nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis auch in Belgien tausende Menschen an Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Seit Beginn der Proteste wurden mehrere Statuen und Büsten von Leopold II. beschmiert.
Die Gruppe "Réparons L'Histoire" (Die Geschichte reparieren), die sich für die Aufarbeitung der belgischen Kolonialverbrechen einsetzt, forderte die Entfernung aller Denkmäler für Leopold II., der Belgien von 1865 bis 1909 regierte. Sie bezeichnete den König, "der für einige ein Held" sei, als "Henker, der zehn Millionen Kongolesen getötet hat".
Im Namen der "Zivilisationsmission" Belgiens im Kongo errichtete Leopold II. Ende des 19. Jahrhunderts ein Kolonialregime, das von Historikern als eines der gewalttätigsten der Geschichte bezeichnet wird. Rohstoffe wie Kautschuk plünderten die belgischen Kolonialherren durch Sklaverei und Gewalt systematisch aus.
Auch in Großbritannien haben Aktivisten im Rahmen der Proteste gegen Rassismus die Entfernung von Denkmälern gefordert, die an Menschenrechtsverbrechen während der Kolonialzeit erinnern. Am Sonntag hatten Demonstranten im englischen Bristol eine mehr als fünf Meter hohe Bronze-Statue des Sklavenhändlers Edward Colston gestürzt und im Hafen versenkt. Die Statue von Kriegspremier Winston Churchill in London wurde mit dem Schriftzug "war ein Rassist" besprüht.
Der Bürgermeister der englischen Stadt Bristol bedauert den Verlust der am Sonntag von Demonstranten gestürzten Statue des Sklavenhändlers Edward Colston nicht. Das sagte Marvin Rees von der Labour-Partei am Montag in einem BBC-Interview. "Als gewählter Politiker kann ich Sachbeschädigung und Unruhen wie diese nicht unterstützen", sagte Rees. Aber die Statue eines Sklavenhändlers mitten in der Stadt sei für ihn niemals etwas anderes als ein "persönlicher Affront" gewesen, betonte der Politiker mit jamaikanischen Wurzeln.
Der Händler Edward Colston (1636 bis 1721) wird in Bristol seit Jahrhunderten als Wohltäter verehrt, weil er Armenhäuser und Schulen unterstütze. Sein Reichtum gründete jedoch zu einem erheblichen Teil auf dem Handel mit afrikanischen Sklaven, die unter unsäglichen Bedingungen nach Amerika verschifft wurden. Viele starben bereits an Bord, teilweise wurden sie sogar ins Meer geworfen. In den vergangenen Jahrzehnten kamen daher immer wieder Forderungen auf, die Statue zu entfernen und Straßen und nach Colston benannte Gebäude umzubenennen.
Parallel zur Beisetzung George Floyds in Houston kündigten Aktivisten in Oxford an, die Statue für den Bergbaumagnaten Cecil Rhodes in Oxford zu stürzen. Der Unternehmer spielte eine große Rolle in der kolonialen Unterwerfung des südlichen Afrikas durch Großbritannien. Seit Jahren wird gefordert, dass seine Statue entfernt wird.
Rennfahrer Lewis Hamilton sieht Fortschritte im Kampf gegen den Rassismus nach den Protestaktionen der vergangenen Wochen. "Das ist nur der Anfang, und es wird noch viel mehr Wandel geben", schrieb der britische Formel-1-Weltmeister in den sozialen Netzwerken. Die Welt habe die "Augen für die Realitäten des heutigen Rassismus geöffnet", urteilte Hamilton. Es sei zwar noch ein langer Weg, aber er begrüße die "positiven Schritte als Ergebnis unserer gemeinsamen Stimmen und Aktionen", fügte der Mercedes-Pilot hinzu. Er forderte auf Instagram, Statuen zu entfernen, die als rassistische Symbole gewertet werden können. "Alle Statuen von rassistischen Männern, die Geld mit dem Verkauf eines Menschen verdient haben, sollten abgerissen werden", schrieb Hamilton.
(om/afp/dpa)