Der eine ist (für manche) eine Witzfigur, der andere stammt aus einer Comic-Serie: Donald Trump (l.) und Tingeltangel-Bob.Bild: imago images / MediaPunch/Mary Evans/watson
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Es ist mittlerweile ein popkultureller Witz: Quasi jedes politische oder kulturelle Großereignis wurde von den gelben Figuren einer Cartoon-Serie vorhergesagt. Die Rede ist natürlich von den "Simpsons" und der Tatsache, dass die fiktive Kult-Serie in der Vergangenheit tatsächlich immer wieder reale Ereignisse vorwegzunehmen schien.
Nun hat Bill Oakley, Serienautor und Filmproduzent, auf eine weitere kuriose Parallele aufmerksam gemacht. Oakley schrieb für die "Simpsons" mehrere Folgen der siebten und achten Staffel. Eine "Simpsons"-Szene mit dem berüchtigten Tingeltangel-Bob erinnert ihn an das Vorgehen der Verteidiger von US-Präsident Donald Trump.
Donald Trump und die Ukraine-Affäre
Trump wird vorgeworfen, den ukrainischen Präsidenten um eine Einmischung in den US-Wahlkampf gebeten zu haben. Der US-Präsident hielt Militärhilfen im Wert von Hunderten Millionen Dollar zurück, dafür sollte die Ukraine gegen seinen Rivalen Joe Biden und dessen Sohn Hunter wegen Korruption ermitteln. Amtsmissbrauch, sagen die US-Demokraten und wollen Trump des Amtes entheben.
Nun ist bekannt: Militärhilfe für die Ukraine wurde zurückgehalten. Trump bat seinen ukrainischen Amtskollegen tatsächlich um Ermittlungen. Die Sache scheint eindeutig?
Natürlich nicht, geht man nach den Republikanern und den anderen Verteidigern von Donald Trump. Und hier kommt Tingeltangel-Bob ins Spiel.
Das irre Argument der Trump-Apologeten – geklaut von den "Simpsons"?
Denn ein häufig genanntes Argument der Trump-Apologeten lautet: Trumps Versuch, die Ukraine zu erpressen, sei nicht erfolgreich gewesen.
"Versuchte Bestechung" sei kein Vergehen, das eine Amtsenthebung nach sich ziehen müsse, sagte etwa die Trump-Freundin Laura Ingraham in ihrer Sendung auf Fox News.
"Um ein quid pro quo (Leistung und Gegenleistung, d. Red.) zu erhalten, müssen beide Seiten etwas eintauschen", sagt der republikanische Abgeordnete John Ratcliffe. "Aber ohne quo gibt es kein quid pro quo." Er spielt darauf an, dass die Ukraine schließlich keine Ermittlungen gegen die Bidens ausgerufen hätten, Trumps mutmaßlicher Erpressungsversuch also gescheitert sei.
Der Ex-"Simpsons"-Autor Bill Oakley nennt das in einem Gastbeitrag für die "Washington Post" die "Tingeltangel-Bob"-Verteidigung – und zeigt damit, wie absurd die Verteidigungsstrategie der Republikaner ist.
In der fünften Folge der sechsten Staffel sitzt jener Tingeltangel-Bob, der Ex-Sidekick von Krusty dem Clown, wegen versuchten Mordes an Bart im Gefängnis und mokiert sich:
"Verurteilt wegen eines Verbrechens, das ich nicht einmal vollbracht habe. Hah! Versuchter Mord? Also ehrlich gesagt, was ist das? Vergeben sie einen Nobelpreis für versuchte Chemie? Tun sie das?"
Hier seht ihr die "Simpsons"-Szene:
Die Bürger von Springfield seien vielleicht Dummerchen, schreibt Oakley weiter, aber in der echten Welt dürfte dieses Argument doch nicht Bestand haben? "Es ist schwer zu glauben, dass die 'Tingeltangel-Bob'-Verteidigung von Trump langlebig sein wird, da sie nicht einmal der geringsten Prüfung standhält", schreibt Oakley. "Es ist buchstäblich ein Witz."
Noch aber halten die Republikaner zu Donald Trump. Weil sie auch die Mehrheit im Senat, der zweiten, für die Amtsenthebung entscheidenden Kammer des US-Kongresses, haben, ist eine Amtsenthebung fast unmöglich. Die Republikaner müssen nur weiter ihren Präsidenten verteidigen, mögen die Argumente auch noch so absurd erscheinen.
(ll)
Am Ende haben nicht Abtreibungen, der Klimawandel oder die Außenpolitik die US-Präsidentschaftswahl entschieden. Wichtigstes Thema waren die Inflation und die Preise. Für 34 Prozent der republikanischen Wähler:innen war es laut einer Umfrage von YouGov ausschlaggebend für die Wahlentscheidung.