Die Wahlen finden am Donnerstag, den 4. Juli 2024, statt.
Der Donnerstag ist in Großbritannien traditionell ein Wahltag. Das hat kulturelle Gründe. Sonntag kam für die Briten nicht infrage, weil befürchtet wurde, dass Kirchengänger an diesem Tag beeinflusst werden können. Freitag ist Pubtag – der Donnerstag hingegen ein traditioneller Markttag. Daher erschien er den Briten als besonders geeignet.
Gewählt wird das Unterhaus, das sogenannte House of Commons. Es besteht aus 650 Abgeordneten – für jeden Wahlkreis in Großbritannien einen oder eine.
Das Unterhaus ist die deutlich mächtigere der beiden Parlamentskammern (die andere ist das House of Lords) und die eigentliche Legislative.
Aktuell besitzen die Konservativen (Tories) mit 345 Sitzen eine absolute Mehrheit und stellen mit Rishi Sunak auch den Premierminister. Laut britischem Gewohnheitsrecht musste Sunak bis Dezember 2024 Neuwahlen ausrufen – diese hat er nun auf Juli 2024 vorgezogen.
Über seine Motive wird gerätselt, denn aktuell wird erwartet, dass er die Wahl deutlich verlieren wird. Böse Zungen behaupten, er schiele schon lange auf einen Job im Silicon Valley ... und dass er seine Kinder noch vor Ende des Sommers dort einschulen will.
Die zweite große Partei neben den Tories ist in Großbritannien die Labour-Partei. Die Nigel Farages Reform UK, welche aus der Brexit-Party entstand, besetzt den rechten Rand.
Alles andere als ein deutlicher Sieg von Labour wäre eine Überraschung. Die Partei des Vorsitzenden Sir Keir Rodney Starmer büßte in den letzten Umfragen zwar etwas an Vorsprung ein, kommt aber noch immer auf 39 Prozent.
Sunaks Tories liegen 19 Prozentpunkte dahinter und laufen mit prognostizierten 20 Prozent sogar Gefahr, von rechts und Reform UK (17 Prozent) überholt zu werden. Die Rechtspopulisten werden mindestens drittstärkste Kraft.
Sollte es Labour nicht fürs absolute Mehr reichen, dann bietet sich eine Koalition mit den Liberal Democrats an. Mit erwarteten 12 Prozent sind sie ungefähr gleich gut im Rennen wie bei den letzten Wahlen 2019.
Beim britischen Premierminister handelt es sich um einen Mehrheitsführer. Bei einer Wahlniederlage der Tories und einem Sieg von Labour müsste Sunak zurücktreten. Er würde damit wohl auch seinen Job als Tory-Leader abgeben ... und vielleicht bald schon seine Kinder im Silicon Valley einschulen.