Gordon Sondland ist ein steinreicher Hotelier und amerikanischer EU-Botschafter. In der Ukraine-Affäre war er der Mann fürs Grobe und hatte fast unlimitierten Zugang zum Oval Office. Nun stand er als Kronzeuge vor dem Intelligence Committee – ein Ausschuss des US-Senats.
Tim Morrison, im Nationalen Sicherheitsrat zuständig für Russland und Europa, bestätigte in seinen Aussagen, dass Sondland zwischen Mitte Juli und September mindestes ein halbes Dutzend Mal mit dem Präsidenten telefoniert hatte.
Geradezu legendär geworden ist das Telefongespräch der beiden vom 26. Juli. Darin hat Sondland Trump versichert, Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, würde "seinen Arsch lieben" und sei bereit, die Untersuchungen gegen Biden einzuleiten.
Sollte Sondland sich entschließen, auszusagen und sich nicht hinter dem "fifth amendment" – einem Verfassungszusatz, der es ermöglicht, nicht gegen die eigenen Interessen aussagen zu müssen – verstecken, dann kann er Trump zwar schaden, aber nicht zu Fall bringen. Zu verbissen sitzen sich die beiden Lager in ihren Schützengräben gegenüber.
Die Hearings haben bisher keine Bewusstseinsveränderungen bewirkt. Das zeigen jüngste Umfragen. Nach wie vor befürwortet eine knappe Mehrheit eine Amtsenthebung des Präsidenten. Seine Fans sind jedoch genauso vehement dagegen.
John Bolton könnte das ändern. Der ehemalige Sicherheitsberater ist eine Ikone der konservativen Bewegung. Er war in der Ära von George W. Bush ein führender Neokonservativer und hat jahrelang bei Fox News als Analyst gearbeitet. Bei den Linksliberalen hingegen ist er verhasst und als Kriegstreiber verschrien.
Vor 18 Monaten hat Trump Bolton als nationalen Sicherheitsberater ins Weiße Haus geholt. Im Frühherbst hat er ihn wieder gefeuert. Bolton konnte somit aus erster Hand mitverfolgen, welches Spiel die Schattenregierung von Rudy Giuliani in der Ukraine gespielt hat, und er wollte nichts damit zu tun haben. Er sprach von einem "Drogenhandel" und bezeichnete Giuliani als eine "Handgranate, die uns alle in die Luft sprengen wird".
Bolton gilt als rachsüchtiger und eitler Mensch. Er wird seine Entlassung kaum achselzuckend zur Kenntnis genommen haben, schon gar nicht, da sie per Twitter erfolgt ist. Insider rechnen daher damit, dass er zurückschlagen wird. Bekannt ist, dass er bereits einen Vertrag in Millionenhöhe für ein sogenanntes "Kiss-and-tell"-Buch abgeschlossen hat.
Sein Anwalt hat auch bereits einen Teaser für dieses Enthüllungsbuch lanciert. Bolton sei an mehreren Meetings anwesend gewesen, die bisher noch nicht zur Sprache gekommen seien, ließ er verlauten.
Bisher hat sich Bolton jedoch geweigert, vor dem Hearing auszusagen mit der Begründung, zuerst müsse ein Richter klären, ob er dem Verbot des Präsidenten oder der Aufforderung des Kongresses folgen müsse. Sollte sich der Richter für den Kongress entscheiden, dann werde er diesen Entscheid jedoch respektieren.
Auch ohne Bolton laufen die Hearings schlecht für Trump und die Republikaner. Selbst die Zeugen, die sie selbst aufgeboten haben, lassen sie im Stich. So hat der ehemalige Sonderbotschafter Kurt Volker klar ausgesagt, dass er die Vorwürfe gegen den ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden für absurd hält. Dass er keine Sekunde an die Verschwörungstheorie geglaubt habe, dass nicht Russland, sondern die Ukraine sich in die US-Wahlen eingemischt hätte. Und dass er von Giuliani hinters Licht geführt worden sei.
Auch Tim Morrison, ein ehemaliger Mitarbeiter von Bolton im Sicherheitsrat, hat die wesentlichen Punkte der Demokraten in der Ukraine-Affäre bestätigt.
In ihrer Not beginnen die Republikaner, ihre eigenen Kinder zu fressen. Sie attackieren die Angestellten des Weißen Hauses, etwa Jennifer Williams, eine Mitarbeiterin von Vizepräsident Mike Pence, oder Lt. Col. Alexander Vindman. Beide haben als Zeugen ausgesagt.
Vindman ist im Sicherheitsrat zuständig für Russland und die Ukraine. Er spricht russisch und ukrainisch, seine Eltern sind, als er knapp dreijährig war, aus der UdSSR in die USA geflohen. Die Angriffe auf den Berufssoldaten, der im Irakkrieg verwundet wurde, waren keine gute Idee. Zum Abschluss seiner Aussage wandte sich Vindman an seinen Vater: