Politik
International

Flüchtlingskinder: Trump kippt per Dekret eigene Politik

International

Flüchtlingskinder – Trump kippt per Dekret seine eigene Politik

20.06.2018, 21:1720.06.2018, 21:17
Mehr «Politik»

Am Mittwochmorgen (Ortszeit) äußerte sich US-Präsident Donald Trump zur Ankündigung vom republikanischen Sprecher der Kongresskammer Paul Ryan, dass das Parlament am Donnerstag zu seiner Flüchtlingspolitik abstimme werde.

Trump reagierte mit seinem liebsten Regierungsmittel: einem Tweet.

Was genau der Präsident vorhat, blieb zunächst offen. Vier Stunden später unterzeichnete Trump ein Dekret. Demnach gilt wieder: Illegale Einwanderer und ihre minderjährigen Kinder bleiben zusammen, wenn sie an der US-Grenze zu Mexiko aufgegriffen werden. 

Trump reagierte damit auf den Widerstand im Parlament. Aber auch auf juristische Bedenken. Die bisherige Praxis dürfte nach Einschätzung der Regierung in Washington also juristisch angefochten werden. Hintergrund sei eine Vereinbarung von 1997, in der sich die Regierung verpflichtete, beim Umgang mit minderjährigen Einwanderern bestimmte Standards einzuhalten.

Trump hatte zuvor verfügt, dass illegale Einwanderer an der US-Grenze von ihren Kindern getrennt werden. Am Mittwoch gab es dafür weltweit Kritik. 

  • Papst Franziskus sprach gemeinsam mit den US-Bischöfen seiner Kirche von einen "unmoralischen Vorgehen".
  • Die britische Regierungschefin Theresa May erklärte, Kinder "offenbar in Käfigen" unterzubringen, sei "zutiefst erschütternd" und "falsch".

Selbst im US-Parlament regte sich Widerstand. Das US-Repräsentantenhaus stimmt am Donnerstag über ein mögliches Ende der Trennungen von Migrantenfamilien an der Grenze zu Mexiko ab. Das kündigte Paul Ryan an: "Wir wollen nicht, dass Kinder ihren Eltern weggenommen werden", sagte er. Das Einwanderungsrecht lasse sich auch umsetzen, "ohne dass Familien auseinandergerissen werden."

Trumps Vorstoß wird auch von Vertretern von Trumps Republikanischer Partei, die traditionell Familienwerte hochhält, kritisiert. Die US-Behörden behandeln illegal ins Land kommende Menschen seit Monaten systematisch als Gesetzesbrecher und nehmen sie in Haft. Da Kinder nicht mit ihren Eltern inhaftiert werden dürfen, werden die Familien auseinandergerissen.

Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums wurden seit Anfang Mai mehr als 2300 Kinder von ihren Eltern getrennt. Ryan sagte nun, der vorliegende Gesetzentwurf sehe vor, dass die Migrantenfamilien zusammenblieben, während die juristischen Prozeduren gegen die Eltern wegen des illegalen Grenzübertritts liefen.

(dpa, afp)

"Daddy's Home": Weißes Haus feiert Trump mit bizarrem Clip
Der Nato-Gipfel in Den Haag war für Trump ein großer Erfolg. Das Weiße Haus verfasst Lobeshymnen auf ihn und greift den von Nato-Generalsekretär Mark Rutte gewählten Spitznamen für den US-Präsidenten auf.

Donald Trump war beim Nato-Gipfel in Den Haag am Mittwoch von Beginn an die zentrale Person – beginnend damit, dass die anderen Regierungschefs 40 Minuten auf den US-Präsidenten warten mussten. Auch bei der von ihm geforderten Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts hat er seinen Willen bekommen.

Zur Story