Die US-geführte Koalition in Syrien hat den Beginn des Truppenabzugs aus dem Land offiziell bekannt gegeben. Das teilte ein Sprecher der Militärkoalition am Freitag mit.
US-Präsident Donald Trump hatte kurz vor Weihnachten mit der Ankündigung überrascht, umgehend alle US-Soldaten aus Syrien abzuziehen, da der Kampf gegen den IS gewonnen sei. Aus Protest gegen die Ankündigung war Verteidigungsminister Jim Mattis zurückgetreten.
Seither hat der US-Präsident seine Ankündigung stark eingeschränkt. So schrieb er Anfang der Woche auf Twitter, der Abzug solle "vorsichtig" und in "angemessenem Tempo" vollzogen werden.
Der vor fast acht Jahren ausgebrochene Syrien-Konflikt hat sich in den vergangenen Monaten beruhigt. Die UN und internationale Mächte bemühen sich, endlich einen politischen Prozess in Gang zu setzen.
Doch ein Ende des US-Engagements mit Bodentruppen in Syrien ließe eine neue Dynamik entstehen, die Verbündete der Amerikaner unter massiven Druck setzen, zugleich aber erklärten Feinden helfen würde.
Vor allem die Kurden im Norden und Osten des Landes wären der große Verlierer. Die Kurdenmiliz YPG dient Washington in Syrien bisher als wichtigster Partner im Kampf gegen den IS. Die US-Armee unterstützt die kurdischen Truppen nicht nur mit Luftangriffen, sondern auch mit Ausbildung.
Mittlerweile kontrollieren die Kurden rund ein Drittel des Landes, darunter Syriens wichtigste Ölvorräte im Osten des Landes. Im Norden Syriens haben sie eine Selbstverwaltung errichtet.
Doch die YPG pflegt enge Beziehungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, weshalb der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fest entschlossen ist, eine weitere Militäroperation gegen die Miliz zu beginnen. Sie dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.
Es wird erwartet, dass der syrische Präsident Baschar al-Assad, dessen Truppen nach einem Chemiewaffeneinsatz von den USA im vergangenen Jahr noch bombardiert worden waren, so seinen Einfluss im Land ausbauen kann, ohne dafür etwas tun zu müssen.
Und noch eine andere Konfliktpartei dürfte von einem US-Abzug profitieren: der schiitische Iran, den Trump eigentlich zur größten Bedrohung in der Region erklärt hat.
(pb/dpa/afp)