
Die belarussische Oppositionelle Maria Kolesnikowa bei einem Protest in Minsk am 17. August – mittlerweile ist sie inhaftiert.Bild: www.imago-images.de / Natalia Fedosenko
International
10.09.2020, 13:4310.09.2020, 13:43
Die inhaftierte belarussische
Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa hat nach ihrer Entführung
Strafanzeige gegen die Behörden wegen Morddrohung und Entführung gestellt. Das
teilte die 38-Jährige in einer am Donnerstag veröffentlichten
Stellungnahme mit.
Die Anzeige, die auch den Vorwurf der
Androhung einer Freiheitsstrafe von 25 Jahren beinhaltet, richtet
sich gegen den Geheimdienst KGB und gegen die Sonderpolizei zur
Bekämpfung organisierter Kriminalität. Kolesnikowa nennt nach Angaben
ihres Stabs in Minsk die Namen der Beamten, die sie bedroht und ihr
einen Sack über den Kopf gezogen hätten. Und sie betonte, dass sie
die Männer bei einer Gegenüberstellung identifizieren könne.
Kolesnikowa über Morddrohung: "Lebendig oder zerstückelt"
Kolesnikowa war am Montag in Minsk entführt und unter Androhung
von physischer Gewalt aufgefordert worden, das Land zu verlassen. Sie
sollte in das Nachbarland Ukraine abgeschoben werden. Die
Sicherheitskräfte hätten ihr gesagt: entweder "lebendig oder
zerstückelt", schrieb sie. Kolesnikowa hatte aber ihren Pass vor dem
Grenzübergang zerrissen und so ihre Abschiebung vereitelt. Sie habe
Quetschungen von der gewaltsamen Aktion davongetragen, teilte ihre
Anwältin Ljudmila Kasak am Mittwochabend nach einem Treffen mit ihr
mit.

Bei anhaltenden Protesten in Minsk nahmen belarussische Sicherheitskräfte erneut friedliche Demonstranten fest.Bild: www.imago-images.de / Natalia Fedosenko
Kolesnikowa, die viele Jahre in Stuttgart in der Kulturszene
aktiv gewesen war, sitzt in Untersuchungshaft in Minsk wegen des
Vorwurfs der versuchten Machtergreifung. Ihre Anwältin Kasak
bezeichnete die Vorwürfe als "absurden" Versuch, Andersdenkende
mundtot zu machen. "Maria fühlt sich gut und wacker trotz des
erlebten Stresses in den vergangenen zwei Tagen", sagte Kasak. Bei
Kundgebungen für eine Freilassung Kolesnikowas am Mittwoch in Minsk
kam es zu zahlreichen Festnahmen. Die Sorge um die Politikerin ist
groß. Belarus vollstreckt als einziges Land in Europa noch die
Todesstrafe – durch Genickschuss.
(lau/dpa)
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