In der Corona-Krise ist die WHO so wichtig, aber auch einflussreich, wie nie zuvor. Doch während in manchen Ländern die Zahlen der Neuinfektionen langsam zurückgehen, beziehungsweise stagnieren, so scheint das Virus in anderen Ländern erst jetzt so richtig Fahrt aufzunehmen. Zu diesen Ländern gehört Brasilien.
Inmitten der sich zuspitzenden Coronakrise in Brasilien droht Präsident Jair Bolsonaro mit einem Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Bolsonaro warf der WHO am Freitag (Ortszeit) vor, eine "parteiische politische Organisation" zu sein. Sollte sie dies nicht ändern, werde sein Land einen Austritt in Betracht ziehen, sagte er vor Journalisten.
Damit vertritt Bolsonaro eine ähnliche Position wie US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte zuletzt die Beziehungen der USA zur WHO aufgekündigt. Trump wirft ihr vor, vollkommen unter der Kontrolle Chinas zu stehen.
In Brasilien wurden nach offiziellen Angaben mittlerweile mehr als 600.000 Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt. Mehr als 35.000 Infizierte sind gestorben. Das ist die dritthöchste Zahl weltweit hinter den USA und Großbritannien. Die neuen Todesfälle lagen in Brasilien zuletzt über mehrere Tage auf Rekordniveau. Bolsonaro dringt trotzdem darauf, dass die Bundesstaaten die Beschränkungen des öffentlichen Lebens rasch zurückfahren.
Nach seiner Darstellung sind die wirtschaftlichen Schäden größer als die Gesundheitsrisiken für die Allgemeinheit. Mit seinen Forderungen löst Bolsonaro im Inland parteiübergreifend scharfe Kritik aus. Die WHO warnt die Regierungen in Lateinamerika, wo insgesamt mehr als 1,1 Millionen Infektionen ermittelt wurden, vor vorschnellen Lockerungen. Zunächst müsse die Verbreitung des Virus verlangsamt werden, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris in Genf.
(vdv/dpa)