Nach dem Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz halten in den USA die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt auch am sechsten Tag in Folge an. In mindestens 40 Städten wurden Ausgangssperren verhängt, nachdem es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Plünderungen gekommen war.
Das Misstrauen zwischen Polizei und schwarzer Bevölkerung ist groß. Immer wieder kommt es in den USA zu brutalen Polizeieinsätzen gegen Schwarze. Und auch bei den aktuellen Protesten gehen die Beamten teils martialisch gegen die Demonstrierenden vor, verschießen Tränengas und Gummigeschosse.
Doch die aktuellen Proteste bringen auch versöhnliche Szenen zum Vorschein. In mehreren Städten der USA schlossen sich Polizisten den Demonstranten an, um gemeinsam mit ihnen zu protestieren und dem Tod von George Floyd zu gedenken.
In Flint im US-Bundesstaat Michigan nahm ein Polizist seinen Helm ab, um den Demonstranten zu sagen, der Beamte, der auf George Floyd kniete und nun wegen fahrlässiger Tötung und Totschlags angeklagt ist, sei nicht repräsentativ für alle Polizisten.
Er fragte die Demonstranten, wie er und seine Kollegen helfen könnten, worauf diese mit "Walk with us" ("Geht mit uns") antworteten. Daraufhin rief der Sheriff "Let's walk!" ("Lasst uns gehen!").
Derselbe Polizeibeamte gab später dem Fernsehsender ABC ein Interview, in dem er sagte, dass Ziel der Polizei sei es landesweit, die Demonstranten zu schützen. Außerdem lobte er die friedlichen Proteste.
In New Jersey liefen Polizisten Seite an Seite mit den Demonstranten, hielten Transparente hoch und riefen: "No justice, no peace" ("keine Gerechtigkeit, kein Friede").
In Ferguson im US-Bundestaat Missouri nahmen Polizisten kniend am Gedenken für George Floyd teil, was viel Applaus bei den Demonstranten auslöste.
Der Kniefall ist eine aufgeladene Geste in den USA. Als Zeichen gegen Polizeigewalt gingen in der NFL, der US-Football-Liga, seit 2016 viele schwarze Profi-Sportler während der Nationalhymne auf die Knie und wurden dafür von US-Präsident Donald Trump beschimpft.
Ferguson erlebte 2014 massive Proteste, als dort der Afroamerikaner Michael Brown bei einem Polizeieinsatz starb.
Auch in Santa Cruz, Kalifornien, zeigten sich einzelne Polizisten solidarisch und nahmen am Gedenken des Verstorbenen teil.
Die Polizei unterstütze die friedlichen Proteste vollständig und mache auf Polizeigewalt gegen schwarze Menschen aufmerksam, twitterte die örtliche Behörde.
In Kansas City hielten Polizisten ein Transparent mit der Aufschrift "End police brutality" ("Beendet Polizeigewalt") hoch.
Auch in Des Moines, Hauptstadt des Bundesstaates Iowa, knieten Polizisten nieder, um an den getöteten George Floyd zu erinnern.
Damit zeigt sich: Trotz der anhaltenden Konflikte zwischen der Polizei und Demonstranten kommt es immer wieder zu versöhnlichen Szenen. Die Solidarität unter den Polizisten für die Proteste ist teilweise groß. Nicht immer muss eine Demonstration also in Gewalt enden.
(lau)