
In Ägäis suchen Hunde und Einsatzkräfte in den Trümmern nach möglichen Überlebenden.Bild: dpa / Darko Bandic
International
31.10.2020, 09:2431.10.2020, 09:26
Nach dem schweren Erdbeben in der Ägäis mit mehr als 20 Toten gehen die Rettungsarbeiten in der Westtürkei weiter. In der Millionenmetropole Izmir suchten Helfer am Samstagmorgen in Trümmern nach Überlebenden. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu stieg die Zahl der Todesopfer in der Westtürkei auf 25, mehr als 800 Menschen wurden verletzt. Auch auf der griechischen Insel Samos kamen zwei Menschen ums Leben.
Am Samstagmorgen gab es nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad in der Region des westtürkischen Bezirks Seferihisar ein Nachbeben der Stärke 5,0. In der Nacht hatte es schon Hunderte Nachbeben gegeben.
Katastrophe in der Westtürkei: Über 1200 Rettungsteams im Einsatz
Das erste Beben am Freitagmittag hatte nach Angaben der nationalen
türkischen Katastrophenbehörde eine Stärke von 6,6. Die zuständige
US-Behörde USGS gab die Stärke des Bebens mit 7 an. Es hatte fünf
Häuser in Izmir einstürzen lassen, mehrere Menschen wurden
verschüttet. Weitere Häuser wurden teilweise stark beschädigt.
Der türkische Fernsehsender TRT zeigte Bilder, wie Hunde nach
Verschütteten suchten und Einsatzkräfte mit Taschenlampen und
teilweise schwerem Gerät die Einsturzstelle nach Überlebenden
absuchten. Die Zahl der Verletzten wurde im Laufe des Abends mehrfach
nach oben korrigiert. Türkische Behörden riefen dazu auf, Straßen
nicht zu blockieren und das Mobilfunknetz möglichst zu entlasten.
Umweltminister Murat Kurum sagte laut Anadolu, dass 1227 Such- und
Rettungsteams im Einsatz seien. Kurum berichtete demnach, es habe
über 140 Nachbeben geben, teilweise mit einer Stärke über 4,0. Nach
Angaben des Gouverneurs der Provinz Izmir wurden bis zum Abend 70
Menschen gerettet.
Moscheen bieten Menschen, die ihr Haus verloren haben, Obdach
Sowohl auf Samos als auch an der türkischen Westküste trat bei einem
Tsunami nach dem Beben das Wasser über die Ufer. Das Potsdamer
Helmholtz-Zentrum stufte den Tsunami als moderat ein, eine zweite
große Welle blieb entgegen vereinzelter Warnungen aus. Aufnahmen aus
Samos zeigten weggespülte Autos, die anschließend quer auf der Straße
zum Stehen kamen; Läden und Keller wurden überschwemmt.
Die Bewohner von Samos waren dazu aufgerufen, die Nacht im Freien – gegebenenfalls in ihren Autos – zu verbringen. Griechische Geologen
waren nicht sicher, ob es sich bereits um das Hauptbeben gehandelt
hatte. Auch könnten stärkere Nachbeben manche ohnehin schon
beschädigte Häuser endgültig zum Einsturz bringen, warnten sie. In
der Provinz Izmir boten Moscheen den Menschen Obdach, wie TRT
berichtete.
Das Zentrum des Bebens habe in der Ägäis vor der türkischen Provinz
Izmir, rund 16 Kilometer nördlich der griechischen Insel Samos
gelegen, berichteten türkische und griechische Medien. Verschiedenen
Berichten zufolge soll das Beben in der türkischen Metropole Istanbul
und bis in die griechische Hauptstadt Athen zu spüren gewesen sein.
Erdogan und Mitsotakis drücken Mitgefühl aus
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und der griechische
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis drückten sich am Abend auf
Twitter gegenseitiges Mitgefühl aus. Mitsotakis schrieb: "Was auch
immer unsere Uneinigkeiten sind, das sind Zeiten, in denen Menschen
zusammenstehen müssen". Erdogan bedankte sich via Twitter und
antwortete: "Dass zwei Nachbarn in schwierigen Zeiten Solidarität
zeigen ist wichtiger als Vieles im Leben." Die Regierungen in Athen
und Ankara liegen derzeit unter anderem wegen umstrittener
Erdgaserkundungen der Türkei und Grenzstreitigkeiten im östlichen
Mittelmeer über Kreuz.
Die Europäische Union und die Nato boten der Türkei und Griechenland
Unterstützung an. "Ich bin in Gedanken bei allen, die betroffen
sind", schrieb EU-Ratschef Charles Michel am Freitag auf Twitter.
"Die EU hält sich bereit, Unterstützung zu leisten." Auch
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg boten das an.
Sorgen gab es bei Hilfsorganisationen wegen der Flüchtlingslager auf
Ägäisinseln wie Samos und auch Lesbos - nicht zuletzt wegen der
Tsunami-Warnung direkt nach dem Erdbeben. Das auf Lesbos letzten
Monat provisorisch errichtete Zeltlager für Flüchtlinge liege direkt
am Wasser, warnte die deutsche Organisation Mission Lifeline in einem
Tweet. Bis zum späten Freitagabend wurden allerdings keine Probleme
berichtet; die Insel liegt sehr viel weiter nördlich des
Erdbebengebiets.
(vdv/dpa)
Dass US-Präsident Donald Trump seine zweite Amtszeit auch dafür nutzen wird, die amerikanische Stellung als Wirtschaftsmacht auszunutzen, war ebenso erwartbar wie seine Reden voller Falschinformationen vor der Presse.