Als Vize-Präsident von Barack Obama trafen sich Joe Biden und Angela Merkel bereits 2015 auf der Sicherheitskonferenz in München.Bild: IMAGO / ZUMA Wire
International
Kanzlerin Angela Merkel hat dem neuen
US-Präsidenten Joe Biden eine enge Zusammenarbeit bei den
strategischen Herausforderungen gegenüber China und Russland
angeboten. "Es gibt sehr viel zu tun. Deutschland steht für ein neues
Kapitel der transatlantischen Partnerschaft bereit", sagte Merkel am
Freitag in einem Videoauftritt bei der wegen der Corona-Pandemie
digital organisierten Münchner Sicherheitskonferenz.
Merkel fordert strategische Russland-Agenda
Die Agenda sei klar und auch, dass man gemeinsame Vorgehensweisen
entwickele, sagte Merkel. "Das wird nicht immer Interessengleichheit
sein. Ich mache mir darüber keine Illusionen." Man müsse auch offen
über Differenzen sprechen. Aber von der Wertebasis und der
Überzeugung, dass die Demokratie handlungsfähig sei, "haben wir ein
breites, gutes gemeinsames Fundament".
Im Blick auf die Souveränität und territoriale Integrität der
Ukraine sei man in den vergangenen Jahren nicht vorangekommen,
beklagte Merkel. "Russland verwickelt immer wieder Mitgliedstaaten
der Europäischen Union in hybride Auseinandersetzungen." Deshalb sei
es wichtig, eine gemeinsame transatlantische Russland-Agenda zu
entwickeln. Diese müsse einerseits kooperative Angebote machen, aber
auch ganz klar die Unterschiede benennen.
Angela Merkel spricht auf der Münchener Sicherheitskonferenz über die Beziehung zu den USA.Bild: IMAGO / photothek
Biden will Vertrauen der Europäer "zurückgewinnen"
US-Präsident Joe Biden sieht die Krise in den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Europa als überwunden an. "Ich sende eine eindeutige Botschaft an die Welt. Amerika ist zurück. Das transatlantische Bündnis ist zurück", sagte Biden am Freitag in einer Videobotschaft während der Münchner Sicherheitskonferenz. Seine Regierung sei entschlossen, das Vertrauen der Europäer "zurückzugewinnen". Unter Bidens Vorgänger Donald Trump hatten sich die transatlantischen Beziehungen deutlich verschlechtert.
Die Münchner Sicherheitskonferenz findet wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr ersatzweise als Online-Veranstaltung statt. Biden richtete sich bei der Konferenz zum ersten Mal als US-Präsident an ein europäisches Publikum. Neben Biden nahmen unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und UN-Generalsekretär António Guterres daran teil.
Wettbewerber China gewinnt an Wichtigkeit – transatlantische Stärke wird gebraucht
Vielleicht noch komplizierter sei es laut der Bundeskanzlerin, eine gemeinsame Agenda
gegenüber China zu entwickeln. Peking sei systemischer Wettbewerber,
zugleich werde China für die Lösung globaler Probleme wie dem
Klimaschutz oder bei der Artenvielfalt gebraucht. China habe an
globaler Schlagkraft gewonnen. Angela Merkel appellierte: "Dem müssen wir als transatlantisches
Bündnis und als Demokratien der Welt dann auch etwas an Taten
entgegensetzen." Auch vor dem Hintergrund von Impfstofflieferungen
Chinas und Russlands etwa nach Afrika betonte die Kanzlerin: "Wir
müssen zeigen, dass wir nicht Länder in Abhängigkeiten bringen
wollen. Sondern dass wir überzeugen wollen von unserer Art zu leben
und von unserer Art, Politik zu machen."
Merkel sprach sich für die Stärkung multilateraler Organisationen
wie der Weltbank, der Welthandels- und der
Weltgesundheitsorganisation sowie des Internationalen Währungsfonds
aus. "Überall dort, wo wir schwach waren, wo wir uns nicht schnell
genug entscheiden konnten, auch Veränderungen vorzunehmen", seien
andere Strukturen oft unter Federführung Chinas entstanden. Man müsse
nun durch Taten überzeugen, "dass wir dem etwas auch
entgegensetzen".
(vdv/dpa/afp)
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