US-Präsident Donald Trump hat ein ungewöhnliches Geschichtsverständnis.Bild: Susan Walsh/AP
International
10.10.2019, 03:3210.10.2019, 06:49
Deutliche Kritik aus der eigenen Partei ist US-Präsident Donald Trump nicht gewohnt. Doch nach seinem Abzug von US-Truppen aus Nordsyrien hagelt es auch aus den Reihen der Republikaner Kritik.
- Senator Lindsey Graham - einer der engsten Vertrauten von Trump im Kongress und Republikaner wie er - kritisierte den Präsidenten offen: "Wenn er damit weitermacht, ist dies der größte Fehler seiner Präsidentschaft."
- Graham arbeitet gemeinsam mit dem US-Demokraten Chris Van Hollen an einer Resolution, die den türkischen Staatspräsidenten Erdogan mit Sanktionen belegen will.
- Der Entwurf sieht vor, dass etwaiger Besitz Erdogans, des türkischen Vizepräsidenten und von fünf Ministern in den USA eingefroren würde. Außerdem würden Visabestimmungen für die politische Führung des Landes verschärft.
Ungerührt von der Kritik aus dem eigenen Lager verteidigte S-Präsident Donald Trump seinen Truppenabzug aus Nordsyrien, der die kurdische Miliz, mit der die USA in der Krisenregion verbündet war, nun im Stich lässt.
Trumps bizarre Erklärung: Die jetzt von einer türkischen Militäroffensive betroffenen Kurden hätten die USA schließlich nicht im Zweiten Weltkrieg und bei der Alliierten-Landung in der Normandie 1944 unterstützt.
"Sie haben uns nicht im Zweiten Weltkrieg geholfen, sie haben uns beispielsweise nicht mit der Normandie geholfen", sagte Trump am Mittwoch in Washington. Die Kurden würden vielmehr für "ihr Land" kämpfen.
Der US-Präsident verwies bei seiner Argumentation auf einen "sehr, sehr starken Artikel" vom Mittwoch. Offenbar meinte Trump damit einen Kommentar auf der konservativen Website Townhall, in dem seine Entscheidung zum Abzug der US-Truppen aus Nordsyrien verteidigt wurde.
Die USA hätten den Kurden bereits viel Unterstützung zukommen lassen, führte Trump aus. "Wir haben enorme Geldbeträge ausgegeben, um den Kurden zu helfen, mit Munition, mit Waffen, mit Geld, mit Sold." Zugleich betonte Trump: "Wir mögen die Kurden".
Die Türkei hatte am Mittwoch ihre Militäroffensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien begonnen. Möglich wurde die Offensive durch den von Trump angeordneten Abzug von US-Soldaten aus der Region. Die YPG-Miliz war ein wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
Tausende Menschen auf der Flucht
Die Offensive türkischer Truppen auf Kurdengebiete in Nordsyrien hat nach Augenzeugenberichten die Flucht Tausender Menschen ausgelöst. Massen von Zivilisten würden die Stadt Tel Abyad, die auf der syrischen Seite der Grenze genau gegenüber der türkischen Stadt Akcakale liegt, verlassen, sagte ein Zeuge am Telefon.
Von Akcakale aus sahen Reuters-Journalisten Einschläge in Tel Abyad. Mehrfach wurden Raketen von türkischer Seite aus auf die Stadt oder deren Umgebung abgeschossen.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Ankara vom Mittwoch hat die Armee insgesamt 181 militärische Ziele angegriffen. Die Attacken richteten sich vor allem gegen die Kurdenmiliz YPG, die die Türkei als terroristisch einstuft. Ein hochrangiges Mitglied der YPG räumte gegenüber Reuters die militärische Unterlegenheit ein. "Die YPG hat keine schweren Waffen, die nützlich gegen türkische Panzer oder Kampfjets sein könnten", sagte der Mann, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Die Arabische Liga hat für Samstag auf ägyptischen Wunsch einen Krisengipfel einberufen. Das Außenministerium in Kairo hatte die Türksiche Aggression "in allerschärfster Form" verurteilt. Liga-Sekretär Hossam Zaki erklärte, die türkische Intervention sei ein unannehmbarer Angriff auf ein Mitglied der Vereinigung.
(pb/afp/dpa)
Ab jetzt AfD-Osten? So ein Quatsch!
Video: watson
Loyalität an erster Stelle: Der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump setzt bei der Besetzung seines Führungsteams auf treue Weggefährt:innen. Elon Musk soll sich um die Kürzung der Regierungsausgaben kümmern, und ein Fox-Moderator wird als Verteidigungsminister handeln. Auch die Posten für das Justizministerium und das Außenministerium sind bereits vergeben.