In Peking werden wegen der erneuten vermehrten Ausbreitung des Coronavirus zehn weitere Stadtviertel abgeriegelt. Ein Vertreter der Stadtverwaltung sagte am Montag, mehrere neue Infektionsfälle seien auf einen Großhandelsmarkt im nordwestlichen Bezirk Haidian zurückzuführen. Deswegen würden der Markt und nahegelegene Schulen geschlossen sowie zehn Viertel der Gegend unter Quarantäne gestellt.
Am Samstag war in der chinesischen Hauptstadt bereits den Bewohnern von elf Wohngebieten im südlichen Bezirk Fengtai das Verlassen ihrer Wohnungen untersagt worden, nachdem sich dort das Coronavirus ausgebreitet hatte. Diese Fälle verfolgten die Behörden zu einem Großmarkt für frische Lebensmittel in Fengtai zurück, der ebenfalls geschlossen wurde.
Von den Maßnahmen sind inzwischen Tausende Einwohner der Hauptstadt betroffen. Die Stadt begann unterdessen, alle Arbeiter der beiden Märkte, Besucher und Anwohner auf das neuartige Coronavirus zu testen. In der ganzen Stadt wurden neue Test- sowie Quarantänezentren eingerichtet. Gleichzeitig soll in den Wohngebieten wieder bei allen Bewohnern die Temperatur gemessen werden.
Die chinesischen Behörden verzeichneten am Montag landesweit 49 neue Coronavirus-Infektionsfälle innerhalb von 24 Stunden, davon 36 in der Hauptstadt. Am Vortag waren landesweit 57 neue Ansteckungen registriert worden. Wegen des neuen Ausbruchs waren Massentests in Peking gestartet worden.
Beamte des Bezirks Fentai hatten bereits am Wochenende eine Art Kriegszustand gegen das Coronavirus ausgerufen. Der Hauptmanager des dortigen Großmarkts wurde entlassen. Auch zwei ranghohe Bezirksvertreter mussten auf Anordnung der Pekinger Stadtregierung ihren Hut nehmen.
Die neuen Infektionsherde in Peking wirken sich inzwischen auch auf die Versorgung der Stadt mit frischen Lebensmitteln aus. In einem Supermarkt im Zentrum waren die Regale mit Früchten komplett leergeräumt – alles Obst aus dem Großmarkt in Fengtai war am Wochenende entfernt worden, den Rest kauften panische Kunden auf.
Laut "Handelsblatt" droht der neue Infektionsherd außerdem, die Wirtschaft hart zu treffen – die in China nach dem monatelangen Coronavirus-Lockdown nur langsam wieder in Fahrt kommt. Sowohl Industrieproduktion als auch Einzelhandel erholen sich laut den jüngsten Daten aus Peking eher schleppend.
China gilt als Ausgangsland der Pandemie. In der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan waren Ende des vergangenen Jahres erste Fälle der Ansteckung von Menschen mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt worden. Durch dann seit Ende Januar verhängte strikte Ausgangsbeschränkungen wurde die Ausbreitung des Virus laut offiziellen Angaben weitgehend unter Kontrolle gebracht.
Bei der Mehrzahl der Infektionsfälle, die danach noch in der Volksrepublik festgestellt wurden, handelte es sich nach Angaben der Behörden um Chinesen, die aus dem Ausland zurückgekehrt waren. Dies ist nun aber bei den in den vergangenen Tagen aufgetretenen Ansteckungsfällen anders: Bei ihnen wurde das Virus innerhalb des Landes übertragen und nicht "importiert".
(lin/se/afp)