Russland: Wagner-Armee zurück? Estland spottet über neue Putin-Strategie
Ein Totenkopf, der eine böse Fratze zieht, eingerahmt von einem Fadenkreuz – und das auf einem russischen Boot. Ist die Gruppe Wagner zurück? Wagner, das stand lange für Grausamkeit und Terror ohne staatliche Kontrolle und doch im Namen eines Staates: Russland.
Seit Jahren übernimmt die paramilitärische Gruppe die Drecksarbeit in allerlei Regionen der Welt, die für den Kreml von Interesse sind, so auch im ersten Jahr des Ukraine-Krieges. Dann lehnte sich die Gruppe um Anführer Jewgeni Prigoschin gegen den Kreml auf, stürmte mit Truppen gen Moskau – und musste aufgeben.
Prigoschin und weitere Wagner-Größen starben kurz darauf bei einem Flugabsturz, der wohl die Handschrift des Kremls trug.
"Russlands System zerbricht": Wagner-Flagge erregt Aufsehen
Anschließend wurde es ruhig um Wagner – bis jetzt. Neue Aufnahmen lassen über ein Comeback spekulieren.
Am Sonntagabend teilte das Außenministerium Estlands mit, Bilder, Filmaufnahmen sowie Informationen über ein russisches Grenzschutzboot zu besitzen. Das Grenzschutzboot war zuvor mit der Flagge der Gruppe Wagner auf dem Fluss Narva unterwegs.
Der Fluss bildet einen Teil der Grenze zwischen Russland und Estland.
In der Mitteilung erklärt der estnische Außenminister Margus Tsahkna, man könne lediglich spekulieren, "ob der Geist von Anführer Prigozhin in Russland noch lebendig ist" und ob die Wagner-Crew erneut versuche, Moskau oder dieses Mal womöglich St. Petersburg ins Visier zu nehmen.
Darüber hinaus bestätige das Hissen der Flagge laut Tshakna zumindest, "dass Russlands 'eisernes' System infolge des von ihnen begonnenen Angriffskrieges und des anhaltenden Drucks aus dem Westen zerbricht".
Putin mit neuer Strategie? Estlands Regierung spottet wegen Wagner
Auch weitere estnische Regierungs-Accounts reagierten daraufhin auf die Sichtung der Flagge. Der X-Account des Außenministeriums teilte Aufnahmen des Bootes und schrieb dazu: "Von unserer Seite aus sieht es so aus, als hätten sie [Wagner] die russischen Grenzsoldaten bereits annektiert. Wer weiß?" Dazu markierte das Außenministerium wiederum den Account des russischen Außenministeriums.
Estlands Premierminister Kristen Michal teilte den Post und spottete: "Putin scheint keine Ideen mehr zu haben und ruft wieder Wagner an?"
Der X-Account des estnischen Verteidigungsministeriums trollte den Kreml wiederum mit der Vermutung: "Gerüchten zufolge besteht die neue Strategie Russlands darin, das eigene Land zu überfallen."
Estland ist als direkter Nachbar der Föderation von der aggressiven Kreml-Politik wie wenig andere Staaten innerhalb der Nato betroffen und zeigt sich daher immer wieder als entschiedener Fürsprecher einer harten Abwehr gegen Russland.
Der baltische Staat warnte zuletzt vermehrt vor hybrider Kriegsführung durch den Kreml, russische Jets hatten unter anderem im September den estnischen Luftraum verletzt.
