Die Feuer in Europas Urlaubsgebieten nehmen kein Ende. Hier brennt ein Haus in Griechenland nieder.Bild: dpa / Michael Varaklas
International
Meterhohe Flammen fressen sich an den Hängen
der türkischen Riviera durch Wälder und Büsche, schwarze
Rauchschwaden verdunkeln den blauen Himmel. An der Mittelmeerküste
des Landes - eigentlich um die Jahreszeit Urlaubsparadies für
einheimische wie ausländische Touristen - wüten seit Tagen
verheerende Brände. Auch in Italien und Griechenland, wo auch die
Hauptstadt Athen betroffen ist, hinterlassen Flammen ganze
Landstriche verkohlt. Im Süden von Bulgarien gibt es ebenfalls Wald-
und Flächenbrände.
Am Dienstag geriet ein Brand in den nördlichen Vororten Athens außer
Kontrolle. Vier große Ortschaften wurden evakuiert. Tausende Menschen
mussten Zuflucht in anderen Teilen der griechischen Hauptstadt
suchen. Der Staat bot Hotelzimmer für die kommenden Nächte an. Die
Flammen tobten am Dienstagabend zwischen den Häusern der Athener
Vorstädte Varybobi und Acharnes.
Brände an mehreren Orten in Griechenland
Einige Häuser brannten lichterloh,
wie das Staatsfernsehen (ERT) zeigte. Einwohner hatten in Panik die
betroffenen Gebiete verlassen. "Hinter uns ist die Hölle", rief ein
Einwohner aus seinem Auto heraus Reportern vor Ort zu. Dicke
Rauchschwaden waren aus allen Stadtteilen Athens sichtbar. Asche ging
auf die Stadt nieder.
"Unser primäres Ziel ist, Menschenleben zu retten", sagte der
griechische Minister für Bürgerschutz Michalis Chrysochoidis nach
einer Krisensitzung im Staatsfernsehen. Kleinere Brände gab es etwa
auch auf der Halbinsel Peloponnes und an der griechisch-türkischen
Grenze am Fluss Evros, wie die Feuerwehr mitteilte. Zu Opfern in
Griechenland wurde zunächst nichts bekannt.
Auch Italien und die Türkei schwer von Feuern getroffen
Auch die Feuer auf der Insel Sizilien, Sardinien und an der Adria
wüteten in Touristengegenden oder teilweise direkt am Strand. Etliche
Ortschaften wurden evakuiert, Touristen teilweise auf Booten in
Sicherheit gebracht. In Italien waren besonders der Süden, die großen
Inseln und Teile der Adriaküste betroffen.
In der Türkei sind seit vergangenem Mittwoch über 150 Brände
ausgebrochen. Für acht Menschen kam dort jede Hilfe zu spät. Unter
den Toten war auch ein deutsch-türkisches Ehepaar, wie türkische
Medien berichteten. Der Mann und die Frau seien leblos auf einem Weg
in der Nähe ihres Hauses in Manavgat in der Region Antalya gefunden
worden. Das Auswärtige Amt bestätigte die Berichte am Dienstag
vorerst nicht.
Der regierungsnahen türkischen Nachrichtenagentur
Demirören Haber Ajansi (DHA) zufolge hatte das in Deutschland
geborene Paar versucht, zu einem nahe gelegenen Brunnen zu fliehen.
Die Brände in der Türkei toben vornehmlich an der Mittelmeerküste,
besonders betroffen sind die Regionen Antalya, Mugla aber auch Adana.
Vieh wie Kühe und Hühner sowie in den Wäldern lebende Tiere sind in
großer Zahl in der Flammen verendet.
WWF spricht von neuer Generation von Bränden
"Die Wälder in der Mittelmeerregion werden von einer neuen Generation
von Bränden heimgesucht", hieß es in einer Mitteilung des WWF. Die
Umweltorganisation befürchtet, "dass im gesamten Mittelmeerraum in
diesem Jahr erneut mehr als eine halbe Million Hektar Wald in Flammen
aufgehen werden".
Die Türkei und Griechenland erfasst seit Tagen eine Hitzewelle mit
Extremtemperaturen. Es herrschen teilweise über 40 Grad, "die Böden
trocknen aus, es ist lang kein Niederschlag gefallen", sagte Andreas
Friedrich, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der
Deutschen Presse-Agentur.
Zwei Brandstifter auf Sizilien gefasst
Auslöser für die Brände kann es viele geben. In Italien etwa haben
Polizisten zwei Brandstifter auf Sizilien festgenommen. Die
Carabinieri hätten die beiden Männer im Alter von 80 und 25 Jahren am
Montag auf frischer Tat in der zentralen Provinz Enna ertappt, hieß
es am Dienstag in einer Mitteilung. Demnach waren sie dabei, einen
Brand im Gebiet des Gebirges Monti Nebrodi zu legen, einem bekannten
Naturareal Siziliens, das teils unter Naturschutz steht.
In der Türkei befördern die Brände auch die politische Debatte. Von
Beginn an wurde besonders in den sozialen Medien Kritik an der
Ausstattung der Einsatzkräfte laut. Zu wenige Lösch-Flugzeuge, zu
wenig Vorbereitung auf derartige Krisen. Laut dem türkischen
Luftfahrtverband verfügt die Türkei über 3 Löschflugzeuge und 17
Helikopter. Zum Vergleich: Griechenland verfügt über mehr als 40
Löschflugzeuge und 25 Hubschrauber. Die Regierung gestand den Fehler
ein, aus dem Ausland wurden weitere Flieger zur Unterstützung der
Löscharbeiten angefordert. Die Europäische Union sendete drei Flieger
aus Kroatien und Spanien zum Löschen. Aus Aserbaidschan kamen
Hunderte Helfer.
Scharfe Kritik an Erdogan wird deutlich
Scharfe Kritik wurde auch am türkischen Präsidenten Recep Tayyip
Erdogan laut. Ein in den sozialen Medien häufig geteiltes Video zeigt
Erdogan dabei, wie er auf seiner Reise in das Katastrophengebiet
abgepackten Tee aus einem rasch vorbeifahrenden Bus in Richtung von
Menschen am Straßenrand wirft. Ein Mensch in Uniform duckt sich weg,
um nicht von dem Teepaket getroffen zu werden. Das Video wurde von
vielen als Beweis für die Unfähigkeit der Regierung gewertet, adäquat
auf den Notstand zu reagieren.
Mit der großen Hitze steigt in den Ländern auch der Stromverbrauch.
Das griechische Energieministerium rief alle Bürger auf, die
Klimaanlagen nicht auf ganz niedrige Temperaturen zu stellen. "26
Grad und nicht mehr", hieß es vom Ministerium. In der Türkei fiel am
Montag bereits in zahlreichen Orten des Landes der Strom aus, Grund
sei der mit der Hitze stark gestiegene Verbrauch, hieß es in einer
Mitteilung des Ministeriums für Energie und natürliche Ressourcen.
Niederschlag sei auch bis Ende der kommenden Woche in allen drei
Ländern nicht in Sicht, hieß es vom DWD. Für die nächsten zehn Tage
halte das trocken-heiße Wetter an. Die Brandgefahr werde angesichts
der Dürre auch nach dem Ende dieser Hitzewelle enorm sein, warnten
Meteorologen: Wenn Winde einsetzten, könne es zu verheerenden Feuern
kommen.
(nb/dpa)
Für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) muss letzte Woche im Bundestag wohl eine große Enttäuschung gewesen sein. Er hatte sich auf eine Debatte mit seinem Erzfeind und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eingestellt. Dieser fehlte aber spontan aufgrund eines Defekts an einem Regierungsflugzeug und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) musste für ihn einspringen.