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International
Die Berliner Konferenz sollte die Gewalt in Libyen beenden und den Weg zum Aufbau stabiler staatlicher Strukturen ebnen. Das ölreiche Land soll auch nicht länger Spielball der Mächte sein. Doch mit den Feuerwehrleuten saßen auch Brandstifter am Tisch.
19.01.2020, 15:4719.01.2020, 19:14
Waffenstillstand, Kontrolle des Waffenembargos und Entwaffnung der Milizen: Bei der bislang größten Libyen-Konferenz haben
internationale Akteure in Berlin nach einem Weg zum Frieden in dem
nordafrikanischen Bürgerkriegsland gesucht.
Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte bekräftigte vorab die Forderung nach einer Mission zur Überwachung eines Waffenstillstandes. Italien sei bereit, dabei eine Rolle zu übernehmen, sagte er nach Gesprächen mit UN-Generalsekretär António Guterres.
Auf dem Tisch des von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einberufenen Gipfels lagen Vorschläge für einen Waffenstillstand mit internationaler Überwachung, eine Verpflichtung zur Einhaltung des formal längst geltenden Waffenembargos sowie die Forderung nach einer Demobilisierung der Milizen.
"Wir haben einen Sicherheitsplan vorgelegt, der den Abzug aller ausländischen Kämpfer vorsieht, gleich welcher Nationalität", sagte der UN-Sondergesandte für Libyen, Ghassan Salamé, der arabischen Zeitung "Al-Sharq al-Awsat".
Einzelgespräche mit Libyen-Vertretern
Kanzlerin Merkel und Außenminister Heiko Maas trafen schon vor dem
offiziellen Beginn der Konferenz mit dem libyschen Premierminister
Fajis al-Sarradsch und dessen Gegenspieler General Chalifa Haftar
zusammen. Die Gespräche wurde nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur mit den beiden libyschen Vertretern getrennt geführt.
An dem Gipfel nahmen sie zunächst nicht teil.
Al-Sarradsch forderte vor Beginn der Gespräche eine internationale Schutztruppe, sollten die Kämpfe in seinem Land andauern. "Wenn Chalifa Haftar seine Offensive nicht einstellt, muss die internationale Gemeinschaft aktiv werden, und zwar auch mit einer internationalen Truppe zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung", sagte er der "Welt am Sonntag". Eine solche Schutztruppe müsse unter dem Dach der Vereinten Nationen agieren.
Al-Sarradsch zweifelte die Absichten seines Gegenspielers Haftar an. "Die lange Erfahrung lässt uns an den Absichten, der Ernsthaftigkeit und dem Engagement der anderen Seite zweifeln", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Jeder weiß, dass er um jeden Preis nach Macht strebt", sagte der Chef der international anerkannten Regierung mit Sitz in Tripolis, ohne Haftar dabei namentlich zu nennen.
Merkel empfing zentrale Akteure des Libyen-Konflikts, darunter
Staaten, die mit Waffenlieferungen oder Truppenentsendungen indirekt
an dem Krieg beteiligt sind. Zu den teilnehmern zählten unter anderem der türkische Präsident
Recep Tayyip Erdogan, Russlands Staatschef Wladimir Putin und
US-Außenminister Mike Pompeo. Putin und Erdogan trafen sich vor der
Konferenz zu einem bilateralen Gespräch. Dabei betonten beide die
Bedeutung einer Waffenruhe in Libyen.
Ankara unterstützt Al-Sarradsch, Moskau dagegen Haftar, die Türkei und Russland gelten als zentrale Akteure in dem Konflikt.
Polizei im Großeinsatz
In Libyen brach nach Sturz und Tötung des langjährigen Machthabers
Muammar al-Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg aus. Die Regierung von
Ministerpräsident Al-Sarradsch ist international anerkannt, hält aber
nur kleine Gebiete rund um die Hauptstadt Tripolis im Westen des
Landes. Gegen ihn kämpft der General Haftar mit seinen Verbündeten,
die weite Teile des ölreichen Landes beherrschen.
Auch Großbritannien, Frankreich, China, die Vereinigten Arabischen
Emirate, die Republik Kongo, Italien, Ägypten, Algerien, sowie die
Vereinten Nationen, die Europäische Union, die Afrikanische Union und
die Arabische Liga sind bei dem Treffen vertreten. Die Polizei ist
mit einem Großaufgebot im Einsatz. Straßen rund um Kanzleramt und
Reichstag sind abgesperrt, Hotels und Botschaften werden abgesichert.
Libyen ist ein wichtiges Transitland für Migranten auf dem Weg nach
Europa. Als Folge des anhaltenden Bürgerkriegs sind nach Angaben des
UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) rund 1,3 Millionen Menschen im Land
auf humanitäre Hilfe angewiesen. 217.000 Menschen sind Vertriebene im
eigenen Land.
Al-Sarradsch konnte Libyen nicht einen
Der Machtkampf in Libyen war nach dem Sturz von Langzeitmachthaber
Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ausgebrochen. Im Zuge einer
Parlamentswahl im Jahr 2014 teilte sich das Land in zwei Regierungen:
eine in der Hauptstadt Tripolis und eine Gegenregierung in Tobruk im
Osten.
Hintergrund war, dass das von islamistischen Kräften und
ehemaligen Rebellen beherrschte Bündnis Fadschr Libia ("Libyens
Morgenröte") seine Wahlniederlage nicht anerkennen wollte und die
Macht in Tripolis an sich riss. Das neu gewählte Parlament zog
dagegen in den Osten und beanspruchte ebenfalls die Macht.
Die derzeitige Regierung von Ministerpräsident Al-Sarradsch nahm 2016
in Tripolis ihre Arbeit auf. Sie entstand als Folge einer
Vereinbarung über die Machtteilung in Libyen unter UN-Vermittlung.
Al-Sarradsch gelang es mit seiner begrenzten Macht im Land aber
nicht, politische Differenzen der beiden Regierungen wie erhofft zu
überwinden. Das Parlament im Osten erkannte die Sarradsch-Regierung
nicht an und stützte dagegen die selbst ernannte Libysche
Nationalarmee (LNA) des einflussreichen Generals Haftar.
(pcl/dpa)
Der australische Politiker Stephen Bates, Abgeordneter der Grünen aus Queensland, hat sich einen Account bei Onlyfans zugelegt. Der Grund? Kein Skandal, sondern politische Aufklärungsarbeit.
Stephen Bates will Onlyfans nicht für erotische Inhalte nutzen, sondern um für ein gesundheitspolitisches Anliegen zu werben: PrEP und PEP – Medikamente zur Vorbeugung und Sofortbehandlung von HIV – sollen in Australien für alle mit Rezept kostenlos werden. Der Vorschlag stammt von seiner Partei, den australischen Grünen.