Bei der Feuerkatastrophe in Australien helfen nicht nur großzügige Spenden, sondern vor allem Menschen, die beim Kampf gegen die Flammen mit anpacken oder Verletzte behandeln. Es sind die unbezahlten Helden der australischen Buschbrände.
Sie sind Klempner oder Krankenschwester, aber derzeit sind sie vor allem eines: Feuerwehrleute. Die freiwilligen Helfer in Australien sind zu den Helden der Brände geworden. Das zeigt sich auch in traurigen Momenten.
Er hat noch den Schnuller im Mund. Der kleine Sohn eines Feuerwehrmannes trägt bei der Beerdigung seines Vaters ein Uniform-Hemdchen. Vor ihm steht der Feuerwehrchef eines australischen Bundesstaates und heftet ihm eine Auszeichnung an, für den mutigen Einsatz seines Vaters. Es ist ein symbolisches Bild.
Harvey Keaton ist erst 19 Monate alt. Sein Vater starb auf dem Weg zu einem Einsatz. Das Feuerwehrauto fuhr gegen einen umgestürzten Baum. Und die 200.000 freiwilligen Feuerwehrleute kämpfen gegen die Brände auf dem Kontinent. Tag und Nacht, bis zur Erschöpfung.
Die Feuerwehrleute sind zu den Helden der Katastrophe geworden, ähnlich wie nach den Terroranschlägen 2001 in den USA. Die Brände, die besonders im Südosten Australiens wüten, sind viel schlimmer als sonst und haben früher angefangen. Das steckt vielen Helfern in den Knochen.
Die Feuerwehrfrau Brigitte Lewis hat fast selbst ihr Haus im Nordwesten von Sydney verloren. Gestern hatte ihre Brigade zum ersten Mal seit Oktober eine Ruhepause, wie sie der Deutschen Presse-Agentur erzählt.
Lewis sagt: Wenn da nicht die vielen Tausend Freiwilligen wie sie gewesen wären, dann wären noch viel Häuser mehr zerstört worden. Und es hätte noch viel mehr Tote gegeben. 20 sind es im Bundesstaat New South Wales.
Die Feuerwehrkollegen sind für Lewis wie eine Familie. Da gibt es Kameradschaft, man unterstützt sich untereinander, wie die Krankenschwester sagt. "Aber das bezahlt nicht die Rechnungen."
Die Freiwilligen, die Feuerkrise und die Regierung, das ist ein Thema für sich. Australiens Premierminister Scott Morrison ist als Krisenmanager nicht nur wegen eines Hawaii-Urlaubs mitten während der Brände in die Kritik geraten. So sagte er im Dezember auf die Frage, wie lange die Feuerwehrleute noch unbezahlt arbeiten sollten: Diese wollten doch dort sein. Später versprach er bis zu 6000 australische Dollar (3700 Euro) Entschädigung.
In einem mit dem Handy aufgenommenen Video wird klar: Der Premier hat nun viele Australier gegen sich. Als Morrison den australischen Ort Cobargo besucht, hört er von den Bewohnern: "Wir wählen dich nicht noch einmal!"
Als Morrison Reservisten aus dem Militär mobilisierte, klagten wichtige Feuerwehrchefs, sie hätten das aus den Medien erfahren. Noch ein unglücklicher Moment: Ein Feuerwehrmann mochte dem Premier bei einem Ortsbesuch nicht die Hand schütteln.
Neville Stewart, Chef der Feuerwehr eines Vororts von Melbourne, kennt den Kampf gegen die Buschbrände seit mehr als 20 Jahren.
Normalerweise gingen dort Feuer erst Mitte Januar richtig los, dieses Mal sei es Dezember gewesen. Im Hauptberuf ist Stewart Klempner. Er hält Ehrenamtliche, mit denen das System überwiegend funktioniert, für besser als bezahlte Kräfte. Das sei viel zu teuer, wo es ohne große Buschbrände oft nur drei oder vier Anrufe im Jahr gebe.
Die Einsatzkräfte in Australien leisteten derzeit Großes, nahezu Unmögliches, sagte der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Knorr, der dpa.
Die Feuerwehr in Deutschland hat es längst nicht mit solchen gewaltigen Dimensionen zu tun wie in Australien, wie Knorr betont. Sie ist aber auch besonders auf Ehrenamtliche angewiesen: In der Fläche, ob in Brandenburg oder Niedersachsen, helfen viele Freiwillige bei Bränden.
Die Arbeit der australischen Feuerwehrleute bekommt viel Anerkennung, ob von Kollegen oder Stars aus Film und Fernsehen. Die Spendenbereitschaft ist riesig. Die australische Komikerin Celeste Barber trommelte umgerechnet etwa 25 Millionen Euro zusammen. Bei anderen Organisationen wie dem Roten Kreuz waren es ebenfalls Millionensummen. Die Spenden seien "extrem großzügig", sagte der Feuerwehrchef von New South Wales, Shane Fitzsimmons, laut der britischen Zeitung "Guardian".
Jetzt gibt es demnach die "schöne Herausforderung", zu schauen, wohin das Geld fließen wird. Aber am Dienstag musste Feuerwehrchef Fitzsimmons wieder zu der Beerdigung eines Kameraden gehen.
Die kleine Tochter des australischen Feuerwehrmanns Andrew O'Dwyer wollte nicht vom Sarg ihres Vaters weichen. Der 36-Jährige war ums Leben gekommen, als sich sein Truck vor Weihnachten in einem Feuertornado überschlug. Es war der dritte Tote der Feuerwehr in New South Wales seit Beginn der Brände. Fitzsimmons versicherte der kleinen Tochter bei der Trauerfeier in Sydney, ihr Vater sei ein Held gewesen.
(joey, mit dpa)