
Die spanischen Behörden sind alarmiert. imago/watson-montage
International
24.08.2018, 15:5324.08.2018, 15:57
Der Notruf ging am Montag gegen 19 Uhr ein. Der Körper eines jungen Deutschen war am
Ballermann mit lautem Knall auf einem Betondach im ersten Stock des
Hotels Pabisa Bali aufgeschlagen. Sanitäter und der Notarzt konnten
laut Polizei nur noch den Tod des 23-Jährigen feststellen. Der
Deutsche sei aus dem 12. Stock gefallen.
Zu den Todesumständen seien
Ermittlungen aufgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Unter
anderem sollte eine Autopsie durchgeführt werden.
- Der Vorfall von Montag ist kein Einzelfall: Allein seit Beginn der Saison starben auf der spanischen Urlaubsinsel bereits acht ausländische Besucher bei Stürzen aus Fenstern oder von Balkonen. Viele weitere Opfer kamen mit Verletzungen davon.
- Dahinter steckt fast immer das sogenannte "Balconing" - Mutproben junger Urlauber in oft schwindelerregender Höhe unter Alkohol- oder Drogen-Einfluss. Behörden sind ratlos.
Die offenen Fragen im Vorfall von Montag:
Die Polizei habe am Dienstag ein Überwachungsvideo des Hotels ausgewertet, berichtete die "Mallorca Zeitung". Darin sei zu erkennen, wie der junge Mann möglicherweise aufgrund von Alkohol- oder Drogenkonsum "sich kaum auf den Beinen halten kann" und "über das Geländer seines Zimmers" steige. Über dem Abgrund halte er sich zunächst noch mit den Armen am Geländer fest, bevor er plötzlich loslässt und in die Tiefe stürzt.
Der
Unglücksort liegt nur rund 200 Meter vom Strand entfernt. Am Carrer
Pare Bartomeu Salvà. Im Volksmund viel besser als "Schinkenstraße" bekannt. Es ist das Party-Epizentrum der Playa de Palma. Dort findet
man unter anderem den "Bierkönig", den größten Biergarten/Diskothek
der Insel, mit Platz für rund 10.000 partywillige Besucher.
Der Tod des jungen Mannes war am Montag nicht der einzige
Zwischenfall mit einem deutschen Touristen auf Mallorca:
- Gegen vier Uhr nachmittags habe sich ein Deutscher eine Knieverletzung zugezogen, als er beim Klettern an einer Hotelfassade der Playa de Palma gestürzt sei, so die "Diario de Mallorca".
- Am frühen Montagmorgen wurde außerdem eine junge Touristin aus Frankreich schwer verletzt, als sie in Palmanova unweit des "britischen Ballermanns" Magaluf südwestlich von Palma aus ihrem Zimmer im dritten Stockwerk eines Hotels in die Tiefe stürzte. Die 20-Jährige liegt laut Polizei auf der Intensivstation.
Die Gefahr des Trends
Die meisten Opfer des "Balconing" wurden in diesem Sommer bisher im
Badeort Magaluf registriert. Es waren vor allem junge Briten. Briten
wie die 19-jährige Natalie, die vor ihrem Sturz in den Tod auf
Facebook postete: "Ich erlebe hier die besten Tage meines Lebens." Oder wie Thomas (20) oder Tom (18). Oft ist es der erste Urlaub ohne
Eltern, man will auf den Putz hauen, und die Bars öffnen sehr früh.
Auf Websites findet man Angebote wie den "Magaluf Club Pass": Sieben
Nächte All-You-Can-Drink für 99 Euro, im Mai und September sogar nur
29 Euro.
Die Experten sprechen unisono von einem "traurigen Rekord". "Wir
müssen abwarten, bis die Saison vorüber ist. Aber schon jetzt kann
man sagen, dass es noch nie so viele waren wie in diesem Jahr", wurde
der mallorquinische Unfallchirurg Juan José Segura erst vorige Woche
in der "Mallorca-Zeitung" zitiert.
Der 32-Jährige behandelt nicht nur die Opfer. Gemeinsam mit sechs
Kollegen hat er auch die Hintergründe des zunehmenden Phänomens zu
erforschen versucht.
Schon 2016 kam eine Studie beim "Balconing" auf Mallorca zum Schluss:
Zwischen 2010 und 2015 gab es demnach 46 Fälle. 60 Prozent der Opfer sind Briten, 15 Prozent Deutsche. 96 Prozent hatten Alkohol konsumiert, 30 Prozent auch andere Drogen. Mentale Probleme oder Suizidabsichten hatte demnach keines der Opfer.
Wie die Insel reagieren will:
Die Gemeinde Calvià, zu der Magaluf gehört, hatte nach mehreren
Todesfällen schon Anfang Juli Alarm geschlagen und eine Krisensitzung
mit Hoteliers und Politikern sowie mit Vertretern des britischen
Konsulats abgehalten.
Ein Ergebnis des Treffens: Die Regierung der
Balearen will auf Antrag von Unternehmern, Nachbarschaftsverbänden
und Gemeinden verstärkt gegen "Sauftourismus" vorgehen und
beispielsweise den freien Ausschank alkoholischer Getränke in den
sogenannten All-Inclusive-Hotels verbieten. Über weitere Maßnahmen
wird noch nachgedacht.
(pb/dpa)
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