Nach der Veröffentlichung mehrerer bislang unbekannter Videos der entführten Scheicha Latifa aus Dubai hat die britische Regierung ihre Besorgnis ausgedrückt. Das Material sei "sehr beunruhigend", sagte Außenminister Dominic Raab am Mittwoch, nachdem der Sender BBC die von der verschwundenen Frau aufgenommenen Videos veröffentlicht hatte.
Auch Premier Boris Johnson zeigte sich "besorgt" über den Zustand der jungen Frau und verwies auf Ermittlungen der Vereinten Nationen. Diese hatten mitgeteilgt, dass die UN-Arbeitsgruppe für erzwungenes Verschwinden sich die Sachlage derzeit anschaue.
"Ich bin eine Geisel, und diese Villa ist in ein Gefängnis verwandelt worden", sagt die junge Frau in einem der Videos, die von der BBC am Dienstag publiziert worden waren. Die Regierungen Dubais und der Vereinigten Arabischen Emirate hätten die Videos auf Anfrage nicht kommentiert, hieß es von dem Sender.
Latifa ist die Tochter des emiratischen Ministerpräsidenten und Emirs von Dubai, Mohammed bin Raschid al-Maktum. Ihre ältere Schwester Schamsa (38) wurde bereits im Jahr 2000 in Cambridge entführt und nach Dubai zurückgebracht, nachdem sie versucht hatte, sich abzusetzen. Unter anderem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die Freilassung der beiden gefordert.
In den Videos berichtet die junge Frau, wie sie von Polizisten bewacht wird und dass sie um ihr Leben fürchtet. Latifa soll sie mehr als ein Jahr nach ihrem spektakulären Fluchtversuch heimlich mit dem Handy für Freunde aufgenommen haben.
Sie hatte im Februar 2018 per Schlauchboot und Jacht versucht, Dubai zu verlassen. Dann soll sie von einem Sonderkommando vor der indischen Küste gestoppt und gewaltsam zurückgebracht worden sein – so behaupten es Latifas Unterstützer. Diese stellten das ältere Videomaterial nun der BBC zur Verfügung, da sie sich um die Sicherheit der Scheicha sorgten.
Ein britisches Gericht hatte Scheich Mohammed im vergangenen Jahr für die Entführung seiner zwei Töchter und die Einschüchterung einer seiner Ehefrauen verantwortlich gemacht. Das Gerichtsurteil bestätigt Vorwürfe von Prinzessin Haja Bint al-Hussein, einer der Ehefrauen des Scheichs. In einem Fall stellte das Gericht sogar Folter fest.
(lau/dpa)