Ein Soldat der syrischen Regierungstruppen im Nordosten des Landes. Bild: imago images/Xinhua
International
20.10.2019, 14:4220.10.2019, 14:44
Anderthalb Wochen nach dem türkischen
Einmarsch in Nordsyrien ist die humanitäre Lage in der Region weiter
dramatisch.
- "Die vergangene Woche war ein totales Chaos für Hunderttausende Syrer", sagte Karl Schembri, Sprecher vom Norwegischen Flüchtlingsrat (NRC), dem TV-Sender CNN International. "Sie leben in Angst und Unsicherheit, ohne zu wissen, wo die nächste Bombe explodieren wird."
- In gut einer Woche sind nach jüngsten Angaben des UN-Nothilfebüros Ocha mindestens 165.000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben worden, darunter schätzungsweise 70.000 Kinder.
Die Lage in Syrien derzeit:
Die Türkei hatte am 9. Oktober im Norden Syriens eine Offensive gegen
die Kurdenmiliz YPG gestartet, die von ihr als Terrororganisation
angesehen wird. Ankara begründet den Einmarsch mit dem Recht auf
Selbstverteidigung.
Nach einer am Donnerstag verkündeten Waffenruhe
hatten sich die Kurdenmilizen und die Türkei gegenseitig einen Bruch
der Vereinbarung vorgeworfen. Aktivisten meldeten vereinzelte Kämpfe.
Das berichten Helfer vor Ort:
"Mehr und mehr von ihnen
werden in den benachbarten Irak und in andere Gegenden flüchten, die
nicht darauf vorbereitet sind, vertriebene Familien aufzunehmen",
sagte Schembri. Etwa 2400 Menschen hätten bereits die Grenze zum Irak
überquert. Die Situation in syrischen Lagern sei dabei "extrem
besorgniserregend", hatte Ocha am Freitag mitgeteilt.
Vor Beginn der türkischen Angriffe hätten bereits mehr als 100.000
Vertriebene in Lagern in der Region gelebt, sagte Schembri. Mit der
Unterstützung humanitärer Helfer hätten sie überlebt. "All das wurde
im Lauf der vergangenen Woche gefährdet, weil die meisten Helfer
selbst flüchten mussten."
"Wir sind eine der wenigen internationalen Hilfsorganisationen, die
im Nordosten Syriens verbleiben", teilte das Internationale Komitee
vom Roten Kreuz (ICRC) am Sonntag auf Twitter mit. Die Organisation
Ärzte ohne Grenzen (MSF) hatte am Dienstag bereits angekündigt, alle
internationalen Mitarbeiter aus der Region abzuziehen. Deren
Sicherheit sei nicht mehr gewährleistet, hieß es zur Begründung.
(ll/dpa)
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