Politik
Interview

Uigurin Jewher Ilham erzählt, wie China ihr ihren Vater wegnahm

Jewher Ilham, Uiguren-Aktivistin.
Jewher Ilham, Uiguren-Aktivistin.Bild: watson/getty
Interview

Uigurin Jewher Ilham berichtet, wie China ihr ihren Vater wegnahm

21.12.2019, 10:5011.04.2024, 16:28
Maria Pelteki
Maria Pelteki
Mehr «Politik»

2013 sah Jewher Ilham ihren Vater zum letzten Mal. Damals standen die beiden am Flughafen in Peking, sie wollten in die USA reisen. Doch Jewhers Vater, Ilham Tohti, wurde festgenommen, verurteilt und weggesperrt.

Tohti war Regierungskritiker und Aktivist. Seine Familie gehört zu den Uiguren, einer muslimischen Minderheit in China.

Nach den "China Cables" spricht die ganze Welt über die brutale Unterdrückung der Uiguren durch die chinesische Regierung. Jewher Ilham, heute 25 Jahre alt, und ihr Vater haben die Unterdrückung am eigenen Leib erfahren.

Die Geschichte von Jewher Ilham und ihrem Vater

"Mein Vater hat über Jahrzehnte versucht, die Beziehungen zwischen den Uiguren und den Han-Chinesen zu verbessern", erzählt Jewher Ilham im Gespräch mit Watson (das Video-Interview findet ihr unten im Artikel). Die Han bilden die größte ethnische Volksgruppe in China.

"Aber wegen seiner Arbeit wurde er zu lebenslänglicher Haft verurteilt."

Ilham Tohti startete die Webseite UyghurOnline.com. Sie sollte eine Austauschplattform für Chinesen, Uiguren und andere Minderheiten sein. So versuchte der Wirtschaftswissenschaftler, Uiguren und Han-Chinesen zu versöhnen.

Doch schon die Webseite habe für die chinesische Regierung eine Bedrohung dargestellt, sagt Jewher Ilham. Die Familie sei bedroht, schikaniert und unter Hausarrest gestellt worden.

2014 wurde Tohti in einem international scharf kritisierten Prozess wegen "Separatismus" zu lebenslanger Haft verurteilt. Das letzte Mal Kontakt hatte Jewher Ilham laut eigenen Angaben mit ihrem Vater 2017. Sie ist sich nicht einmal sicher, ob er noch lebt.

Die Situation der Uiguren in China

Die mehrheitlich muslimische Minderheit der Uiguren lebt vorrangig in der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang. Hier stehen auch die Umerziehungslager, in denen laut Menschenrechtsorganisationen bis zu einer Millionen Uiguren gefangen gehalten werden.

In der Provinz Xinjiang kam es in der Vergangenheit immer wieder zu blutigen Anschlägen. Die chinesische Regierung diffamiert daher alle Uiguren als Terroristen.

Am Mittwoch verlieh das EU-Parlament den diesjährigen Sacharow-Preis für geistige Freiheit an Ilham Tohti. Seine Tochter, die mittlerweile in den USA lebt, nahm ihn stellvertretend für ihn in Empfang.

Was kann man tun?

Wir haben Jewher Ilham in Berlin getroffen. Sie hat uns von der Arbeit ihres Vaters erzählt und von den Repressionen, die sie in China erlebte.

Uiguren-Aktivistin erzählt, wie China ihren Vater wegnahm

Video: watson/Maria Pelteki

"Es gibt so viele Schritte, die die Menschen tun können", sagt sie auf die Frage, was sie von der internationalen Gemeinschaft erwartet.

"Informiert euch über die Situation, teilt es über Social Media, über Freunde und Familie. Und bitte hört auf, Produkte zu kaufen, die in den Konzentrationslagern produziert werden."

(ll)

Bundeswehr-General Mais zeigt sich nach Russlands Raketen-Eskalation alarmiert

Als wäre der russische Angriffskrieg in der Ukraine nicht schon genug, eskaliert der Konflikt weiter. Nach russischen Angaben hat das Land am Donnerstagmorgen mit einer neu entwickelten Mittelstreckenrakete die ukrainische Großstadt Dnipro beschossen, eine "Hyperschall-Rakete". Sechs Sprengköpfe schlugen dort ein. Der russische Präsident Putin sagte, es seien keine Atomsprengköpfe gewesen.

Zur Story